Maritime Gifttiere (aktiver Giftkontakt)

Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Maßnahmen nach aktivem Giftkontakt durch maritime Gifttiere:

Stamm Gifttier
Symptome Maßnahmen (Prävention, Therapie)
Fische  
  • Rotfeuerfisch (Pteroinae bzw. Pteroini)
    Verbreitung: Bewohner der Korallenriffe des tropischen Indopazifiks und des Roten Meeres;
    sporadisch hat man Feuerfische auch im westlichen Atlantik, an der Ostküste der USA, von Florida bis New York, gefangen.
  • Skorpionsfisch (Scorpaenidae)
    Familie der Drachenkopfartigen (Scorpaeniformes); zu ihr gehören über 20 Gattungen mit fast 220 Arten
    Verbreitung: Leben in Fels- oder Korallenriffen; gesamter Mittelmeerraum
  • Steinfisch (Synanceiidae)
    Verbreitung: Indopazifik und Rotes Meer
  • Welse (Siluridae)
    Außer Süßwasserrochen der einzige Süßwasserfisch mit Giftapparat; europäische Süßwasserwelche meist ungiftig
 
  • Starke lokale Reizungen durch Stachel
  • ggf. starke Schmerzen, die sich in den Stunden nach dem Einstich verstärken und mehrere Tage anhalten können
  • Herzkreislaufstörungen
  • Steinfisch: kann für den Menschen tödlich sein!
  • Welse
    Lokal (örtlich):
    • sofort auftretende heftige Schmerzen, anhaltend für 30 min bis 2 Tage; bei tropischen Welsen für Tage, selten für Monate
    • Stichstelle blass, mit lokaler Ischämie (örtliche Minderdurchblutung), später bläulich-rötliche Verfärbung, Schwellung, Nekrose (Absterben von Gewebe)
    • in schweren Fällen massives Ödem;
    Systemisch (den gesamten Körper betreffend:
    • Atembeschwerden
    • Nausea (Übelkeit), Diarrhoe (Durchfall)
    • Muskelkrämpfe
    • ZNS: Verwirrtheit; Bewusstlosigkeit; ggf. Lähmung
    • Herzkreislauf: Arrhythmien (Unregelmäßigkeiten der Herzaktion), Hypotonie (niedriger Blutdruck)
 

Prävention

  • Soweit möglich kein Waten durch trübes Wasser. Vorsicht beim Hantieren mit den Fischen beim Angeln.
  • Nie ohne: Gummischuhe, Plastiksandalen, Turnschuhe (Stiche giftiger Fische)

Therapie

  • Keine chirurgischen Maßnahmen erforderlich
  • Beim Steinfisch ggf. Antiserum*
  • Bei Welsen:
    • Lokal: Wundreinigung, chirurgische Entfernung des Stachels (ggf. Wundrevision/chirurgische Versorgung einer Wunde)
    • Schmerztherapie:
      • Heißwassermethode empfohlen: betroffene Extremität in noch tolerierbar heißes Wasser (bis ca. 45 °C) für mehr als 30 Minuten
      • evtl. Nervenleitungsblock betroffene Extremität
    • Impfung: Tetanusschutz beachten  
Giftschlangen
  • Seeschlangen (Hydrophiinae)
    Verbreitung: tropische Meeresregionen des Indischen Ozeans und des Pazifischen Ozeans (vom Persischen Golf bis in die japanischen Küstengewässer sowie an den Küsten der südostasiatischen Inseln bis nach Australien)
    Alle Seeschlangen leben in Küstennähe

    (Ausnahme: Plättchen-Seeschlange (Pelamis platurus); diese lebt außer in den genannten Gebieten bis an die Küsten Madagaskars und Südostafrikas sowie an der Westküste des tropischen Amerikas.)
  • Neurotoxisch (nervenschädigend)
  • Myoglobinurie (vermehrte Ausscheidung von Myoglobin über die Niere nach dessen Übertritt ins Blut; Ursache: Untergang von Muskelgewebe)

