High-Intensity-Lasertherapie

Die High-Intensity-Lasertherapie (HILT; Synonyme: High-Level-Lasertherapie; High-Power-Lasertherapie) ist wie die Low-Level-Lasertherapie (LLLT; Synonym: Softlaser) ein Verfahren der komplementären Medizin und wird mithilfe eines Lasers, der eine hohe Leistungsdichte aufweist, ausgeführt. Die Therapie gehört zum Teilgebiet der Lichttherapie. Aufgrund seiner hohen Leistung entwickelt dieser Laser im Gegensatz zum Softlaser auch eine thermische Wirkung auf das bestrahlte Gewebe. Während der Therapie muss die Patientensicherheit entsprechend gewährleistet sein. Die Wirksamkeit der Lasertherapie resultiert aus einem analgetischen (schmerzlindernden) sowie einem biostimulierenden, geweberegenerierenden Effekt [1].

Zielsetzung der High-Intensity-Lasertherapie (HILT)

  • Thermische und biostimulierende Wirkung: Nutzung eines Hochleistungslasers, der eine bedeutende thermische Wirkung auf das Gewebe ausübt und gleichzeitig biostimulierende Effekte hat, die die Geweberegeneration fördern.
  • Schmerzlinderung und Entzündungshemmung: Erzielung von analgetischen Effekten, die zur Schmerzlinderung und Reduktion von Entzündungen beitragen.
  • Verbesserung der Durchblutung und Wundheilung: Förderung der Neovaskularisierung (Gefäßneubildung) und Verbesserung der Wundheilungsprozesse durch gesteigerte Kollagenbildung und Enzymaktivität.
  • Stimulation der zellulären Energieproduktion: Erhöhung der mitochondrialen Aktivität, die zu einer verbesserten Energieversorgung der Zellen führt.
  • Regenerative Effekte auf Gewebeebene: Beschleunigung des Lymphabflusses und Anstieg der DNA-Synthese, was die Geweberegeneration unterstützt.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Dermatologie:
    • Akne
    • Ekzeme (Gruppe entzündlicher Hauterkrankungen, die sich in einer nicht-infektiösen Entzündungsreaktion der Haut äußern)
    • Herpes simplex
    • Herpes zoster (Gürtelrose)
  • Entzündungen im Bereich des rheumatischen Formenkreises
  • Einsatz bei Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen
  • Einsatz in der Zahnheilkunde
  • Neuralgien (Nervenschmerzen; z. B. Trigeminusneuralgie)
  • Kosmetische Behandlungen
  • Orthopädie:
    • Achillessehnentendinopathie (nicht-entzündliche Erkrankungen der Achillessehne) [3]
    • Arthrosen [6]
    • Chronischer Nackenschmerz [2]
    • Dorsalgie (Rückenschmerzen)
    • Epicondylitis humeri radialis (Epicondylitis humeri lateralis; Tennisellenbogen) [4]
    • Epicondylitis humeri ulnaris (Epicondylitis humeri medialis; Golferarm)
    • Lumbalgie (Hexenschuss)
    • Myofasziale Schmerzen (schmerzhafte Funktionsstörungen im Bereich von Muskeln) [5]
    • Myogelosen (knotenartige oder wulstförmige, klar umschriebene Verhärtungen in der Muskulatur; umgangssprachlich auch als Hartspann bezeichnet)
    • Sportverletzungen
    • Subakromiales Impingement-Syndrom (Engpasssyndrom) [1]
    • Traumata (Verletzungen) des Muskel- und Bänder-/Sehnenapparates
  • Verbrennungen
  • Wundheilungsstörungen

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Schwangerschaft: Die Anwendung der HILT wird bei schwangeren Frauen mit Vorsicht gehandhabt. Es ist wichtig, die potenziellen Risiken für das ungeborene Kind zu berücksichtigen.
  • Maligne Tumore: Bei Patienten mit malignen Tumoren sollte die HILT vermieden werden, da die thermische Wirkung des Laserlichts das Tumorwachstum fördern könnte.
  • Metallimplantate oder aktive Medizinprodukte: Die Lasertherapie sollte nicht im Bereich von Metallimplantaten oder aktiven Medizinprodukten angewendet werden, da dies zu unerwünschten Effekten führen kann.
  • Augenschutz: Während der Therapie ist ein Augenschutz sowohl für den Patienten als auch für den Therapeuten erforderlich, um Schäden durch das Laserlicht zu verhindern.

