High-Intensity-Lasertherapie

Die High-Intensity-Lasertherapie (HILT; Synonyme: High-Level-Lasertherapie; High-Power-Lasertherapie) ist wie die Low-Level-Lasertherapie (LLLT; Synonym: Softlaser) ein Verfahren der komplementären Medizin und wird mithilfe eines Lasers, der eine hohe Leistungsdichte aufweist, ausgeführt. Die Therapie gehört zum Teilgebiet der Lichttherapie. Aufgrund seiner hohen Leistung entwickelt dieser Laser im Gegensatz zum Softlaser auch eine thermische Wirkung auf das bestrahlte Gewebe. Während der Therapie muss die Patientensicherheit entsprechend gewährleistet sein. Die Wirksamkeit der Lasertherapie resultiert aus einem analgetischen (schmerzlindernden) sowie einem biostimulierenden, geweberegenerierenden Effekt [1].

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Dermatologie:
    • Akne
    • Ekzeme (Gruppe entzündlicher Hauterkrankungen, die sich in einer nicht-infektiösen Entzündungsreaktion der Haut äußern)
    • Herpes simplex
    • Herpes zoster (Gürtelrose)
  • Entzündungen im Bereich des rheumatischen Formenkreises
  • Einsatz bei Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen
  • Einsatz in der Zahnheilkunde
  • Neuralgien (Nervenschmerzen; z. B. Trigeminusneuralgie)
  • Kosmetische Behandlungen
  • Orthopädie:
    • Achillessehnentendinopathie (nicht-entzündliche Erkrankungen der Achillessehne) [3]
    • Arthrosen [6]
    • Chronischer Nackenschmerz [2]
    • Dorsalgie (Rückenschmerzen)
    • Epicondylitis humeri radialis (Epicondylitis humeri lateralis; Tennisellenbogen ) [4]
    • Epicondylitis humeri ulnaris (Epicondylitis humeri medialis; Golferarm)
    • Lumbalgie (Hexenschuss)
    • Myofasziale Schmerzen (schmerzhafte Funktionsstörungen im Bereich von Muskeln) [5]
    • Myogelosen (knotenartige oder wulstförmige, klar umschriebene Verhärtungen in der Muskulatur; umgangssprachlich auch als Hartspann bezeichnet)
    • Sportverletzungen
    • Subakromiales Impingement-Syndrom (Engpasssyndrom) [1]
    • Traumata (Verletzungen) des Muskel- und Bänder-/Sehnenapparates
  • Verbrennungen
  • Wundheilungsstörungen

Vor der Therapie

Beachtung von Vorsichtsmaßnahmen:

  • Beachtung rechtlicher Bestimmungen zum Strahlenschutz
  • Dynamische Arbeitsweise während der Laserapplikation
  • Augenschutz für Patient und Therapeut
  • Keine Bestrahlung im Bereich von Metallimplantaten oder aktiven Medizinprodukten
  • Besondere Vorsicht bei Schwangerschaft und malignen Tumoren

Das Verfahren

Das normale Licht, z. B. das einer Glühbirne, besteht aus einer komplexen Zusammenstellung von Licht unterschiedlicher Wellenlängen, bzw. Farben und Ausbreitungsrichtungen. Ein Laser hingegen produziert Licht mit sehr speziellen Eigenschaften:

  • Monochromasie: Das Licht ist monochromatisch, das bedeutet, es hat nur eine bestimmte Wellenlänge bzw. Farbe.
  • Kohärenz: Das Licht ist kohärent, es schwingt in derselben Phase bzw. synchron.
  • Geringe Divergenz: Das Licht wird gebündelt und in eine definierte Richtung geschickt. Dabei verlaufen alle Strahlen nahezu parallel.

