Basophilenaktivierungstest (BAT)

Der Basophilenaktivierungstest (BAT) ist ein in vitro-Diagnoseverfahren, das auf der Messung der Aktivierung von basophilen Granulozyten nach Exposition gegenüber spezifischen Allergenen oder Substanzen basiert. Er stellt ein wichtiges Instrument zur Abklärung von IgE-vermittelten Hypersensitivitätsreaktionen sowie nicht-IgE-vermittelten Soforttypallergien dar.

Methodik

  • Prinzip
    • Der BAT nutzt die Eigenschaft basophiler Granulozyten, bei Stimulation mit einem Allergen oder einem Medikament Aktivierungsmarker (z. B. CD63, CD203c) auf ihrer Zelloberfläche zu exprimieren.
    • Diese Marker werden mittels Durchflusszytometrie quantitativ bestimmt.
  • Durchführung
    • Entnahme von heparinisiertes Vollblut.
    • Inkubation mit Verdachtsallergen(en) bzw. Medikamenten oder Negativ-/Positivkontrollen.
    • Markierung der basophilen Zellen mit fluoreszenzgekoppelten Antikörpern gegen Aktivierungsmarker.
    • Analyse der Aktivierung mittels Durchflusszytometrie.
  • Analytische Parameter
    • Prozentsatz aktivierter Basophiler (CD63+, CD203c+).
    • Basophilenidentifikation über Oberflächenmarker (z. B. IgE, CCR3).

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Diagnostik bei Verdacht auf Arzneimittelallergien (z. B. Antibiotika, NSAIDs, Lokalanästhetika).
  • Abklärung schwerer allergischer Reaktionen auf Insektengifte.
  • Diagnostik bei Nahrungsmittelallergien, insbesondere bei Anaphylaxierisiko.
  • Differenzierung zwischen IgE-vermittelter und nicht-IgE-vermittelter Hypersensitivität.
  • Beurteilung von Kreuzreaktionen bei Pollen-assoziierten Nahrungsmittelallergien.
  • Ergänzende Diagnostik bei unklaren Befunden in Hauttests oder serologischer IgE-Diagnostik.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Starke Immunsuppression oder hämatologische Erkrankungen mit Basophilendefizienz.
  • Akute Infektionen oder systemische Entzündungsreaktionen (Beeinflussung der Testergebnisse möglich).
  • Fehlende Lebensfähigkeit der basophilen Granulozyten nach längerer Blutlagerung (> 24 h).

Vorteile des Basophilenaktivierungstests

  • Hohe Spezifität bei Arzneimittel- und Insektengiftallergien.
  • Keine direkte Provokation des Patienten erforderlich – geringeres Risiko im Vergleich zu Provokationstests.
  • Nachweis sowohl IgE-vermittelter als auch nicht-IgE-vermittelter Reaktionen möglich.
  • Quantitative und standardisierbare Auswertung.

Limitationen

  • Abhängigkeit von der Vitalität der Basophilen; Blutproben müssen rasch verarbeitet werden.
  • Erfordert spezialisierte Laborausstattung (Durchflusszytometrie).
  • Begrenzte Sensitivität bei bestimmten Nahrungsmittelallergien.
  • Ergebnisinterpretation abhängig von Allergenpräparation und Konzentration.

Klinische Relevanz

Der BAT ergänzt die klassische Allergiediagnostik insbesondere in Fällen, in denen Hauttests kontraindiziert oder serologische Tests (spezifisches IgE) nicht eindeutig sind. Er wird zunehmend auch zur Risikostratifizierung bei Allergien mit potenziell schwerem Verlauf eingesetzt. In der Medikamentenallergiediagnostik hat der BAT eine besondere Bedeutung, da er die Durchführung gefährlicher Provokationstests vermeiden kann.