Vor der Therapie

  • Beachtung rechtlicher Bestimmungen zum Strahlenschutz: Es ist wichtig, die gesetzlichen Vorschriften und Sicherheitsbestimmungen im Zusammenhang mit der Anwendung von Hochleistungslasern einzuhalten.
  • Dynamische Arbeitsweise während der Laserapplikation: Während der Anwendung des Lasers muss eine angemessene und dynamische Arbeitsweise gewährleistet sein, um sicherzustellen, dass das Laserlicht korrekt angewendet wird.
  • Augenschutz für Patient und Therapeut: Da Laserstrahlen gefährlich für die Augen sein können, ist es notwendig, angemessenen Augenschutz sowohl für den Patienten als auch für den Therapeuten sicherzustellen.
  • Keine Bestrahlung im Bereich von Metallimplantaten oder aktiven Medizinprodukten: Die Laserbehandlung sollte nicht in Bereichen durchgeführt werden, in denen Metallimplantate oder aktive medizinische Geräte vorhanden sind.
  • Besondere Vorsicht bei Schwangerschaft und malignen Tumoren: Schwangere Frauen und Personen mit malignen Tumoren sollten besonders vorsichtig sein, wenn es um die Anwendung der High-Intensity-Lasertherapie geht.

Das Verfahren

Das normale Licht, z. B. das einer Glühbirne, besteht aus einer komplexen Zusammenstellung von Licht unterschiedlicher Wellenlängen, bzw. Farben und Ausbreitungsrichtungen. Ein Laser hingegen produziert Licht mit sehr speziellen Eigenschaften:

  • Monochromasie: Das Licht ist monochromatisch, das bedeutet, es hat nur eine bestimmte Wellenlänge bzw. Farbe.
  • Kohärenz: Das Licht ist kohärent, es schwingt in derselben Phase bzw. synchron.
  • Geringe Divergenz: Das Licht wird gebündelt und in eine definierte Richtung geschickt. Dabei verlaufen alle Strahlen nahezu parallel.

Alle diese Eigenschaften ermöglichen die speziellen Wirkungen der Lasertherapie, die neben der eintretenden Analgesie (Schmerzlinderung) die Selbstheilungskräfte des Organismus stärkt. Zudem wird die Wirkung auf die Aktivierung der zelleigenen Energiepotenziale durch die kohärente Laserstrahlung zurückgeführt. Folgende Wirkungsweisen sind bekannt:

  • Steigerung der Aktivität der Mitochondrien um ca. 150 % – Die Mitochondrien werden auch als Kraftwerke der Zelle bezeichnet, in ihnen wird das Molekül ATP (Adenosintriphosphat) synthetisiert, das als Energiewährung zu sehen ist und z. B. bei der Muskelkontraktion verbraucht wird.
  • Erhöhte Bildung von kollagenen Fasern – Kollagen ist ein Strukturprotein, das dem Gewebe, Knochen und Knorpeln Stabilität verleiht.
  • Konzentrationsanstieg von Enzymen – Enzyme sind die Biokatalysatoren der Zelle und ermöglichen überhaupt erst den Ablauf von vielen chemischen Reaktionen.
  • Beschleunigung des Lymphabflusses – Das Lymphgefäßsystem bildet eine Drainage, die Wasser und Stoffwechselprodukte aus der Peripherie (Arme und Beine) wieder dem Blutkreislauf zuführt. Wenn die Lymphgefäße zerstört werden, können Ödeme (Wassereinlagerungen im Gewebe) entstehen.
  • Analgesie (Schmerzlinderung) wg. antiphlogistischer Wirkung (entzündungshemmende Wirkung)
  • Verbesserte Durchblutung durch Neovaskularisierung (Neubildung von Blutgefäßen)
  • Verbesserung der Wundheilung
  • Deutlicher Anstieg der Desoxyribonukleinsäure (DNS; englisch DNA für deoxyribonucleic acid) – dieses Molekül bildet das Erbmaterial und ist essentiell für die Proteinbiosynthese, das heißt für die Bildung neuer Eiweißbausteine.

Durch die stimulierende Wirkung auf eine große Zahl regulatorischer bzw. synthetisierender Prozesse ergibt sich eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten.

Die genaue Form der Therapie richtet sich nach der Individualität des Patienten und nach seiner Erkrankung. Das Verfahren ist eine sinnvolle Ergänzung zu konventionellen medizinischen Verfahren.

