Medizinische Fußpflege
Podologie

Der Begriff Podologie leitet sich von den griechischen Worten „podos” und „logos” ab, die übersetzt „Lehre des Fußes” bedeuten. Die medizinische Fußpflege vereint kosmetische und medizinische Aspekte sowohl in der Pflege und Prophylaxe des gesunden Fußes als auch in der sekundären Prophylaxe der Fußerkrankungen. Der Beruf des Podologen zählt zu den medizinischen Fachberufen und erfordert eine 2-jährige Ausbildung mit anschließender staatlicher Prüfung. Die Berufsbezeichnung des medizinischen Fußpflegers bzw. Podologen wird seit dem 2. Januar 2002 durch ein Podologengesetz geschützt.

Das Aufgabenfeld ist vielfältig und ermöglicht dem Podologen ein selbstständiges Arbeiten, das in eigenen Praxen und im organisierten Netzwerk von Ärzten und anderen medizinischen Berufen wie der Physiotherapie oder Ergotherapie stattfindet. Die Tätigkeiten in der medizinischen Fußpflege stehen in enger Beziehung zu den folgenden medizinischen Fachgebieten und erfordern hierzu fundierte Kenntnisse:

  • Innere Medizin – vor allem in der Diabetologie findet die Behandlung des diabetischen Fußes ihren Platz
  • Dermatologie – Hauterkrankungen werden von dem Podologen erkannt und zur weiteren Behandlung an den Facharzt verwiesen; teilweise werden Hauterkrankungen in ärztlicher Kooperation mit behandelt
  • Orthopädie – Fußfehlstellungen und Fehlbelastungssyndrome können ebenfalls durch den Podologen in ärztlicher Kooperation therapiert werden

Heute wird bisher nur die medizinische Fußpflege des diabetischen Fußes von der Krankenkasse erstattet. Das Krankheitsbild des diabetischen Fußes kann aufgrund der Entwicklungen zwei grundsätzlich unterschiedliche Formen haben. Man unterscheidet den neuropathisch-infizierten Fuß vom ischämisch-gangränösen Fuß. In 50-70 Prozent der Fälle liegt der neuropathisch-infizierten Fuß vor, bei dem die peripheren Nerven aufgrund jahrelanger Mangelversorgung geschädigt sind (diabetische Neuropathie). Der ischämisch-gangränose Fuß ist die Folge peripherer arterieller Durchblutungsstörungen, was zum Absterben ganzer Gewebebezirke führen kann. Die Häufigkeit des Vorkommens liegt bei 20 bis 30 Prozent aller Fälle des diabetischen Fußes.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Blasen
  • Clavi (Hühneraugen)
  • Eingewachsene, verdickte oder unästhetische Nägel
  • Hyperkeratosen (vermehrte Verhornung der Haut) und Druckstellen
  • Mykosen (Pilzbefall)
  • Risikopatienten mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder einer rheumatischen Erkrankung, die anfälliger für Erkrankungen der Füße sind
  • Schwielen
  • Verrucae (Warzen)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Infektionen: Akute bakterielle oder Pilzinfektionen der Füße oder Nägel.
  • Wundheilungsstörungen: Offene Wunden oder Geschwüre am Fuß.
  • Allergien: Bekannte Allergien gegen Materialien oder Produkte, die während der Behandlung verwendet werden.
  • Schwere Durchblutungsstörungen: Insbesondere bei Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit.
  • Unbehandelte Hauterkrankungen: Bestimmte Hautkrankheiten, die erst von einem Dermatologen behandelt werden sollten.

Vor der Therapie

  • Medizinische Anamnese: Erfassung der medizinischen Vorgeschichte, insbesondere bei Patienten mit Diabetes, rheumatischen Erkrankungen oder Durchblutungsstörungen.
  • Fußuntersuchung: Sorgfältige Inspektion und Palpation der Füße zur Identifikation von Problembereichen wie Schwielen, Warzen, eingewachsenen Nägeln oder Hyperkeratosen.
  • Hautzustand: Bewertung des Hautzustandes, um Anzeichen von Infektionen, Wunden oder anderen Hautproblemen zu erkennen.
  • Schuhwerk und Fußhygiene: Beurteilung des Schuhwerks und der Fußhygiene, da diese Faktoren die Fußgesundheit wesentlich beeinflussen können.
  • Beratungsgespräch: Gespräch über die Erwartungen und Ziele der Behandlung sowie Hinweise zur Vorbereitung auf die Therapie.
  • Kontraindikationen prüfen: Überprüfung möglicher Kontraindikationen wie aktive Infektionen, akute Entzündungen oder Allergien gegen verwendete Produkte.

