Weitere Therapie
Interstitielle Zystitis

Allgemeine Maßnahmen

  • Aufklärung über das Krankheitsbild
  • Tragen enger Kleidung vermeiden.
  • Hinsichtlich Sportart und Sexualpraktiken muss individuell ausprobiert werden, was möglich ist.
  • Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum) – Raucher haben ein um 1,7-fach erhöhtes Risiko für eine interstitielle Zystitis [1]
  • Teetrinker haben ein um 2,4-fach erhöhtes Risiko für eine interstitielle Zystitis [1]
  • Begrenzter Alkoholkonsum (Männer: max. 25 g Alkohol pro Tag; Frauen: max. 12 g Alkohol pro Tag)
  • Vermeidung psychosozialer Belastungen:
    • Stress
  • Vermeidung von Unterkühlung

Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren

  • Botulinumtoxin A
    • Vorgehen: Botulinumtoxin A wird in kleinen Portionen in den Musculus detrusor vesicae (glatte Muskelzellen in der Blasenwand) injiziert und führt zu einer Hemmung reaktiver Detrusorkontraktionen.
    • Nutzen:
      • Senkung des Detrusordruckes
      • antiinflammatorisch (entzündungshemmend)
      • analgetisch (schmerzlindernd)
  • Sakrale Neuromodulation (SNM/Sakralnervenstimulation)
    • Vorgehen: Die motorische Innervation der Blase wird moduliert, wodurch es zu einer Verminderung sensorischer Detrusorreize kommt.
    • Nutzen:
      • Reduktion der Miktionsfrequenz
      • schmerzlindernd
  • EMDA ("electromotive drug administration") – Elektromotive Medikamentenapplikation in tief liegende Gewebeschichten
    Dieses Verfahren dient der Reparatur der GAG-Schicht/Blasenschutzschicht (GAG = Glykosaminoglykane). Zu Beginn erfolgt die Behandlung wöchentlich, im Anschluss alle ein bis vier Wochen und letztlich symptomorientiert. Das Verfahren ist nicht-invasiv, schonend und nebenwirkungsarm. Folgende Wirkstoffe können zum Einsatz kommen:
    • Chondroitinsulfat (physiologischer Bestandteil aller Gewebsschichten der Blasenwandschicht)
    • Hyaluronan (physiologischer Bestandteil aller Gewebsschichten der Blasenwandschicht)
    • Chondroitinsulfat + Hyaluronan
  • Hydrodistension – Überdehnung der Harnblase mittels Wasser, bei der steriles Kochsalz als intravesikale Therapie appliziert wird. Dadurch kann bei einem Teil der Betroffenen bereits eine Linderung der Beschwerden erzielt werden. Der Eingriff muss von Zeit zu Zeit wiederholt werden.
  • Instillationen – Spülbehandlungen der Blase
  • Hyperbare Oxygenierung (O2-Überdruckbehandlung) – Durch dieses Verfahren soll die Sauerstoffversorgung sowie die Mikrozirkulation in dem chronisch geschädigten Gewebe verbessert werden. Die Patienten werden dazu in einer Druckkammer mit reinem Sauerstoff behandelt. Die Therapie umfasst 30 Sitzungen, eine Sitzung dauert zwischen 60 bis 90 Minuten. In der Mehrheit der Fälle wird eine Symptomlinderung erreicht.

Impfungen

Die nachfolgenden Impfungen sind angeraten, da eine Infektion häufig zur Verschlechterung der vorliegenden Erkrankung führen kann:

