Mobilisations-Taping

Beim Mobilisations-Taping handelt es sich um ein therapeutisches Verfahren der Physiotherapie, Sportmedizin, Rehabilitation und Orthopädie, welches unter anderem zur Behandlung von Schwindel, Kopfschmerzen, Migräne und Rückenschmerzen eingesetzt werden kann. Das Verfahren stellt eine Kombination aus einer physiotherapeutischen Mobilisation und der Anlage eines fixierenden Tapes (englische Wort für (Klebe)Band) dar. Zur Mobilisation lassen sich verschiedene Methoden in Abhängigkeit von Indikation und betroffenem Gelenk nennen. Die Mobilisation beruht auf dem Prinzip, dass jede Muskelbewegung ein Zusammenspiel zwischen der Kontraktion und Entspannung eines Muskels darstellt. Mithilfe der Mobilisation sollen insbesondere die korrespondierenden Muskelgruppen gestärkt werden, um eine Verlängerung bzw. Wiederherstellung der Beweglichkeit zu erreichen. Beim Taping lassen sich mehrere Methoden mit unterschiedlichen Zielen unterscheiden.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Allgemeine Schmerzstörungen − Rezeptoren zur Erfassung von Reizen, die im Gehirn in die Schmerzwahrnehmung umgewandelt werden, befinden sich auch in der Muskulatur. In der Muskulatur übermitteln die Nozizeptoren primär mechanisch bedingte Schmerzreize. Durch eine Mobilisation mit anschließendem Taping können die Reize gemindert werden, sodass Schmerzen gelindert wahrgenommen werden.
  • Cephalgie (Kopfschmerzen) − Eine häufige Ursache für Kopfschmerzen stellen Verspannungen der Nackenmuskulatur dar. Durch monotone Arbeit, aber auch Fehlhaltungen, können diese Tonussteigerungen der Nackenmuskulatur entstehen. Folge dieses erhöhten Tonus ist eine Konsistenzveränderung der Muskulatur. Mithilfe der Kombination aus Mobilisation und Taping lässt sich der Tonus der Nackenmuskulatur dauerhaft korrigieren.
  • Funktionelle Rückenschmerzen − Als funktionelle Rückenschmerzen werden Schmerzen bezeichnet, für die keine Ursache gefunden werden kann. Blockierungen und Muskelverspannungen sind für 70 % der Rückenschmerzen verantwortlich und stellen somit die häufigste Ursache für Rückenschmerzen dar.
  • Lymphabflussstörung  Bei Störungen des Lymphsystems kann das Mobilisations-Taping Linderung bringen, indem die Lymphzirkulation verbessert wird.
  • Muskelverkürzungen − Muskelverkürzungen entstehen typischerweise als Schutzreiz auf verschiedene Belastungen. Als Beispiele für Belastungen sind Schmerzen, aber auch akustische oder optische Stressfaktoren zu nennen. Auch degenerative Gelenkveränderungen, Koordinationsstörungen bei fehlendem Training und Überlastung der Muskulatur durch einseitige Trainingsbelastungen oder Tätigkeiten lassen sich als Ursachen für reflektorische Muskelverkürzungen feststellen.
  • Vertigo (Schwindel) und Tinnitus − Die Entstehungsmechanismen für Schwindel und Tinnitus sind häufig unbekannt. Während verschiedene Schwindelarten wie Dreh- und Schwankschwindel bekannt sind, sind die Ursachen teilweise noch unbekannt. Tinnitus kann häufig mit Stress und Belastungen zusammenhängen, wobei diese häufig mit Verspannungen in Verbindung stehen.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Offene Wunden und unvollständig verheilte NarbenIn Hautbereichen mit offenen Wunden oder unvollständig verheilten Narben sollte kein Mobilisations-Taping durchgeführt werden. 
  • Atopisches Ekzem (Neurodermitis) und Psoriasis (Schuppenflechte) − Symptome von Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Psoriasis können durch das Mobilisations-Taping kurzfristig verschlimmert werden.
  • SchwangerschaftWährend der Schwangerschaft sollte das Mobilisations-Taping nur mit besonderer Vorsicht durchgeführt werden.
  • Bekannte Allergie gegen Inhaltsstoffe der Tapes Eine Allergie gegen Inhaltsstoffe wie beispielsweise Acryl kann eine Kontraindikation darstellen.

