Vibrationstraining

Das Vibrationstraining ist eine neuartige Methode des Muskeltrainings, das vor allem auf den Gebieten der Beweglichkeit, Schmerzlinderung, Balance, Muskellockerung und Durchblutung große Erfolge erzielt. Gerade ältere, leistungsschwache Personen profitieren von diesem schonenden Verfahren. Aber auch für Sportler und Hochleistungssportler ergibt sich hier ein sehr effektives Training zum Kraftaufbau. Der Patient befindet sich in verschiedenen Körperpositionen (z. B. stehend oder liegend) auf einer Vibrationsplatte, die mit entsprechend dem Trainingsziel angepasster Frequenz und Hubhöhe vertikal schwingt.

Das Vibrationstraining ist auch unter folgenden Namen bekannt:

  • whole body vibration (WBV)
  • Rhythmische neuromuskuläre Stimulation (RNS)
  • Biomechanische Stimulation (BMS)

Zielsetzung und Wirkungsweise des Vibrationstrainings

Zielsetzung

  • Verbesserung der Muskelaktivität: Das Vibrationstraining zielt darauf ab, die Muskelaktivität zu verbessern, was zu einer Steigerung der Maximalkraft, Schnellkraft und Kraftausdauer führt.
  • Förderung der Durchblutung: Durch die Vibrationsstimulation wird die Durchblutung gefördert, was eine verbesserte Versorgung der Muskulatur mit Sauerstoff und Nährstoffen ermöglicht.
  • Steigerung der Beweglichkeit und Koordination: Das Training trägt zur Verbesserung der Balance, Beweglichkeit und Koordination bei.
  • Schmerzlinderung: Eine weitere Zielsetzung besteht darin, Schmerzen zu lindern, insbesondere bei muskulären Verspannungen und nicht-akuten Rückenbeschwerden.
  • Prävention von Osteoporose: Das Vibrationstraining kann dazu beitragen, die Knochendichte zu erhöhen und somit einer Osteoporose vorzubeugen.

Wirkungsweise

Das Vibrationstraining nutzt das Prinzip der reflexinduzierten Muskelkontraktion. Während der Vibration wird der Muskel passiv gedehnt, wodurch die Muskelspindeln aktiviert werden. Dies führt zu einer reflexartigen Kontraktion des Muskels. Dadurch werden Muskelgruppen effektiv stimuliert, was zu einer Vielzahl von positiven Effekten führt, darunter:

  • Kräftigung der Muskulatur: Die Muskelaktivität wird gesteigert, was zu einer Verbesserung der Kraft und Ausdauer führt.
  • Beckenbodentraining: Das Vibrationstraining kann auch zur Stärkung des Beckenbodens beitragen.
  • Verbesserung der Durchblutung: Die Vibrationsstimulation fördert die Durchblutung, was die Versorgung der Muskulatur mit Nährstoffen verbessert und den Stoffwechsel ankurbelt.
  • Steigerung der Beweglichkeit und Koordination: Durch die aktive Muskelkontraktion wird die Beweglichkeit und Koordination verbessert, was insbesondere für ältere Menschen von Vorteil ist.
  • Schmerzlinderung: Die verbesserte Muskelaktivität und Durchblutung kann zu einer Reduzierung von Schmerzen beitragen.
  • Prävention von Osteoporose: Durch die gezielte Beanspruchung der Muskeln und Knochen kann das Vibrationstraining dazu beitragen, die Knochendichte zu erhöhen und das Risiko von Osteoporose zu reduzieren.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Leistungs- und Kraftverlust
  • Eingeschränkte Beweglichkeit (ältere Patienten)
  • Osteopenie (Minderung der Knochendichte)
  • Osteoporose (Knochenschwund)
  • Muskelverspannungen
  • Nicht-akute Rückenbeschwerden
  • Durchblutungsstörungen (der Beine und Füße)
  • Harninkontinenz (Blasenschwäche)
  • Sarkopenie (Muskelschwund bzw. Muskelschwäche)
  • Sportverletzungen
  • Sehnenerkrankungen, chronische
  • Steigerung der sportartspezifischen Maximalkraft, Schnellkraft und Kraftausdauer (für Gesundheits- und Leistungssportler)
  • Übergewicht (zur begleitenden Gewichtsabnahme)
  • Neurologische Erkrankungen (z. B. Apoplex (Schlaganfall), Multiple Sklerose (MS) oder Morbus Parkinson – Schüttellähmung)

Gerade bei Osteoporose (Knochenschwund) hat das Vibrationstraining eine besonders positive Wirkung. Bei Patienten mit Osteoporose liegt ein vermehrter Abbau von Knochensubstanz vor. Die Knochensubstanz ist porös und der Knochen ist anfälliger für Knochenbrüche. Durch gezielte Beanspruchung der Muskeln und damit der Knochen ist es möglich, sowohl präventiv als auch lindernd in diesen Prozess einzugreifen. Untersuchungen haben ergeben, dass eine regelmäßig ausgeführte Schwingungstherapie die Knochendichte stark erhöht.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Absolute Kontraindikationen 