Das Verfahren

Das Aufgabenfeld des medizinischen Fußpflegers ist groß und umfasst:

  • fachgerechtes Schneiden von Nägeln bzw. Abtragen von verdickten Nägeln
  • Behandlung von Hyperkeratosen (Verhornungen) und Clavi (Hühneraugen) ohne Krankheitswert
  • Sondierung der Nagelpfalz – Hyperkeratosen und Clavi können hier ebenfalls entfernt werden
  • Fußgymnastik – der Patient wird angeleitet präventiv die Beweglichkeit seiner Füße zu trainieren
  • Fußmassagen – der Podologe führt wohltuende Massagen durch
  • Beratung und Anleitung – häusliche Pflege und geeignete Pflegeprodukte werden thematisiert
  • kosmetische Fußpflege

Neben dem einfachen Schneiden der Nägel beherrscht der Podologe spezielle Behandlungsmethoden bei eingewachsenen Nägeln und erkennt Nagelmykosen (Nagelpilz), die einer medizinischen Therapie bedürfen. Neben der Abtragung starker Hyperkeratosen, Schwielen und Clavi können auch Verrucae (Warzen) entfernt werden. Weitere Maßnahmen können sein:

  • Schutz schmerzhafter Stellen in Form von Druck- und Reibeschutz
  • Orthonyxie – Behandlungsmethode bei eingewachsenen Nägeln: Anfertigung spezieller Nagelspangen, die an den Nagel Betroffener angepasst werden. Nachfolgend das Prozedere in Abhängigkeit vom Stadium der Erkrankung:
      • Stadium 1 der Erkrankung: Nagelspange wird etwa alle zwei bis sechs Wochen nachgespannt oder neu aufgebracht..
      • Stadium 2 und 3 (umliegende Haut ist bereits verletzt und entzündet): Therapiefortschritte werden engmaschiger kontrolliert.
  • Nagelprothetik – künstlicher Nagelersatz

Ablauf einer podologischen Behandlung:

  • Anamnese und Befunderhebung – wenn der Patient zum ersten Mal behandelt wird, ist eine ausführliche Inspektion und Palpation notwendig
  • Fußbad – das Fußbad dient der Reinigung und Erweichung der Fußhaut, wirkt entspannend auf den Patienten und dauert etwa 5-10 Minuten
  • Abtragen von Hyperkeratosen – mit speziellem Werkzeug werden Hyperkeratosen und Schwielen abgetragen, bei Bedarf werden keratolytische Mittel zur Hornhauterweichung eingesetzt
  • Kürzen der Nägel – das Kürzen erfolgt sorgfältig in Anpassung an die individuelle Nagelform
  • Arbeit im Nagelfalz – Abtragen von Hyperkeratosen etc.
  • Abschleifen der Nagelkanten und Pflege
  • Abschluss – z. B. eine Fußmassage

Weitere Hinweise

  • Die Nagelspangen­be­handlung bei eingewachsenen Fußnägeln, die derzeit eine ärztliche Leistung ist, kann zukünftig auch von Podologen übernommen werden. Laut G-BA kann die podologische Nagelspangenbehandlung von Ärzten voraussichtlich ab 1. Juli 2022 verordnet werden.

Nach der Therapie

  • Nachsorge: Anweisungen zur Pflege der behandelten Bereiche, um Infektionen oder Komplikationen zu vermeiden.
  • Beobachtung: Achten auf Anzeichen von Infektionen oder Reaktionen nach der Behandlung.
  • Fußhygiene: Empfehlungen zur täglichen Fußpflege, um die Gesundheit der Füße zu erhalten.
  • Regelmäßige Termine: Für Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder rheumatischen Erkrankungen.

Mögliche Komplikationen

  • Infektionen: Risiko einer Infektion durch unbeabsichtigte Schnitte oder durch unsachgemäße Sterilisation der Werkzeuge.
  • Hautirritationen: Durch allergische Reaktionen oder mechanische Reizung.
  • Verschlimmerung bestehender Probleme: Bei unsachgemäßer Behandlung von Fußproblemen.

Ihr Nutzen

Die medizinische Fußpflege gewinnt zunehmend an Bedeutung. Eine professionelle Behandlung dauert ca. 40 Minuten und zeichnet sich durch einen tadellos ordentlichen und hygienischen Arbeitsplatz, eine sorgfältige Untersuchung und eine ausführliche Beratung des Patienten aus. Schwerwiegenden Erkrankungen, besonders im Rahmen eines diabetischen Fußsyndroms (DFS) können vorgebeugt werden.

Literatur

  1. Ruck H: Handbuch für die medizinische Fußpflege: Grundlagen und Praxis der Podologie. Georg Thieme Verlag 2005
  2. Website des Zentralverbandes der Podologen und Fußpfleger Deutschlands e.V.

     
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