Vor der Therapie

  • Anamnese und Diagnose: Erfassung der medizinischen Vorgeschichte und aktueller Beschwerden des Patienten.
  • Physikalische Untersuchung: Überprüfung der betroffenen Bereiche, um die genaue Indikation für das Mobilisations-Taping festzulegen.
  • Beweglichkeitstest: Bewertung der Beweglichkeit und Funktionsfähigkeit der betroffenen Gelenke und Muskeln.
  • Allergietest: Überprüfung auf mögliche Hautallergien gegen das Klebematerial des Tapes.
  • Zielsetzung: Festlegen der spezifischen Ziele der Behandlung, basierend auf den Bedürfnissen und dem Zustand des Patienten.
  • Aufklärung: Informieren des Patienten über den Ablauf der Therapie, mögliche Empfindungen während der Anwendung und Erwartungen nach der Behandlung.

Des Weiteren sollte vor Beginn des Mobilisations-Taping geklärt werden, ob der Patient mit Antikoagulantien (blutverdünnende Medikamente) behandelt wird. Die Einnahme dieser Medikamente kann in Kombination mit dem Mobilisations-Taping kleine Einblutungen in der Haut bedingen. In Fallstudien konnte aufgezeigt werden, dass Patienten, die Antikoagulantien wie Marcumar einnehmen, gelegentlich über Pruritus (Juckreiz) klagen, wobei die Ursache hierfür bislang nicht eindeutig geklärt ist.

Das Verfahren

Mobilisations-Taping ist eine Kombination aus physiotherapeutischer Mobilisation und dem Taping. In einem ersten Schritt werden die muskulären Verspannungen bzw. Verhärtungen mit einer sanften und schmerzfreien Mobilisation gelöst. Anschließend wird in der entsprechenden Region ein Tape (medikamentfreies Spezialpflaster) aufgebracht. Dadurch erfolgt keine vollständige Ruhigstellung von Gelenken und Muskelregionen, sondern eine Stabilisierung durch Fixierung, sodass eine notwendige Aktivität der Muskulatur stets möglich ist. Die spezielle Klebetechnik wirkt lokal durchblutungsfördernd, was die Heilung beschleunigen kann.
Alle Wirkprinzipien der Tapeverbände sind bislang nicht vollständig geklärt, allerdings werden neben der Durchblutungssteigerung auch die Kompression, die Schienung sowie ein positiver Effekt auf die Gelenke vermutet.

Mithilfe des Mobilisations-Tapings kann eine lang andauernde Symptomlinderung oder sogar eine vollständige Symptomfreiheit erreicht werden.  

Nach der Therapie

  • Nachsorgehinweise: Anweisungen zur Pflege der getapten Bereiche und Empfehlungen zur Vermeidung von Feuchtigkeit oder Reibung auf dem Tape.
  • Bewegungsübungen: Empfehlungen für spezifische Übungen, um die Therapieeffekte zu unterstützen und zu verstärken.
  • Beobachtung: Achten auf Anzeichen von Hautreizungen, Allergien oder Beschwerden im Bereich des Tapes.
  • Folgetermine: Planung von Nachuntersuchungen zur Bewertung des Therapieerfolgs und möglicher Anpassungen der Behandlung.

Mögliche Komplikationen

  • Hautreaktionen: Rötungen, Juckreiz oder allergische Reaktionen auf das Klebematerial des Tapes.
  • Beeinträchtigung der Beweglichkeit: Übermäßige oder falsche Anwendung des Tapes kann zu Einschränkungen der natürlichen Beweglichkeit führen.
  • Schmerzverstärkung: In seltenen Fällen kann das Tape Druck auf empfindliche Bereiche ausüben und die Schmerzen verstärken.
  • Unzureichende Wirkung: Mangelnde therapeutische Effektivität bei falscher Anwendung oder unpassender Indikationsstellung.

Literatur

  1. Gutenbrunner C: Rehabilitation, Physikalische Medizin und Naturheilverfahren. Springer Verlag 2006
  2. Koller F: Aktive und passive Mobilisation kombiniert. Physiopraxis. 2005. 1:36-38
  3. Kumbrink B: K-Taping. Springer Verlag 2011

     
Wir helfen Ihnen in jeder Lebenslage
Die auf unserer Homepage für Sie bereitgestellten Gesundheits- und Medizininformationen ersetzen nicht die professionelle Beratung oder Behandlung durch einen approbierten Arzt.
DocMedicus Suche

 
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
ArztOnline.jpg
 
DocMedicus                          
Gesundheitsportal

Unsere Partner DocMedicus Verlag