  • Akute Erkrankungen
    • Bewegungsapparat (z. B. aktivierte Arthrose oder Arthropathie/Gelenkerkrankung)
    • Akute Diskopathien (Bandscheibenerkrankung)
    • Akute Hernien (Vorfallen von Bauchfell durch eine Muskellücke in der Bauchwand oder im Zwerchfell)
    • Akute Migräneanfälle
    • Akute Tendinopathie (Sehnenleiden) in stimulierten Körperregionen
    • Akute Thrombosen (Blutgerinnsel in einem Blutgefäß)
  • Frische Frakturen (Knochenbrüche) in trainierten Körperregionen
  • Frische Wunden und Narben in trainierten Körperregionen
  • Höhergradige Osteoporose mit Frakturen (Knochenbruch)
  • Künstliche Gelenke (z. B. Knieprothese, Hüftprothese/insb. einzementierte Prothesen) bzw. Implantate in stimulierten Körperregionen
  • Schwerer Diabetes mellitus (mit Mikroangiopathie/Erkrankung der kleinen Blutgefäße)
  • Unbehandelte Hypertonie (Bluthochdruck)
  • Zustand direkt nach einer Operation 
  • Schwangerschaft
  • Herz- und Hirnschrittmacher

Relative Kontraindikationen

  • Cholelithiasis (Vorhandensein von Steinen in Gallenblase oder Gallenwegen)
  • Implantate
    • Brustimplantate (länger als 6 bis 8 Wochen)
    • Stents (medizinisches Implantat zum Offenhalten von Gefäßen) (länger als 6 Monate)
    • Zahnimplantate (länger als 6 bis 9 Monate)
  • Kardiovaskuläre Erkrankungen/Herz-Kreislauferkrankungen (bei ausgeprägter Insuffizienz (Funktionsschwäche) und Entzündungen kein Vibrationstraining!)
  • Nicht-akute Rückenbeschwerden (Beachte: Kein Vibrationstraining bei Morbus Bechterew)
  • Urolithiasis (Ausbildung bzw. das Vorkommen von Konkrementen (Harnsteinen) in den Harnwegen)

Vor der Behandlung

  • Aufklärungsgespräch: Umfassende Information über das Verfahren, Erwartungen und mögliche Effekte.
  • Kontraindikationen prüfen: Ausschluss von Patienten mit absoluten Kontraindikationen; sorgfältige Abwägung bei relativen Kontraindikationen.
  • Individuelle Anpassung: Festlegung von Frequenz, Hubhöhe und Dauer der Vibration entsprechend dem individuellen Bedarf.

Das Verfahren

Das Verfahren nutzt das Prinzip der reflexinduzierten Muskelkontraktion. Während der Vibration wird der Muskel passiv gedehnt, dies führt dazu, dass Muskelspindeln (Sensoren im Muskelgewebe, die zu jeder Zeit die Aktivität bzw. Länge des Muskels registrieren) aktiviert werden und ein Signal zum Rückenmark senden. Dort wird das Signal umgeschaltet und zum Muskel zurückgeschickt, sodass dieser sich reflexartig zusammenzieht. Ein Beispiel für einen solchen Spindelreflex ist der Patellarsehnenreflex (PSR): Der Arzt schlägt mit einem Hammer unterhalb des Knies auf die Patellarsehne und der Unterschenkel schnappt nach vorn.

Das Training sollte zu Beginn nicht zu komplex sein. Anfänger sollten mit Übungen beginnen, bei denen sich beide Beine auf der Vibrationsplatte befinden.

Folgende Effekte werden dem Vibrationstraining zugeschrieben:

  • Kräftigung der Muskulatur: Das Training steigert die Maximalkraft, Schnellkraft und Kraftausdauer und erreicht Muskeln, die sonst schlecht gezielt zu trainieren sind.
  • Beckenbodentraining
  • Steigerung der Durchblutung
  • Verbesserung des Hautbildes: Vibrationstraining kann einen positiven Effekt auf Cellulite haben.
  • Steigerung der Beweglichkeit und Koordination (Verbesserung der Balance)
  • Schmerzlinderung
  • Schnelle Rehabilitation: Aufgrund des erhöhten Stoffwechsels schreiten Heilungsprozesse schneller voran.
  • Steigerung der Knochendichte: Vibrationstraining beugt einer Osteoporose (Knochenschwund) vor.

Nach der Behandlung

  • Überwachung: Beobachtung auf mögliche unmittelbare Reaktionen nach der Behandlung.
  • Bewertung des Erfolgs: Überprüfung der Verbesserungen in Kraft, Beweglichkeit, Koordination und Schmerzlinderung.
  • Weiterführende Empfehlungen: Ggf. Anpassung der Trainingsintensität und -häufigkeit.

Das Vibrationstraining stellt eine effektive und zeitsparende Methode dar, die bei korrekter Anwendung und unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse und Kontraindikationen ein breites Spektrum an therapeutischen und präventiven Vorteilen bietet.

Mögliche Komplikationen

  • Frühkomplikationen: Überbeanspruchung, Schwindel, Unwohlsein, vorübergehende Schmerzverstärkung.
  • Spätkomplikationen: Bei unsachgemäßer oder übermäßiger Anwendung könnten Gelenkbeschwerden, Muskelzerrungen oder Verschlechterung bestehender Beschwerden auftreten.

Ihr Nutzen

Das Vibrationstraining ist sowohl im Bereich der Fitness als auch im Bereich der medizinischen Therapie ein wertvolles Verfahren, mit dem gute Therapieerfolge erzielt werden können.

Das Vibrationstraining ermöglicht die sehr effektive Stimulation vieler Muskelgruppen. Auf diese Weise kann in 10 Minuten der Effekt eines üblichen 60-Minutentrainings erreicht werden.

Durch das Vibrationstraining wird die Kraft gesteigert, die Beweglichkeit, Koordination und Durchblutung verbessert sowie die Knochendichte und der Energieverbrauch erhöht.