Präventive Strategien bei Untergewicht

Untergewicht ist ein potenziell gesundheitsschädlicher Zustand, der mit einem erhöhten Risiko für Infektionen, Osteoporose (Knochenschwund), hormonelle Dysregulation, Sarkopenie (Muskelschwund) und psychosoziale Belastungen einhergeht. Die präventive Diagnostik spielt eine zentrale Rolle bei der frühzeitigen Identifikation von Ursachen und der Einleitung geeigneter Maßnahmen.

Medizinische Vorsorgeuntersuchungen im Rahmen der Untergewichtsvorsorge

  • Ernährungsanalyse
    • Analyse der Nahrungszusammensetzung, Energiezufuhr und Essgewohnheiten
    • Identifikation von Mangelernährung und Basis für individualisierte Therapiepläne
  • Gesundheitscheck für die Frau/den Mann
    • Ganzkörperuntersuchung inklusive Gewicht, BMI (Body-Mass-Index), Kreislaufparameter und Labordiagnostik
    • Einschätzung alters- und geschlechtsspezifischer Gesundheitsrisiken
  • Anti-Aging-Check für die Frau/den Mann
    • Erhebung des biologischen Alters, der Muskelmasse und körperlichen Leistungsfähigkeit
    • Beurteilung altersassoziierter Defizite bei Untergewicht
  • Geriatrisches Assessment (funktionelles Screening bei älteren Personen)
    • Multidimensionale Erhebung von Mobilität, Kognition, Alltagsaktivität und Sturzrisiko
    • Diagnostik von Frailty (Gebrechlichkeit) und versteckter Mangelernährung
  • Psycho-Mental-Tests
    • Früherkennung psychischer Ursachen wie Depression, Angst, Stress oder Essstörungen
    • Beurteilung psychosozialer Belastungsfaktoren
  • Stress-Test (körperlich und psychisch)
    • Messung der Herzfrequenzvariabilität und des Cortisol-Spiegels (Stresshormon)
    • Einschätzung der vegetativen Regulationsfähigkeit
  • Knochendichtemessung (DXA-Messung der Knochendichte)
    • Indiziert bei chronischem Untergewicht zur Früherkennung von Osteopenie (verminderte Knochendichte) oder Osteoporose
    • Grundlage für frühzeitige Frakturprävention

Fakultative ergänzende Vorsorgemodule

  • Elektrische Impedanzanalyse (BIA, Messung der Körperzusammensetzung)
    • Beurteilung von Muskelmasse, Körperfettanteil und Hydratationsstatus (Flüssigkeitshaushalt)
    • Nachweis von Sarkopenie oder versteckter Mangelernährung
  • Darmflora-Analyse (Untersuchung des Darmmikrobioms)
    • Identifikation von Dysbiosen (Ungleichgewichten der Darmbakterien) bei Malabsorption (Aufnahmestörung)
    • Hilfreich bei chronischer Diarrhö (Durchfall) oder gastrointestinalen Beschwerden
  • Individuelle Ernährungsberatung
    • Ernährungstherapie durch Ernährungsexperten zur Gewichtsstabilisierung
    • Einsatz evidenzbasierter Strategien wie nährstoffdichte Kost und Proteinzufuhr
  • Essstörungs-Screening
    • Strukturierte Anamnese mittels Fragebögen (z. B. SCOFF, EDE-Q)
    • Indikation bei restriktivem Essverhalten, Gewichtsphobie oder psychosozialem Rückzug

Supplementierung im Rahmen der Vorsorge bei Untergewicht

Zielgerichtete Supplementierung kann eine sinnvolle Ergänzung der medizinischen Vorsorge bei Untergewicht darstellen – insbesondere zur Verbesserung der Nährstoffversorgung, Stabilisierung der Körperzusammensetzung und Unterstützung der physiologischen Regeneration. 

Mikronährstoffe

Vitamine

  • Vitamin A (Retinol) – Fördert die Regeneration von Haut und Schleimhäuten, verbessert die Immunabwehr bei Mangelzuständen
  • Vitamin C (Ascorbinsäure) – Unterstützt die Eisenaufnahme und stärkt die Immunfunktion
  • Vitamin D3 (Cholecalciferol) – Fördert die Knochengesundheit und wirkt immunmodulatorisch
  • Vitamin E (Tocopherol) – Antioxidativer Zellschutz, insbesondere bei erhöhtem oxidativem Stress
  • Vitamin B1 (Thiamin) – Essenziell für den Kohlenhydratstoffwechsel; häufig vermindert bei Mangelernährung
  • Vitamin B6 (Pyridoxin) – Unterstützt die Proteinsynthese und den Aminosäurestoffwechsel
  • Vitamin B12 (Cobalamin) – Wichtig für Hämatopoese, Zellteilung und neurologische Funktion

