Eigenbluttherapie

Die Eigenbluttherapie (Eigenblutbehandlung) ist ein naturheilkundliches Verfahren, das auch als unspezifische Reiztherapie bezeichnet wird. Ihre erste Anwendung fand die Eigenbluttherapie durch den Berliner Chirurgen August Bier im Jahre 1905, der die Wirkung auf den Heilungsprozess von Frakturen (Knochenbrüche) untersuchte und theoretisch begründete. Alle Varianten dieser Therapie gleichen sich im grundsätzlichen Ablauf. Dem Patienten wird eine definierte Menge Blut entnommen, die ihm anschließend behandelt oder unbehandelt wieder zurück injiziert wird. Grundlage ist, dass das Eigenblut als Fremdkörperreiz anregend auf den Organismus wirkt und Heilungsprozesse stimuliert oder fördert. Außerdem kann das Eigenblut vor der Injektion mit verschieden Komponenten aufbereitet werden. Dies geschieht z. B. mit Sauerstoff oder Ozon.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Abwehrschwäche (Immundefizienz/Infektanfälligkeit) und Erschöpfungszustände (Burnout-Syndrom)
  • Akute und rezidivierende (wiederkehrende) Entzündungen – z. B. Tonsillitis (Mandelentzündung), Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung) oder Otitis media (Mittelohrentzündung)
  • Chronische Erkrankungen
  • Chronische Inflammationen (Entzündungen)
  • Chronische Schmerzzustände
  • Depressive Zustände
  • Dermatosen (Hautkrankheiten) – z. B. atopisches Ekzem (Neurodermitis) oder Ekzeme
  • Durchblutungsstörungen
  • Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises – z. B. chronische Polyarthritis (chronische Entzündung von Gelenken)
  • Insomnie (Schlafstörungen)
  • Schlechtes Allgemeinbefinden (sowohl physisch als auch psychisch)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Absolute Kontraindikationen

  • Akute Infektionen: Insbesondere bakterielle Infektionen, die eine sofortige medizinische Behandlung erfordern.
  • Schwere Immundefizienz: Wie bei AIDS oder schwerer Leukopenie (Verringerung der Zahl der weißen Blutkörperchen auf einen Wert unter 4.000 Zellen pro Mikroliter Blut).
  • Schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Herzinsuffizienz (Herzschwäche), instabile Angina Pectoris.
  • Maligne (bösartige) Erkrankungen: Insbesondere wenn diese aktive Therapie erfordern.

Relative Kontraindikationen

  • Autoimmunerkrankungen: Bei bestimmten Autoimmunkrankheiten kann die Stimulation des Immunsystems kontraproduktiv sein.
  • Schwere psychische Erkrankungen: Wie schwere Depressionen oder Psychose.

Vor der Therapie

  • Medizinische Anamnese: Erfassung des Gesundheitszustands und möglicher Kontraindikationen.
  • Information und Aufklärung: Über die Methode, mögliche Reaktionen und den Ablauf der Therapie.
  • Blutuntersuchung: Zur Sicherstellung der Eignung für die Therapie.

Das Verfahren

Die Eigenbluttherapie besitzt vor allem einen immunmodulatorischen Effekt. Als unspezifischer Fremdkörperreiz vermag das Blut die Abwehr zu beeinflussen. Zudem enthält es wertvolle Information über bereits abgelaufene Infektion.
Der Eigenbluttherapie werden verschiedene lokale und systemische Wirkungen zugeschrieben. In erster Linie erfolgt, wie bereits erwähnt, eine Immunstimulierung. Wird das Blut in ein Gewebe injiziert, so stellt es einen Fremdkörper dar und ruft eine lokale Entzündungsreaktion hervor, die in einer milden Form auf den gesamten Organismus übergreift. Diese Reaktion ist als eine Verbesserung der lokalen und systemischen Abwehrsituation zu sehen. Es folgt eine ganzheitliche Verbesserung der Immunabwehr. Parallel kommt es überdies zu einer Stoffwechselaktivierung. Ein weiterer Effekt ist die vegetative Gesamtumschaltung. Das Eigenblut bewirkt in Form einer Umstimmungstherapie eine tiefgreifende Stimulation des vegetativen Nervensystems (unbewusstes Nervensystem, das z. B. die Organe versorgt und Körperreaktionen wie das Schwitzten moduliert). In der ersten Phase wird der Sympathikus erregt. Dies führt unter anderem zu einem Temperaturanstieg und der Stoffwechselaktivierung (der Sympathikus ist der Teil des vegetativen Nervensystems, der eine erregende Wirkung hat und z. B. bei Angst sehr aktiv ist). In der zweiten Phase überwiegt der Parasympathikus (Gegenspieler des Sympathikus), welcher eine Erholungsphase einleitet.

