C-reaktives Protein (CRP)
Das C-reaktive Protein (CRP) ist ein positives Akute-Phase-Protein, das überwiegend in der Leber synthetisiert wird. Es wird in der klinischen Labordiagnostik als unspezifischer Marker zur Erfassung systemischer Entzündungsreaktionen, infektiöser Prozesse sowie nekrotischer Gewebeschädigungen eingesetzt.
Synonyme
- CRP
- C-reactive protein
Charakteristische Laborbefunde
- Akute bakterielle Infektion (bakterielle Infektion) – CRP ↑↑
- Virale Infektion (Virusinfektion) – CRP normal oder leicht ↑
- Chronische Entzündung (lang anhaltende Entzündung) – persistierend ↑
- Sepsis (Blutvergiftung) – meist deutlich ↑↑↑, jedoch nicht obligat
- Postoperativer Verlauf (Verlauf nach einer Operation) – initialer Anstieg mit anschließendem Abfall; persistierend erhöhte oder sekundär ansteigende Werte als Warnsignal
Das Verfahren
- Benötigtes Material
- Blutserum
- Plasma (EDTA, Li-Heparin)
- Vorbereitung des Patienten
- Keine spezielle Vorbereitung erforderlich
- Abnahmezeitpunkt im Krankheitsverlauf beachten (Frühphase möglich)
- Störfaktoren
- Ausgeprägt hämolytische Proben (stark zerstörte rote Blutkörperchen)
- Stark lipämische Proben (fettreiche Blutproben)
- Sehr hohe Bilirubinkonzentrationen (Gallenfarbstoff im Blut)
- Abgeschwächter Anstieg bei schwerer Leberinsuffizienz (schwere Leberfunktionsstörung) oder Immunsuppression (geschwächtes Immunsystem)
- Methode
- Immunoassay
- High-sensitivity-Immunoassay bei hs-CRP
Normbereiche (je nach Labor)
| Subgruppe | Referenzbereich |
| Erwachsene und Kinder | < 5 mg/L (< 0,5 mg/dl) |
| Neugeborene | bis 15 mg/L (bis 1,5 mg/dl) |
Normbereiche sind methoden- und laborabhängig.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Nachweis und Verlaufsbeurteilung akuter und chronischer Entzündungsreaktionen
- Infektionsdiagnostik als unspezifischer Entzündungsmarker
- Postoperative Verlaufskontrolle zum Nachweis von Komplikationen (z. B. Infektion, Anastomoseninsuffizienz (Nahtundichtigkeit), Nekrose (Gewebsuntergang))
- Therapie- und Verlaufsmonitoring bei rheumatologischen Erkrankungen (entzündliche Gelenk- und Systemerkrankungen)
- Verlaufsbeurteilung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen
- Kardiovaskuläre Risikostratifizierung (Einschätzung des Herz-Kreislauf-Risikos) mittels highsensitivem CRP (hs-CRP)
Interpretation
- Erhöhte Werte
- Akute bakterielle Infektionen (z. B. Pneumonie (Lungenentzündung), Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung), Sepsis)
- Entzündliche Erkrankungen (z. B. rheumatische Erkrankungen, Immunvaskulitiden (entzündliche Gefäßerkrankungen))
- Nekrotische Prozesse (z. B. akuter Myokardinfarkt (Herzinfarkt), akute Pankreatitis (akute Bauchspeicheldrüsenentzündung), Mesenterialinfarkt (Darminfarkt))
- Postoperative Komplikationen
- Malignome (bösartige Tumorerkrankungen) mit tumorassoziierter Entzündungsreaktion oder Gewebsnekrose
- Atherosklerose (Arteriosklerose) und periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK; Schaufensterkrankheit); Progressionsrisiko korreliert mit CRP- und HbA1c-Werten [1]
- Normale oder niedrige Werte
- Schließen eine Entzündung oder Infektion nicht sicher aus
- Häufig in der Frühphase infektiöser Erkrankungen
- Typisch bei vielen viralen Infektionen
- Kinetik und Verlauf
- Anstieg typischerweise 6-12 Stunden nach Entzündungsbeginn
- Maximum meist nach 48-72 Stunden
- Biologische Halbwertszeit ca. 19-24 Stunden
- Verlaufsbeurteilungen sind aussagekräftiger als Einzelmessungen
Weiterführende Diagnostik
- Procalcitonin (PCT) bei Verdacht auf schwere bakterielle Infektion oder Sepsis
- Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) zur ergänzenden Beurteilung chronischer Entzündungen
- Highsensitives CRP (hs-CRP) zur kardiovaskulären Risikostratifizierung
- Klinische Reevaluation (erneute ärztliche Beurteilung) und Verlaufskontrollen bei diskrepanten Befunden
Red Flags (Warnzeichen)
- Rasanter CRP-Anstieg > 100 mg/L innerhalb von 24 Stunden
- Persistierend hohes oder erneut ansteigendes CRP trotz adäquater Therapie
- Diskrepanz zwischen hohem CRP und nur milden klinischen Symptomen
- Kombination mit Zeichen der Organfunktionsstörung oder Kreislaufinstabilität
Bewertung des highsensitive-CRP (hs-CRP) in Bezug auf kardiovaskuläres Risiko [2]
| hs-CRP | Risikokategorie |
| < 1,0 mg/L | Niedriges Risiko |
| 1-3 mg/L | Mittleres Risiko |
| > 3,0 mg/L | Hohes Risiko |
hs-CRP-Werte > 10 mg/L sprechen für eine akute Entzündung oder Infektion; die Messung sollte nach Abklingen des akuten Geschehens wiederholt werden.
Beachte: Der isolierte Nachweis erhöhter Entzündungsparameter wie CRP oder Procalcitonin stellt keine alleinige Indikation für eine antibiotische Therapie dar (Deutsche Gesellschaft für Infektiologie).
Literatur
- Scherpinski U, Bickel H, Gnahn H, Förstl H, Conrad B, Sander D. Intervention project on cerebrovascular diseases and dementia in the community of Ebersberg (INVADE). Nervenarzt. 2002;73:1199-1204. https://doi.org/10.1007/s00115-002-1443-8
- Pearson TA, Mensah GA, Alexander RW, Anderson JL, Cannon RO 3rd, Criqui M, et al. Markers of inflammation and cardiovascular disease: application to clinical and public health practice. Circulation. 2003;107:499-511. https://doi.org/10.1161/01.CIR.0000052939.59093.45