Mykoplasmen – Einleitung

Bei den Mykoplasmen handelt es sich um gramnegative, nicht sporenbildende Bakterien aus der Familie der Mycoplasmataceae.

Synonyme und ICD-10: Mycoplasma buccale; Mycoplasma fermentans; Mycoplasma genitalium; Mycoplasma hominis:Mycoplasma pneumoniae; Mycoplasma salvarium; Mycoplasma urealyticum; Mykoplasmen-Infektionen; Ureaplasma urealyticum; ICD-10-GM A49.3: Mykoplasmeninfektion nicht näher bezeichneter Lokalisation

Man kann verschiedene Spezies unterscheiden:

  • Mycoplasma buccale – in der Mundhöhle vorkommend
  • Mycoplasma fermentans* – im Genitalbereich auftretend
  • Mycoplasma genitalium* – im Genitalbereich auftretend
  • Mycoplasma hominis* – im Genitalbereich auftretend
  • Mycoplasma pneumoniae – in den Atemwegen auftretend; bedeutendster pathologischer Vertreter
  • Mycoplasma salvarium – in der Mundhöhle vorkommend
  • Mycoplasma urealyticum* – im Genitalbereich auftretend
  • Ureaplasma urealyticum (gehört ebenfalls zur Gruppe der Mykoplasmen)* – im Genitalbereich auftretend

* Häufig durch Sexualverkehr übertragene Erreger.

Medizinisch relevante Arten der Mykoplasmen sind Mycoplasma pneumonieae und Mycoplasma hominis.
Alle Arten, bis auf Mycoplasma pneumoniae, kommen physiologisch im Menschen
vor. Mycoplasma pneumoniae ist das kleinste frei vermehrbare Lebewesen ohne feste Zellwand.

Formen der Mykoplasmen-Infektionen

  • Respiratorische Mykoplasmen-Infektionen
    • Mycoplasma pneumoniae: Verursacht Atemwegsinfektionen wie Bronchitis und atypische Pneumonie (Lungenentzündung).
  • Genitale Mykoplasmen-Infektionen
    • Mycoplasma genitalium: Führt zu Urethritis (Harnröhrenentzündung), Zervizitis (Gebärmutterhalsentzündung) und entzündlichen Beckenerkrankungen.
    • Mycoplasma hominis: Assoziiert mit bakterieller Vaginose, postpartalem Fieber, Prostatitis (Prostataentzündung) und Epididymitis (Nebenhodenentzündung).
    • Ureaplasma urealyticum: Verursacht Urethritis und andere genitale Infektionen.
  • Oropharyngeale Mykoplasmen-Infektionen
    • Mycoplasma buccale: Vorkommen in der Mundhöhle.
    • Mycoplasma salvarium: Vorkommen in der Mundhöhle

Epidemiologie

Die Kontagiosität (Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers) von Mycoplasma pneumoniae ist hoch.

Saisonale Häufung der Erkrankung: Die Infektion mit Mycoplasma pneumoniae tritt gehäuft in der kalten Jahreszeit auf.

Die Übertragung (Infektionsweg) von Mycoplasma pneumoniae erfolgt vorwiegend über Tröpfchen, die beim Husten und Niesen entstehen und beim Gegenüber über die Schleimhäute der Nase, des Mundes und ggf. des Auges aufgenommen werden (Tröpfcheninfektion) bzw. aerogen (durch erregerhaltige Tröpfchenkerne (Aerosole) in der ausgeatmeten Luft), aber auch durch Schmierinfektion.

Die Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung) beträgt in der Regel 10-20 Tage.

Häufigkeitsgipfel: Die Infektion mit Mycoplasma pneumoniae tritt vorwiegend bei Kindern und Jugendlichen (zwischen 5 und 15 Jahren) auf.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Infektionen mit Mykoplasmen verlaufen meist selbstlimitierend und bedürfen oft keiner spezifischen Therapie. Die Schwere des Verlaufs hängt von der Art der Mykoplasmen und dem betroffenen Organsystem ab.

  • Mycoplasma pneumoniae: Diese Art ist der bedeutendste pathologische Vertreter und hauptsächlich für Atemwegsinfektionen verantwortlich. Der Verlauf kann von milden Erkältungssymptomen bis zu schwereren Erkrankungen wie Bronchitis und atypischer Pneumonie (Lungenentzündung) reichen. Die Symptome einer Mycoplasma-pneumoniae-Infektion können Husten, Halsschmerzen, Fieber, Kopfschmerzen und Müdigkeit umfassen. In seltenen Fällen kann es zu Komplikationen wie Mittelohrentzündung (Otitis media), Hautausschlägen oder neurologischen Störungen kommen.
  • Mycoplasma genitalium und Mycoplasma hominis: Diese Arten sind hauptsächlich im Genitalbereich zu finden und können sexuell übertragen werden. Infektionen mit Mycoplasma genitalium können zu Urethritis (Harnröhrenentzündung), Zervizitis (Gebärmutterhalsentzündung) und entzündlichen Beckenerkrankungen führen. Mycoplasma hominis ist ebenfalls mit genitalen Infektionen assoziiert und kann bei Frauen bakterielle Vaginose und postpartale Fieber verursachen. Bei Männern kann es Prostatitis (Prostataentzündung) und Epididymitis (Nebenhodenentzündung) verursachen.
  • Ureaplasma urealyticum: Diese Art gehört ebenfalls zur Gruppe der Mykoplasmen und ist im Genitalbereich angesiedelt. Sie kann zu Urethritis und anderen genitalen Infektionen führen, insbesondere bei immungeschwächten Personen.

Prognose

Die Prognose bei Mykoplasmen-Infektionen ist in der Regel gut, da die meisten Infektionen selbstlimitierend sind und mild verlaufen. Eine Antibiotikatherapie ist bei schweren Verläufen oder anhaltenden Symptomen indiziert. Die Wahl des Antibiotikums richtet sich nach der spezifischen Mykoplasmenart und der betroffenen Körperregion. Makrolide, Tetracycline und Fluorchinolone sind übliche Antibiotika zur Behandlung von Mykoplasmen-Infektionen.

  • Mycoplasma pneumoniae: Die meisten Patienten erholen sich vollständig innerhalb von wenigen Wochen, insbesondere Kinder und Jugendliche, die am häufigsten betroffen sind. Komplikationen sind selten, können aber insbesondere bei älteren Erwachsenen oder immungeschwächten Personen auftreten.
  • Mycoplasma genitalium und Mycoplasma hominis: Mit einer angemessenen Antibiotikatherapie ist die Prognose für Infektionen mit Mycoplasma genitalium und Mycoplasma hominis ebenfalls gut. Eine vollständige Genesung ist zu erwarten, sofern die Infektionen rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Unbehandelte Infektionen können jedoch zu chronischen Beschwerden und Komplikationen wie Unfruchtbarkeit führen.
  • Ureaplasma urealyticum: Auch hier ist die Prognose bei rechtzeitiger und adäquater Behandlung gut. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie können langfristige Komplikationen verhindern.

Insgesamt ist die Prognose bei Mykoplasmen-Infektionen meistens günstig, wenn eine angemessene medizinische Betreuung erfolgt. Regelmäßige Nachkontrollen sind wichtig, um sicherzustellen, dass die Infektion vollständig ausgeheilt ist und keine Komplikationen auftreten.