Die Therapiedauer in der High-Intensity-Lasertherapie ist gegenüber derjenigen mit der Low-Level-Lasertherapie (LLLT; Synonym: Softlaser) aufgrund der hohen Leistungsdichte verkürzt. Es werden je nach vorliegender Indikation 5-10 Behandlungen durchgeführt, die sich im Abstand einiger Tage auf einen Zeitraum von 2-3 Wochen erstrecken.

Lasertechnik

Die verschiedenen Lasersysteme unterscheiden sich in den eingesetzten Lasermedien mit spezifischen Wellenlängen (Nanometer, nm) sowie in ihrer Gesamtleistung (Watt, W). Für die therapeutische Anwendung ist die Berechnung der eingebrachten Energie je Einheit bestrahlter Fläche (Joule pro Quadratzentimeter, J/cm²) sowie u. U. die Pulsation unter Verwendung verschiedener Frequenzen (Hertz, Hz) von Bedeutung. In der nachfolgend dargestellten Tabelle sind die in der Therapie verwendeten Parameter aus den genannten Quellen (s. u. Literatur) gegenübergestellt.

Technische Parameter der High-Level-Lasertherapie verschiedener in der Lasertherapie genutzter Lasersysteme

Laser-
medium

Wellen-
länge
Gesamt-
leistung
Therapeutische
Indikation/

Behandlungsziel
Energie
je Fläche
Freq. Lit.
Nd:YAG 1.064 nm max. 12 W Subakromiales Impingement
Syndrom: Analgesie (Schmerzlinderung)
12 J/cm² 25 Hz [1]
Nd:YAG 1.064 nm max. 12 W Subakromiales Impingement
Syndrom: Biostimulation
100 J/cm² keine [1]
Nd:YAG 1.064 nm Spitzen-leistung
bis 3.000 W
Chronischer
Nackenschmerz
125 J/cm² je Triggerpunkt 10-40 Hz [2]
k.A. k.A. k. A. Epicondylitis humeri lateralis (Tennisellenbogen): Analgesie 6 J/cm² 25 Hz [4]
k. A. k. A. k. A. Epicondylitis humeri lateralis (Tennisellenbogen): Biostimulation 120 J/cm² keine [4]
Nd:YAG 1.064 nm Spitzenleistung
bis 3.000 W
Myofasziale Schmerzen 50 J/cm² je Triggerpunkt 10-40 Hz [5]
kombinierte 830 nm;
1.064 nm
25 W Karpaltunnelsyndrom (KTS) 250 J/cm² k.A. [7]
Gallium Arsenid 980 nm k.A. Achillessehnentendinopathie 67 J/cm² k.A. [8]
k.A. 810 nm;
980 nm
10 W Chronische Epicondylitis 6,6 J/cm² k.A. [9]
k..A. 810 nm;
980 nm
10 W Fibromyalgie 10.63 J/cm² k.A. [10]

Nach der Therapie

  • Nachsorge und Beobachtung: Der behandelnde Arzt sollte den Patienten nach der Therapie regelmäßig überwachen, um sicherzustellen, dass keine unerwünschten Nebenwirkungen auftreten und um den Therapieerfolg zu bewerten.
  • Mögliche Verbesserungen: Die Lasertherapie kann zu verschiedenen positiven Effekten führen, darunter Schmerzlinderung, verbesserte Wundheilung und gesteigerte Aktivität der Mitochondrien. Diese Verbesserungen können in den Wochen und Monaten nach der Behandlung anhalten.
  • Individuelle Reaktionen: Die Reaktion auf die Lasertherapie kann von Patient zu Patient unterschiedlich sein. Einige Personen erleben sofortige Verbesserungen, während andere möglicherweise mehrere Sitzungen benötigen, um Ergebnisse zu sehen.
  • Weitere Empfehlungen: Der Arzt kann zusätzliche Empfehlungen für die postoperative Pflege geben, die auf die spezifische Erkrankung oder Verletzung des Patienten zugeschnitten sind. Dies kann die Verwendung von unterstützenden Maßnahmen wie Physiotherapie oder Medikamenten umfassen.
  • Fortsetzung der Therapie: In einigen Fällen kann der Arzt empfehlen, die Lasertherapie in regelmäßigen Abständen fortzusetzen, um langfristige Vorteile aufrechtzuerhalten oder zu verstärken.

