Die Elektroakupunktur (Synonyme: Elektroakupunktur nach Voll (EAV); Immunsystemischer Testaufbau (IST); EAV) geht auf das alte traditionelle Verfahren der klassischen Akupunktur in der Chinesischen Medizin zurück und wird heute in Kombination mit alternativen Methoden wie der Homöopathie angewendet. Die Akupunktur begründet sich auf die Annahme, dass die Energiekanäle (Meridiane) des Körpers über bestimmte Akupunkturpunkte erreichbar sind und somit durch gezielte Nadelpunktion im Hinblick auf Krankheiten beeinflusst werden können. Dabei wird hier an die Akupunkturnadel ein elektrischer Strom angelegt, der therapeutisch auf das erkrankte Gewebe wirkt. Der deutsche Arzt Reinhold Voll (1909-1989) entwickelte das Verfahren weiter und vertrat die Annahme, dass die Messung eines Reizstromes an den definierten Akupunkturpunkten Auskunft über die lokale Leitfähigkeit des Gewebes, über den Funktionszustand und über die Verträglichkeit von Medikamenten gibt.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Früherkennung von Störungen – Pathologische (krankheitsbedingte) Veränderungen können im Frühstadium erkannt und unter Förderung der Selbstheilung behandelt werden.
- Austestung geeigneter Naturheilmittel – Die erforderlichen Heilmittel werden ermittelt.
- Erkennung und Beseitigung von Therapiehindernissen – z. B. Allergene, Nahrungsmittelintoleranzen, Zahn-Kiefer-Herde, Wohngifte, Toxine in Nahrungsmitteln und Belastungen durch Gifte am Arbeitsplatz.
- Ergänzende Therapie chronischer Krankheiten
Die Elektrotherapie ersetzt keinesfalls schulmedizinische Behandlungen wie chirurgische Eingriffe, Notfallmedizin, Hormonsubstitution oder immunsupressive Therapien.
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
Da die Behandlung mit elektrischem Strom arbeitet, ist besonders bei Patienten mit einem Herzschrittmacher Vorsicht geboten. Schwangere und psychisch erkrankte Patienten sollten sich keiner Elektroakupunktur unterziehen.
Das Verfahren
Voll stellte fest, dass jeder Messpunkt über ein charakteristisches, elektrisches Potenzial verfügt. Anhand zahlreicher Vergleiche mit gesunden Probanden definierte er die Skala des Elektroakupunkturgerätes von 0 bis 100. Auf dieser Skala steht ein Potenzial, das zwischen 50 und 60 liegt, für eine gute Regulationsfähigkeit des dazugehörigen Systems. Abweichende Werte zeigen Störherde an.
Die Messergebnisse werden laut Voll wie folgt definiert:
- 90-100 – Akute Entzündung, Allergie, Toxikose
- 60-90 – Überfunktion von Organen, akute oder chronische Entzündung
- 40-50 – Unterfunktion von Organen, degenerative Entwicklung
- unter 40 – Schwere Organerkrankung mit Zelluntergang und Narbenbildung
Ein weiteres diagnostisches Kriterium der Elektroakupunktur ist der spontane Zeigerabfall von hohen Werten zu sehr niedrigen. Dies gilt als sicheres Zeichen für eine Krankheit, die behandelt werden sollte. Außerdem können durch die Elektroakupunktur Körperfunktionen und Muskeltonus reguliert sowie Schmerzempfindungen herabgesetzt werden.
Die Elektroakupunktur dient weiterhin der Testung von Medikamenten, insbesondere von:
- Homöopathika – Mittel, die Symptome hervorrufen, die den Krankheitssymptomen ähnlich sind, werden zur Behandlung eingesetzt (Ähnliches mit Ähnlichem behandeln).
- Allopathika – Arzneimittel, die Krankheitssymptomen entgegenwirken (Bezeichnung als Abgrenzung zur Homöopathie).
- Nosoden – sogenannte isopathische Heilmittel, die aus demselben Stoff bestehen, der die Krankheit verursacht.
- Regulatorischen Stoffen – z. B. Mikronährstoffe (Vitalstoffe) wie Vitamine, Spurenelemente etc.
Die Wirkung der Medikamente wird durch den Therapeuten getestet. Dieser beobachtet, ob sich während der Elektroakupunktur die Anzeige des Messgerätes zur Norm hin verändert. Ist dies nicht der Fall, so ist das Medikament für den Patienten unverträglich.
Ihr Nutzen
Die Elektroakupunktur ist ein Naturheilverfahren, das ergänzend zur schulmedizinischen Behandlung einen sinnvollen Beitrag zur Genesung des Patienten liefert.
Literatur
- Leung PC: Chinesische Medizin. Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2006
- Bischoff HP, Schmiedel V: Leitfaden Naturheilkunde. Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2007