Allgemeine Maßnahmen
Gifttiere sind in den weltweit meisten Regionen vertreten, besonders reich ist ihre Vielfalt in den Tropen. Sie sind ein Gesundheitsrisiko für Einheimische, aber auch für Touristen.
Die folgenden Maßnahmen sollten prophylaktisch eingehalten werden:
- Vor der Reise Informationen einholen
- Stets auf Warnhinweise vor Ort achten
- Gifttiere meiden, nicht reizen, Nester meiden
- Auf Spinnennetze achten
- Nie im Dunkeln ohne Taschenlampe laufen – viele Gifttiere (die meisten Schlangen) sind Nachttiere
- Alle Tätigkeiten (Bewegungen, Griffe etc.) im Alltagsleben unter Sichtkontrolle durchführen
- Beseitigung des Küchenabfalls – Schlangen leben von Mäusen, Mäuse leben von Abfall
- Kleider, Schuhe etc. vor dem Anziehen ausschütteln
- Festes Schuhwerk (am besten über die Knöchel) tragen
Strand und Wasser
- Nie ohne: Gummischuhe, Plastiksandalen, Turnschuhe (Seeigel, Stiche giftiger Fische)
- Keine Schnecken sammeln und einstecken
- Nicht im seichten und trüben Wasser wandern
- Nicht allein schwimmen gehen
- Nicht baden nach Stürmen (Quallen)
- Gestrandete Meerestiere nie anfassen
- Folgende Meeresfische nie essen:
- auffällig gefärbte und geformte Fische
- schuppenlose Fische
- Haut und Innereien von Fischen
Bei Touren im Gelände
- Büsche und Bäume meiden – Baumschlangen (häufig klein) sind fast immer giftig!
- Festes Schuhwerk bis über die Knöchel tragen (90 % der Schlangenbisse sind an oder unterhalb des Knöchels lokalisiert)
- Beim Klettern Lederhandschuhe tragen (Schutz vor Skorpionstachel)
Beim Campieren
- Nie auf der Erde schlafen! (wg. Schlangen und Skorpionen)
- Beim Schlafen im Bett, darauf achten, dass das Bett frei im Raum steht, nicht an der Wand, um so dem Kleingetier zu erschweren, in das Bett zu klettern.
- Schlafsäcke, Schuhe und andere Kleidungsstücke und Behältnisse (z. B. Rucksack) nie am Boden lagern, sondern an erhöhten Orten. Sie werden sonst tagsüber zum Rückzugsort von Skorpionen, Schlangen und Spinnen.
- Nachts im Camp nur mit einer Taschenlampe bewegen; nie barfuß laufen!
Kinder anhalten, Folgendes zu beachten/gilt auch für Erwachsene:
- Nie eine "tote" Schlange anfassen
- Spielen nur an Orten mit tief geschnittenem Gras (um Schlangen keine Verstecke zu bieten)
- Nie mit Händen in Höhlen, Steinzwischenräumen greifen; keine Steine umwenden bzw. ins tiefe Gras greifen (dieses sind Orte, an denen sich Schlangen oder Skorpione verbergen können).
Bei Bissen/Stichen von giftigen Tieren sollten die folgenden Erste-Hilfe-Maßnahmen durchgeführt werden:
- Betroffene beruhigen (Aufregung schadet, da dadurch die kardiale Giftwirkung verstärkt werden kann)
- Bissstelle ruhigstellen (z. B. Schienung; beachten, dass dabei keine Druckstellen entstehen)
- Entfernung von Armbändern, Ringen, Fußketten wegen der Gefahr der Gewebeschwellung (Prävention einer Durchblutungsstörung)
- Liegendtransport ins Krankenhaus (Aktivitäten schaden und tragen zur Stimulation der Blutzirkulation bei → schnellere Verteilung des Giftes)
- Atmung, Puls, Blutdruck kontrollieren, ggf. Betroffenen in Schocklage bringen
- Kompressions-Immobilisations-Methode statt Abbinden (= venöse Stauung) – dieses verzögert die Verteilung des Giftes → Anlegen eines Kompressionsverbandes mit einem Druck von ca. 55 mmHg (d. h. > als der venöse Druck im Liegen) am liegenden Patienten und Schienung, soweit die Bissstelle im Bereich einer Extremität liegt; Entfernung des Kompressionsverbandes erst wieder im Krankenhaus (wo intensivmedizinische Maßnahmen möglich sind; Antiserum).
- Indikationen für die Kompressions-Immobilisations-Methode sind Tierbisse mit neuro- und/oder kardiotoxischen Giften (Gifte, die auf das Nervensystem bzw. das Herz wirken):
- Bienen und Wespen bei Bienenallergie
- bei einigen Elapidae (Giftnattern): z. B. neurotoxische Kobras, Korallenschlangen, Kraits, Mambas, Notechis
- bei einigen maritimen Gifttieren
- einzelne Kegelschnecken
- Seeschlangen
- Seewespe-Qualle nach Essigbehandlung
- Kontraindikationen für die Kompressions-Immobilisations-Methode liegen vor für alle Gifttiere, die zu lokalen Gewebenekrosen führen (betrifft viele der Vipern und Ottern (Viperidae) sowie Grubenottern (Crotalidae), des Weiteren einige Giftnattern (Elapidae), Skorpione und Spinnen)
- Indikationen für die Kompressions-Immobilisations-Methode sind Tierbisse mit neuro- und/oder kardiotoxischen Giften (Gifte, die auf das Nervensystem bzw. das Herz wirken):
- Gabe von Tiergift-Antiseren (entscheidet der Arzt vor Ort)
- Giftschlangenbisse von Tieren in Europa benötigen in den meisten Fällen keine Antiserumgabe!
- Für viele Gifttiere gibt es keine Antiseren; bei vielen Giftbissen ist keine Antiserumgabe erforderlich; die Gabe von Antiserum bei Skorpionen ist nicht immer wirksam!
- Gabe von Antiserum nur dann, wenn ein etwaiger anaphylaktischer Schock adäquat behandelt werden kann
- Bei jeder Verletzung mit Tieren ist eine Tetanus-Schutzimpfung erforderlich! Bitte nehmen Sie auf die Reise Ihren Impfpass mit.