Immunglobulin E (IgE)

Bei den Immunglobulinen (Abwehrstoffen) handelt es sich um eine Gruppe von Proteinen (Eiweißstoffen), die in Plasmazellen (Antikörper-produzierenden Zellen) gebildet werden und spezifisch an körperfremde Stoffe (Antigene) binden, um diese unschädlich zu machen.

Man unterscheidet folgende Klassen der Immunglobuline:

  • Immunglobulin A (IgA) – wird auf allen Schleimhäuten der Atemwege, der Augen, des Magen-Darm-Trakts, des Urogenitaltrakts sowie über spezielle Drüsen in der Brustwarze von Müttern abgesondert und schützt dort vor Krankheitserregern; Vorkommen im Blutserum (flüssiger Anteil des Blutes) und den Körpersekreten.
  • Immunglobulin D (IgD) – befindet sich in der Membran von B-Lymphozyten (Vorläuferzellen der Antikörperproduktion).
  • Immunglobulin E (IgE) – vermittelt den Schutz vor Parasiten (z. B. Würmern). Bei Kontakt mit einem Antigen (körperfremder Stoff) führt es zur Ausschüttung von Histamin (entzündungsfördernder Botenstoff), Granzymen und anderen Entzündungsstoffen; vorkommend auf der Oberfläche von Mastzellen (Entzündungszellen) und basophilen Granulozyten (bestimmte Immunzellen), verantwortlich für allergische Sofortreaktionen (Typ-I-Hypersensibilität).
  • Immunglobulin G (IgG) – wird erst in einer späteren Phase der Immunantwort (nach etwa drei Wochen) gebildet und bleibt lange erhalten. Der Nachweis von IgG zeigt eine durchgemachte Infektion oder eine Impfung an; es findet sich im Blutserum und in der Muttermilch und kann die Plazenta (Mutterkuchen) passieren.
  • Immunglobulin M (IgM) – ist die erste Klasse von Antikörpern, die bei Erstkontakt mit Antigenen gebildet wird und auf eine akute Infektionsphase hinweist; Vorkommen im Blutserum.

Die Immunglobuline bestehen jeweils aus zwei leichten und zwei schweren Polypeptidketten (Eiweißstränge), die über Disulfidbrücken (chemische Bindungen) miteinander verbunden sind.

Das Immunglobulin E (IgE) spielt eine zentrale Rolle bei allergischen Reaktionen, da es Typ-I-Hypersensibilitätsreaktionen (allergische Sofortreaktionen) vermittelt. Die Bestimmung des Gesamt-IgE dient der Labordiagnostik bei allergischen Erkrankungen und parasitären Infektionen.

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • Blutserum (flüssiger Anteil des Blutes)

Vorbereitung des Patienten

  • Keine besondere Vorbereitung erforderlich

Störfaktoren

  • Keine bekannt

Normwerte

Alter Normwert in IU/ml Normwert in μg/l
Neugeborene < 1,5 < 3,57
< 6. Lebensmonat < 7,2 < 17,14
7.–12. Lebensmonat < 12,2 < 29,05
1–5 Jahre < 60 < 142,86
6–9 Jahre < 90 < 214,29
10–15 Jahre < 200 < 476,19
> 15 Jahre < 100 < 238,10

Indikationen

  • Verdacht auf Atopien (allergische Erkrankungen wie Heuschnupfen, Asthma bronchiale oder Neurodermitis)
  • Verdacht auf Parasitosen (Wurmerkrankungen)
  • Abklärung von Immundefekten (Störungen des Immunsystems)

Interpretation

Interpretation erhöhter Werte

  • Angeborene Immundefekte (z. B. Wiskott-Aldrich-Syndrom, Hyper-IgE-Syndrom, DiGeorge-Syndrom)
  • Atopien (allergisches Asthma bronchiale, atopisches Ekzem [Neurodermitis], allergische Rhinitis [Heuschnupfen])
  • Autoimmunerkrankungen (z. B. systemischer Lupus erythematodes [SLE; entzündliche Erkrankung vieler Organe], rheumatoide Arthritis [chronische Gelenkentzündung])
  • Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV; Erreger des Pfeiffer-Drüsenfiebers)
  • Parasitosen (Wurmerkrankungen wie Filariose, Trichinose, Toxocariasis, Capillaria philippinensis, tropische Eosinophilie)
  • Plasmozytom (bösartige Erkrankung der Plasmazellen, Form des Blutkrebses) vom Typ IgE
  • Großflächige Verbrennungen

Interpretation erniedrigter Werte

  • Ataxia teleangiectasia (Louis-Bar-Syndrom; genetisch bedingte Erkrankung mit Bewegungsstörungen und Immundefekt)

  • Verschiedene Formen von Immundefekten

Anmerkung

Die alleinige Bestimmung des Gesamt-IgE erlaubt keine sichere Unterscheidung zwischen den Ursachen eines erhöhten Wertes (z. B. Allergie oder Parasiteninfektion). Für die gezielte Allergiediagnostik sind ergänzende Tests wie der Nachweis spezifischer IgE-Antikörper oder ein Basophilenaktivierungstest (BAT; Labortest zur Bestimmung der Zellaktivierung bei Allergien) notwendig.