Nach mehrfacher Anwendung der Therapie wurden folgende Wirkungen festgestellt:

  • Längerer und tieferer Schlaf
  • Verbesserung des physischen und psychischen Allgemeinzustandes
  • Besserung depressiver Zustände – z. B. im Klimakterium (Wechseljahre)
  • Appetitanregung
  • Schnellere Rekonvaleszenz – die Genesung wird beschleunigt
  • Antiphlogistische Wirkung – entzündungshemmende Wirkung
  • Fiebersenkung
  • Analgetische Wirkung bei chronischen Schmerzzuständen – Minderung der Schmerzen

Praktisch wird die Eigenbluttherapie auf verschiedenen Wegen angewendet. Zuerst wird die Verträglichkeit mit kleineren Mengen getestet, um Nebenwirkungen und unangenehmen Reaktionen wie einem Kreislaufkollaps vorzubeugen. Die Menge des entnommenen Blutes wird je nach Indikation variiert. Die Injektion des Eigenblutes erfolgt:

  • intravenös – in eine Vene
  • intrakutan – in die Haut
  • subkutan – in das Unterhautfettgewebe
  • intramuskulär – direkt in die Muskulatur

Die Behandlungsintervalle richten sich nach der Erkrankung und dem allgemeinen Zustand des Patienten. Bei einer akuten Erkrankung können die Injektionen täglich erfolgen, bei einer chronischen Erkrankung hingegen wöchentlich. Nach der ersten Behandlung ist eine sogenannte Erstverschlimmerung nicht ungewöhnlich. Sie ist Ausdruck der Reaktion des Körpers auf den Reiz durch das Eigenblut und kann sich in Fieber, Müdigkeit, Schlappheit, einem leichten Krankheitsgefühl und in einer lokalen Irritation der Injektionsstelle zeigen.

Die unterschiedlichen Varianten der Eigenbluttherapie unterscheiden sich vor allem in der Behandlung bzw. Anreicherung des Blutes mit anderen Wirkstoffen:

  • Unverändertes Eigenblut – Nativblut wird in geringen Mengen (0,5-3 ml) zurück injiziert.
  • Hämolysiertes Eigenblut – Dem Nativblut wird steriles, destilliertes Wasser zugesetzt. Dies führt zu einer Hämolyse (Zerstörung der Erythrozyten).
  • Ultraviolettbestrahlung des Eigenblutes
  • Hämatogene Oxidationstherapie (HOT) – Das Eigenblut wird mit UV-Licht bestrahlt und mit reinem Sauerstoff aufgeschäumt.
  • Ozontherapie – Das Eigenblut wird mit Ozon angereichert.
  • Potenziertes Eigenblut – Das Blut wird nach der Entnahme in homöopathischer Weise weiterverarbeitet.
  • Aktiviertes Eigenblut nach Dr. med. K. Windstosser – Das Blut wird mit einem sogenannten Serumaktivator versetzt, der Immunreaktionen auslöst.
  • Auto-Sanguis-Stufentherapie nach Reckeweg – Hier handelt es sich um eine Form der homöopathischen Potenzierung von Eigenblut.
  • Selten angewendete Formen der Eigenbluttherapie: Defibriniertes Eigenblut, Eigenserumtherapie, Kurzwellen-Bestrahltes Eigenblut

Nach der Therapie

  • Beobachtung: Überwachung auf mögliche Reaktionen wie Fieber oder Schüttelfrost.
  • Regeneration: Gewährleistung von ausreichender Ruhe und Erholung nach der Behandlung.
  • Nachsorge: Gegebenenfalls weitere Termine zur Fortsetzung der Therapie.

Mögliche Komplikationen

  • Lokale Reaktionen: Rötung, Schwellung oder Schmerzen an der Injektionsstelle.
  • Systemische Reaktionen: Fieber, Unwohlsein oder grippeähnliche Symptome.
  • Allergische Reaktionen: Selten, aber möglicherweise allergische Reaktionen auf zugesetzte Substanzen.
  • Infektionen: Risiko einer Infektion an der Injektionsstelle.

Ihr Nutzen

Die Eigenbluttherapie ist ein sehr vielfältiges, naturheilkundliches Verfahren, das in erster Linie das Immunsystem stärkt und so Heilungsprozesse optimiert. Außerdem werden die Selbstheilungskräfte des Organismus aktiviert. Ergänzend zu schulmedizinischen Verfahren kann die Eigenbluttherapie das Wohlbefinden steigern und so die Lebensqualität verbessern.

Literatur

  1. Bierbach E: Handbuch Naturheilpraxis: Methoden und Therapiekonzepte. Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2005
  2. Krebs H: Praxis der Eigenbluttherapie. Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2007
  3. Bierbach E: Naturheilpraxis heute: Lehrbuch und Atlas. Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2006

     
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