Zufuhrempfehlungen

Zum Ausgleich des Verlustes an Kochsalz durch Schweiß, Urin und Fäzes benötigt der Körper täglich 2-3 g Natriumchlorid. Mit steigender Ausscheidung, zum Beispiel durch starkes Schwitzen beim Sport oder bei Saunagängen, sollte die Kochsalzaufnahme angepasst, also gesteigert werden [1, 2].
Als minimaler Bedarf bzw. als untere Grenze wird eine tägliche Kochsalzzufuhr von 1,4 g (entspricht 550 mg Natrium) angesehen, während der Referenzwert für Erwachsene bei 3,8 g Kochsalz pro Tag liegt [5].

Schon seit vielen Jahren empfehlen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und diverse medizinische Fachgesellschaften Hypertonie-Patienten im Rahmen der ernährungstherapeutischen Maßnahmen, die Kochsalzzufuhr auf 5 bis 6 g (= ein gestrichener Teelöffel) pro Tag zu senken. Da Studien zeigen, dass sich ebenso das Risiko für Hypertonie (Bluthochdruck) sowie kardiovaskuläre Erkrankungen durch eine Reduzierung der Kochsalzaufnahme signifikant verringern lässt, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) nun auch der Allgemeinbevölkerung eine moderate Kochsalzbeschränkung auf 5 bis 6 g pro Tag zur Primärprävention kardiovaskulärer Erkrankungen [1, 2]. Eine Kochsalzbeschränkung kann zu einer Blutdrucksenkung von 2-8 mmHg führen [3].

Zur weiteren Information werden im Folgenden auch die jeweiligen Zufuhr-Empfehlungen für Natrium und Chlorid aufgeführt.
Die dargestellten Zufuhr-Empfehlungen (D-A-CH-Referenzwerte) der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) richten sich an gesunde normalgewichtige Menschen. Sie beziehen sich nicht auf die Versorgung von Kranken und Genesenden. Der individuelle Bedarf kann (z. B. wg. Ernährungsweise, Genussmittelkonsum, Dauermedikation etc.) somit über den Zufuhr-Empfehlungen der DGE liegen.

  • Die Schätzwerte für eine minimale Zufuhr von Natrium1 liegen für Jugendliche > 15 Jahre und Erwachsene bei 1.500 mg/Tag [4].
  • Die Schätzwerte für eine minimale Zufuhr von Chlorid1 liegen für Jugendliche > 15 Jahre und Erwachsene bei 2.300 mg/Tag [4].

11 mmol Natrium entspricht 23,0 mg.
1 mmol Chlorid entspricht 35,5 mg.
1 g Kochsalz (NaCl) besteht aus je 17 mmol Natrium und Chlorid, d. h.: 1 g NaCl = 0,6 g Cl (17 x 35,5 mg) + 0,4 g Na (17 x 23 mg)

Eine große Bevölkerungsstudie (PURE-Studie) kam hinsichtlich der Kochsalzzufuhr zu dem Ergebnis, dass diese nur reduziert werden muss, wenn durchschnittlich übermäßig viel Salz (> 5 g Natrium/Tag; das entspricht 12,5 g Kochsalz/Tag) zugeführt wird. Die Studie bestätigte auch den Zusammenhang zwischen einer erhöhten Kochsalzzufuhr und einem Anstieg des Blutdrucks, aber nur in Gegenden, in denen ohnehin viel Kochsalz konsumiert wurde. Des Weiteren zeigte die Studie eine negative Korrelation zwischen Salzkonsum und Myokardinfarkt (Herzinfarkt) sowie Gesamtmortalität (Gesamtsterblichkeit). Das ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass nicht alle Organe mit derselben Empfindlichkeit auf Salz reagieren und Salz sogar einen protektiven (schützenden) Effekt haben könnte. So stieg das Risiko für einen Myokardinfarkt und Apoplex (Schlaganfall) bei zu niedrigem Salzkonsum an [6].
Vor diesem Hintergrund könnten die Empfehlungen der WHO und der AHA (American Heart Association) zur Natrium- bzw. Kochsalzzufuhr infrage gestellt werden bzw. als übertrieben gelten. Um aber Empfehlungen aus diesen Studien ableiten zu können, müssen randomisierte, kontrollierte Studien folgen.

Literatur

  1. Klaus D, Hoyer J, Middeke M: Kochsalzrestriktion zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(26): 457-62. doi: 10.3238/arztebl.2010.0457
  2. Schauder P, Ollenschläger G: Ernährungsmedizin. Prävention und Therapie. 3. Auflage, Urban & Fischer, München / Jena, 2006
  3. Müller MJ: Ernährungsmedizinische Praxis. Methoden – Prävention – Behandlung. 2. Auflage, Springer Medizin Verlag Heidelberg, 2007
  4. Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung: Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. 5. Auflage. In: DGE/ÖGE/SGE/SVE. Umschau- Braus-Verlag, Frankfurt/Main (2013)
  5. Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) BfR empfiehlt Maßnahmen zur Verringerung des Salzgehaltes in Lebensmitteln. Stellungnahme Nr. 035/2009 des BfR vom 30. Juli 2008
  6. Mente A, O’Donnell M, Rangarajan S et al.: Urinary sodium excretion, blood pressure, cardiovascular disease, and mortality: a community-level prospective epidemiological cohort study. Lancet 2018; 392: 496-506