Alle diese Eigenschaften ermöglichen die speziellen Wirkungen der Lasertherapie, die neben der eintretenden Analgesie (Schmerzlinderung) die Selbstheilungskräfte des Organismus stärkt. Zudem wird die Wirkung auf die Aktivierung der zelleigenen Energiepotenziale durch die kohärente Laserstrahlung zurückgeführt. Folgende Wirkungsweisen sind bekannt:

  • Steigerung der Aktivität der Mitochondrien um ca. 150 % – Die Mitochondrien werden auch als Kraftwerke der Zelle bezeichnet, in ihnen wird das Molekül ATP (Adenosintriphosphat) synthetisiert, das als Energiewährung zu sehen ist und z. B. bei der Muskelkontraktion verbraucht wird.
  • Erhöhte Bildung von kollagenen Fasern – Kollagen ist ein Strukturprotein, das dem Gewebe, Knochen und Knorpeln Stabilität verleiht.
  • Konzentrationsanstieg von Enzymen – Enzyme sind die Biokatalysatoren der Zelle und ermöglichen überhaupt erst den Ablauf von vielen chemischen Reaktionen.
  • Beschleunigung des Lymphabflusses – Das Lymphgefäßsystem bildet eine Drainage, die Wasser und Stoffwechselprodukte aus der Peripherie (Arme und Beine) wieder dem Blutkreislauf zuführt. Wenn die Lymphgefäße zerstört werden, können Ödeme (Wassereinlagerungen im Gewebe) entstehen.
  • Analgesie (Schmerzlinderung) wg. antiphlogistischer Wirkung (entzündungshemmende Wirkung)
  • Verbesserte Durchblutung durch Neovaskularisierung (Neubildung von Blutgefäßen)
  • Verbesserung der Wundheilung
  • Deutlicher Anstieg der Desoxyribonukleinsäure (DNS; englisch DNA für deoxyribonucleic acid) – dieses Molekül bildet das Erbmaterial und ist essentiell für die Proteinbiosynthese, das heißt für die Bildung neuer Eiweißbausteine.

Durch die stimulierende Wirkung auf eine große Zahl regulatorischer bzw. synthetisierender Prozesse ergibt sich eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten.

Die genaue Form der Therapie richtet sich nach der Individualität des Patienten und nach seiner Erkrankung. Das Verfahren ist eine sinnvolle Ergänzung zu konventionellen medizinischen Verfahren.

Die Therapiedauer in der High-Intensity-Lasertherapie ist gegenüber derjenigen mit der Low-Level-Lasertherapie (LLLT; Synonym: Softlaser) aufgrund der hohen Leistungsdichte verkürzt. Es werden je nach vorliegender Indikation 5-10 Behandlungen durchgeführt, die sich im Abstand einiger Tage auf einen Zeitraum von 2-3 Wochen erstrecken.

Lasertechnik

Die verschiedenen Lasersysteme unterscheiden sich in den eingesetzten Lasermedien mit spezifischen Wellenlängen (Nanometer, nm) sowie in ihrer Gesamtleistung (Watt, W). Für die therapeutische Anwendung ist die Berechnung der eingebrachten Energie je Einheit bestrahlter Fläche (Joule pro Quadratzentimeter, J/cm²) sowie u. U. die Pulsation unter Verwendung verschiedener Frequenzen (Hertz, Hz) von Bedeutung. In der nachfolgend dargestellten Tabelle sind die in der Therapie verwendeten Parameter aus den genannten Quellen (s. u. Literatur) gegenübergestellt.

Technische Parameter der High-Level-Lasertherapie verschiedener in der Lasertherapie genutzter Lasersysteme