  • Grippe-Impfung
  • Pneumokokken-Impfung

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der vorliegenden Erkrankung. Das bedeutet u. a.:
    • täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
    • ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
    • ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte, Gemüse)
  • Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen:
    • Mit dem Urin werden Stoffwechselprodukte ausgeschieden. In der Blase haben diese durch die geschädigte GAG-Schicht/Blasenschutzschicht längeren Kontakt zur Blasenwand. Daher sollten folgende Lebensmittel reduziert bzw. gemieden werden (mögliche Trigger):
      • Genussmittel
        • Alkohol (Spirituosen, Bier, Champagner, Cocktails, Wein (rot/weiß))
        • Tee oder Kaffee – Austesten von Tee- und Kaffeesorten
        • Tabak (Rauchen) 
      • kohlensäurehaltige Getränke
      • kaliumhaltige Nahrungsmittel
      • Glutamat
      • histaminreiche Lebensmittel (z. B. gereifte Käsearten)
      • scharfe Lebensmittel wie capsaicinhaltige Pflanzen/Gewürze (Paprika, Peperoni, Chili, Cayenne-Pfeffer)
      • synthetische Süßstoffe oder Zuckeraustauschstoffe
      • Zitrusfrüchte
    • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr – Durch eine erhöhte Flüssigkeitsaufnahme wird der Urin verdünnt, wodurch eine Schmerzlinderung erzielt werden kann.
      • Laut den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollte folgende Wasserzufuhr durch Getränke (= Trinkmenge) und feste Nahrung – pro Kilogramm Körpergewicht – aufgenommen werden, um den täglichen Flüssigkeitsverlust auszugleichen:
        • Erwachsene 35 ml Wasser pro kg Körpergewicht pro Tag
        • Ab dem 51. Lebensjahr 30 ml Wasser pro kg Körpergewicht pro Tag
      • Wasserzufuhr durch Getränke (Trinkmenge) = Gesamtwasserzufuhr – (Wasserzufuhr durch feste Nahrung1 + Oxidationswasser2)
        1Wasserzufuhr durch feste Nahrung = je nach Altersgruppe zwischen 680 und 920 ml/Tag
        2Oxidationswasser = je nach Altersgruppe zwischen 260 und 350 ml/Tag Achtung!
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
  • Ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns.

Physikalische Therapie (inkl. Physiotherapie)

  • Myofasziale Therapie (zielt auf die Lockerung und Mobilisierung des Fasziensystems des Körpers) und Vibrationstherapie tragen zur Entspannung des Beckenbodens bei – vor allem die Beckenbodenschmerzen können dadurch gelindert werden.

Psychotherapie

  • Erlernen von Entspannungsübungen
  • Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.

Komplementäre Behandlungsmethoden

  • Akupunktur – Es konnten positive Auswirkungen auf das Schmerzempfinden der Betroffenen verzeichnet werden.
  • Hyperbare Oxygenierung (HBO; Synonyme: hyperbare Sauerstofftherapie, HBO-Therapie; engl.: hyperbaric oxygen therapy; HBO2, HBOT) – Reduktion des Beckenschmerzes, der Drangkomponente sowie der Miktionsfrequenz (Häufigkeit des Wasserlassens) bei gleichzeitiger Zunahme der Blasenkapazität
  • Neuraltherapie (Verfahren zur Behandlung von Krankheiten; dabei soll durch Anwendung eines Lokalanästhetikums das vegetative Nervensystem beeinflusst werden) – zur Schmerzlinderung

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
  • ICA-Deutschland e. V. Förderverein Interstitielle Cystitis
    MICA – Multinational Interstitial Cystitis Association
    Untere Burg 21, 53881 Euskirchen
    E-Mail: info@ica-ev.de, Internet: www.ica-ev.de

Literatur

  1. Tettamanti G, Nyman-Iliadou A, Pedersen NL, Bellocco R, Milsom I, Altman D: Influence of smoking, coffee, and tea consumption on bladder pain syndrome in female twins. Urology. 2011 Jun; 77 (6): 1313-7. doi: 10.1016/j.urology.2010.12.072. Epub 2011 Mar 25
  2. Parsons CL, Koprowski PF: Interstitial cystitis: successful management by increasing urinary voiding intervals. Urology. 1991 Mar; 37 (3): 207-12
  3. Powell CR, Kreder KJ: Long-term outcomes of urgency-frequency syndrome due to painful bladder syndrome treated with sacral neuromodulation and analysis of failures. J Urol. 2010 Jan; 183 (1): 173-6. doi: 10.1016/j.juro.2009.08.142
     
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