Mineralstoffe

  • Calcium – Notwendig für Knochenstabilität; Supplementierung insbesondere bei Mangelzufuhr oder Resorptionsstörung indiziert
  • Magnesium – Wichtig für Muskel- und Nervenfunktion, häufig vermindert bei Mangelernährung

Spurenelemente

  • Eisen – Zentral für die Sauerstoffversorgung und Leistungsfähigkeit, insbesondere bei gleichzeitigem Eisenmangel oder Anämie (Blutarmut)
  • Selen – Antioxidativer Schutz, immunregulierende Wirkung
  • Zink – Unterstützt Wundheilung, Immunfunktion und Appetitregulation

Fettsäuren

  • Docosahexaensäure (DHA) (Omega-3-Fettsäure) – Fördert neuronale Regeneration und wirkt antientzündlich
  • Eicosapentaensäure (EPA) (Omega-3-Fettsäure) – Unterstützt die Gewichtsregulation durch entzündungsmodulierende Wirkung

Aminosäuren und Strukturproteine

  • Essentielle Aminosäuren – Besonders Leucin und Isoleucin für Muskelaufbau und Energiehaushalt
  • Kollagenhydrolysat – Unterstützt den Aufbau von Bindegewebe und Muskulatur
  • L-Glutamin – Fördert die Darmschleimhautregeneration und Proteinbiosynthese

Darmgesundheit

  • Präbiotika (z. B. Inulin, Oligofructose) – Unterstützen das Wachstum protektiver Bakterienstämme
  • Probiotika – Fördern die Resorption von Nährstoffen durch Stabilisierung der Darmmikrobiota (Darmflora)

Sekundäre Pflanzenstoffe (Phytotherapeutika)

  • Ingwer-Extrakt – Fördert die Magen-Darm-Motorik und kann appetitstimulierend wirken
  • Mariendistelfrucht-Extrakt (Silymarin) – Unterstützt Leberfunktion und Entgiftung, was indirekt den Appetit und die Stoffwechselleistung verbessern kann

Diese evidenzbasierten Empfehlungen zielen darauf ab, Untergewicht durch gezielte Supplementierung medizinisch zu begleiten. Die Auswahl und Dosierung sollten stets ärztlich überwacht und an individuelle Bedürfnisse angepasst werden.

Laborleistungen zur Vorsorge bei Untergewicht

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

Laborparameter 2. Ordnung – bei klinischem Verdacht oder auffälliger Anamnese (Krankengeschichte)

  • Glukoseparameter
  • Leberwerte
    • ALT (Alanin-Aminotransferase)/GPT
    • AST (Aspartat-Aminotransferase)/GOT
    • GLDH (Glutamatdehydrogenase)
    • γ-GT (Gamma-Glutamyltransferase)
  • Lipidstatus (Blutfettwerte)
  • Nierenparameter
  • Schilddrüsendiagnostik
    • TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon)
    • fT3 (freies Trijodthyronin)
    • fT4 (freies Thyroxin)
  • Eisenstoffwechselparameter
    • Eisen
    • Ferritin
    • Transferrinsättigung
  • Mikronährstoffe (bei Verdacht auf Mangelzustände)
    • Vitamin D (25-OH)
    • Vitamin B12 (Cobalamin)
    • Folsäure
    • Zink
    • Selen
  • Stuhldiagnostik
    • Pankreas-Elastase – Ausschluss einer exokrinen Pankreasinsuffizienz (Bauchspeicheldrüsenschwäche)
    • Calprotectin – Screening auf chronisch-entzündliche Darmerkrankung
    • Immunologischer Stuhltest (iFOBT) – bei Verdacht auf kolorektale Neoplasien (Darmkrebs), unklarem Gewichtsverlust, okkultem Blutverlust (auch "verstecktes Blut" genannt)  oder Anämie (Blutarmut) unklarer Genese (Ursache)

Medizingerätediagnostik zur Vorsorge

  • Elektrische Impedanzanalyse (BIA)
    • Objektive Quantifizierung von Muskelmasse, Fettanteil und Körperwasser
    • Verlaufskontrolle bei Therapie von Untergewicht
  • Abdomensonographie (Bauchultraschall)
    • Ausschluss organischer Ursachen (z. B. Leberatrophie, Pankreasinsuffizienz, Tumor)
    • Beurteilung von Leber, Pankreas (Bauchspeicheldrüse), Milz und Darmstruktur
  • Schilddrüsensonographie
    • Ergänzend zur Schilddrüsendiagnostik im Labor
    • Detektion von Struma (Kropf), Knoten oder autoimmunen Veränderungen