Laser-
medium

Wellen-
länge
Gesamt-
leistung
Therapeutische
Indikation/

Behandlungsziel
Energie
je Fläche
Freq. Lit.
Nd:YAG 1.064 nm max. 12 W Subakromiales Impingement
Syndrom: Analgesie (Schmerzlinderung)
12 J/cm² 25 Hz [1]
Nd:YAG 1.064 nm max. 12 W Subakromiales Impingement
Syndrom: Biostimulation
100 J/cm² keine [1]
Nd:YAG 1.064 nm Spitzen-leistung
bis 3.000 W
Chronischer
Nackenschmerz
125 J/cm² je Triggerpunkt 10-40 Hz [2]
k.A. k.A. k. A. Epicondylitis humeri lateralis (Tennisellenbogen): Analgesie 6 J/cm² 25 Hz [4]
k. A. k. A. k. A. Epicondylitis humeri lateralis (Tennisellenbogen): Biostimulation 120 J/cm² keine [4]
Nd:YAG 1.064 nm Spitzenleistung
bis 3.000 W
Myofasziale Schmerzen 50 J/cm² je Triggerpunkt 10-40 Hz [5]
kombinierte 830 nm;
1.064 nm
25 W Karpaltunnelsyndrom (KTS) 250 J/cm² k.A. [7]
Gallium Arsenid 980 nm k.A. Achillessehnentendinopathie 67 J/cm² k.A. [8]
k.A. 810 nm;
980 nm
10 W Chronische Epicondylitis 6,6 J/cm² k.A. [9]
k..A. 810 nm;
980 nm
10 W Fibromyalgie 10.63 J/cm² k.A. [10]

Literatur

  1. Karaca B: Effectiveness of High-Intensity Laser Therapy in Subacromial Impingement Syndrome. Photomed Laser Surg. 2016 Jun;34(6):223-8. doi: 10.1089/pho.2015.4005. Epub 2016 Feb 18. PubMed PMID: 26890913.
  2. Alayat MS, Mohamed AA, Helal OF, Khaled OA: Efficacy of high-intensity laser therapy in the treatment of chronic neck pain: a randomized double-blind placebo-control trial. Lasers Med Sci. 2016 May;31(4):687-94. doi: 10.1007/s10103-016-1910-2.
  3. Mårdh A, Lund I.: High Power Laser for Treatment of Achilles Tendinosis – a Single Blind Randomized Placebo Controlled Clinical Study. J Lasers Med Sci. 2016 Spring;7(2):92-8. doi: 10.15171/jlms.2016.16. Epub 2016 Mar 27.
  4. Akkurt E, Kucuksen S, Yılmaz H, Parlak S, Sallı A, Karaca G: Long term effects of high intensity laser therapy in lateral epicondylitis patients. Lasers Med Sci. 2016 Feb;31(2):249-53. doi: 10.1007/s10103-015-1841-3. Epub 2015 Dec 29.
  5. Dundar U, Turkmen U, Toktas H, Solak O, Ulasli AM: Effect of high-intensity laser therapy in the management of myofascial pain syndrome of the trapezius: a double-blind, placebo-controlled study. Lasers Med Sci. 2015 Jan;30(1):325-32. doi: 10.1007/s10103-014-1671-8. Epub 2014 Oct 2.
  6. Stiglić-Rogoznica N, Stamenković D, Frlan-Vrgoc L, Avancini-Dobrović V, Vrbanić TS: Analgesic effect of high intensity laser therapy in knee osteoarthritis. Coll Antropol. 2011 Sep;35 Suppl 2:183-5.
  7. Casale R, Damiani C, Maestri R, Wells CD: Pain and electrophysiological parameters are improved by combined 830-1064 high-intensity LASER in symptomatic carpal tunnel syndrome versus Transcutaneous Electrical Nerve Stimulation. A randomized controlled study. Eur J Phys Rehabil Med. 2013 Apr;49(2):205-11. Epub 2012 Jul 20.
  8. Mårdh A, Lund I: High Power Laser for Treatment of Achilles Tendinosis – a Single Blind Randomized Placebo Controlled Clinical Study. J Lasers Med Sci. 2016 Spring;7(2):92-8. doi: 10.15171/jlms.2016.16. Epub 2016 Mar 27.
  9. Roberts DB, Kruse RJ, Stoll SF: The effectiveness of therapeutic class IV (10 W) laser treatment for epicondylitis. Lasers Surg Med. 2013 Jul;45(5):311-7. doi: 10.1002/lsm.22140. Epub 2013 Jun 3.
  10. Panton L, Simonavice E, Williams K, Mojock C, Kim JS, Kingsley JD, McMillan V, Mathis R: Effects of Class IV laser therapy on fibromyalgia impact and function in women with fibromyalgia. J Altern Complement Med. 2013 May;19(5):445-52. doi: 10.1089/acm.2011.0398. Epub 2012 Nov 23.

     
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