Mögliche Komplikationen

Die High-Intensity-Lasertherapie kann potenzielle Komplikationen und Nebenwirkungen haben. Diese können in frühere und spätere Komplikationen unterteilt werden:

Frühe Komplikationen

  1. Hautreizungen: Einige Patienten können vorübergehende Hautreizungen oder Rötungen im Bestrahlungsbereich erfahren.
  2. Schmerzen: In einigen Fällen kann es zu vorübergehenden Schmerzen oder Unbehagen während oder nach der Behandlung kommen.
  3. Überempfindlichkeitsreaktionen: Einige Personen können allergische Reaktionen oder Überempfindlichkeitsreaktionen auf die Laserbehandlung erfahren.

Späte Komplikationen

  1. Langfristige Hautveränderungen: In seltenen Fällen können langfristige Hautveränderungen im Bestrahlungsbereich auftreten.
  2. Narbenbildung: Bei unsachgemäßer Anwendung oder bei bestimmten Hauttypen kann es zur Narbenbildung kommen.
  3. Unerwünschte Gewebeveränderungen: In seltenen Fällen können unerwünschte Veränderungen im Gewebe auftreten, die weitere medizinische Aufmerksamkeit erfordern.

Literatur

  1. Karaca B: Effectiveness of High-Intensity Laser Therapy in Subacromial Impingement Syndrome. Photomed Laser Surg. 2016 Jun;34(6):223-8. doi: 10.1089/pho.2015.4005. Epub 2016 Feb 18. PubMed PMID: 26890913.
  2. Alayat MS, Mohamed AA, Helal OF, Khaled OA: Efficacy of high-intensity laser therapy in the treatment of chronic neck pain: a randomized double-blind placebo-control trial. Lasers Med Sci. 2016 May;31(4):687-94. doi: 10.1007/s10103-016-1910-2.
  3. Mårdh A, Lund I.: High Power Laser for Treatment of Achilles Tendinosis – a Single Blind Randomized Placebo Controlled Clinical Study. J Lasers Med Sci. 2016 Spring;7(2):92-8. doi: 10.15171/jlms.2016.16. Epub 2016 Mar 27.
  4. Akkurt E, Kucuksen S, Yılmaz H, Parlak S, Sallı A, Karaca G: Long term effects of high intensity laser therapy in lateral epicondylitis patients. Lasers Med Sci. 2016 Feb;31(2):249-53. doi: 10.1007/s10103-015-1841-3. Epub 2015 Dec 29.
  5. Dundar U, Turkmen U, Toktas H, Solak O, Ulasli AM: Effect of high-intensity laser therapy in the management of myofascial pain syndrome of the trapezius: a double-blind, placebo-controlled study. Lasers Med Sci. 2015 Jan;30(1):325-32. doi: 10.1007/s10103-014-1671-8. Epub 2014 Oct 2.
  6. Stiglić-Rogoznica N, Stamenković D, Frlan-Vrgoc L, Avancini-Dobrović V, Vrbanić TS: Analgesic effect of high intensity laser therapy in knee osteoarthritis. Coll Antropol. 2011 Sep;35 Suppl 2:183-5.
  7. Casale R, Damiani C, Maestri R, Wells CD: Pain and electrophysiological parameters are improved by combined 830-1064 high-intensity LASER in symptomatic carpal tunnel syndrome versus Transcutaneous Electrical Nerve Stimulation. A randomized controlled study. Eur J Phys Rehabil Med. 2013 Apr;49(2):205-11. Epub 2012 Jul 20.
  8. Mårdh A, Lund I: High Power Laser for Treatment of Achilles Tendinosis – a Single Blind Randomized Placebo Controlled Clinical Study. J Lasers Med Sci. 2016 Spring;7(2):92-8. doi: 10.15171/jlms.2016.16. Epub 2016 Mar 27.
  9. Roberts DB, Kruse RJ, Stoll SF: The effectiveness of therapeutic class IV (10 W) laser treatment for epicondylitis. Lasers Surg Med. 2013 Jul;45(5):311-7. doi: 10.1002/lsm.22140. Epub 2013 Jun 3.
  10. Panton L, Simonavice E, Williams K, Mojock C, Kim JS, Kingsley JD, McMillan V, Mathis R: Effects of Class IV laser therapy on fibromyalgia impact and function in women with fibromyalgia. J Altern Complement Med. 2013 May;19(5):445-52. doi: 10.1089/acm.2011.0398. Epub 2012 Nov 23.