Prävention

  • Beim Wandern durch seichtes Wasser schützendes Schuhwerk (bis zum Knöchel oder höher) und lange Hosen tragen. Beachten, wohin man greift!
  • Nie eine "tote" Schlange anfassen

Therapie

  • Sofort Arzt aufsuchen
    → spezifisches Antiserum* so früh wie möglich
  • Symptomatische Therapie
  • Sterile Wundtherapie
  • Tetanusschutz
Quallen
  • Quallen (Meduse oder Medusa; Pl. Medusen; Medusae)
    Verbreitung: in allen Meeren
    • Mittelmeerquallen (Feuer- und Leuchtquallen)
      Verbreitung: Mittelmeer
    • Nord- und Ostseequallen (Haar- oder Nesselquallen)
    • Würfelqualle (Cubomedusae; Synonym: Seewespe)
      Verbreitung
      : kommt weltweit meist in tropischen und subtropischen Meeren vor
    • Portugiesische Galeere (Physalia physalis)
      Verbreitung
      : Pazifischer Ozean, aber auch vor den Kanarischen Inseln und vor Portugal; sofort Schmerz
  • Hautverletzungen (Schwellungen der Haut durch Nesseltätigkeit)
  • Anaphylaxie (schwerste Form einer allergischen Reaktion, die schnell lebensbedrohlich werden kann; die Reaktionen reichen von leichten Hautreaktionen über Störungen von Organfunktionen, Kreislaufschock mit Organversagen bis zum tödlichen Kreislaufversagen) bei allen Quallen möglich
  • Leichte Intoxikation: Mittelmeerquallen (Feuer- und Leuchtquallen) und Nord- und Ostseequallen
  • Schwere Intoxikationen (Vergiftungen): Herzkreislaufstörungen (ggf. auch mit Herzversagen; Tod meist innerhalb von 30 Min.), v. a. bei der Würfelqualle und der Portugiesischen Galeere

Prävention

  • Nicht an einsamen Stränden baden; auf Warnhinweise achten!
  • Nicht baden nach Stürmen (Quallen)

Therapie

  • Spülung mit Essig/Weinessig für 30 Minuten oder Sand auf die Haut aufbringen (nicht mit Süßwasser abduschen!)
  • anhaftende Tentakeln mit einem stumpfen Gegenstand (z. B. Messerrücken) abschaben
  • Arzt aufsuchen
    (lokal Cortisoncreme auftragen; bei großflächigen Vernesselungen → intensivmedizinische Überwachung; bei der Würfelqualle/Australien → Antiserum)
Stachelhäuter
  • Seeigel (Echinoidea)

    Verbreitung: Leben im kalten wie auch im warmen Wasser; an den Küsten Europas, Asiens, Mittelamerikas
    und Australiens und der atlantischen und pazifischen Inseln
  • Schmerzhafte lokale (örtliche) Reizungen durch Stachel

Prävention

  • Strand und Wasser:
    • Nie ohne: Gummischuhe, Plastiksandalen, Turnschuhe (Seeigel, Stiche giftiger Fische)
    • Nicht im seichten und trüben Wasser wandern
Therapie
  • Stachel bzw. Stachelreste entfernen
    • Falls Stachelverletzung im Gelenk: evtl. Magnetresonanztomographie (MRT) und chirurgische Fremdkörperentfernung (auch Monate später sind noch Probleme mit Fieber etc. möglich)
  • Schmerzbekämpfung mittels Heißwasserbad
  • evtl. Schockprophylaxe, wenn nötig Beatmung

*Bei Gabe von Sera müssen alle Maßnahmen zur Abwehr eines anaphylaktischen Schocks bereitstehen:

  • siehe dazu unter Schock/Medikamentöse Therapie: Anaphylaktischer Schock