Labordiagnostik bei Untergewicht

Die Labordiagnostik bei Untergewicht ist zentral für die differenzialdiagnostische Abklärung (Unterscheidung möglicher Ursachen), die Risikostratifizierung (Einschätzung des Gesundheitsrisikos) sowie die Therapieplanung (Behandlungsplanung) und Verlaufskontrolle (Überwachung im Zeitverlauf). Untergewicht kann Ausdruck einer unzureichenden Energie- und Nährstoffzufuhr, einer Malabsorption (Aufnahmestörung von Nährstoffen im Darm), chronischer Entzündungs- oder Systemerkrankungen (den gesamten Körper betreffenden Erkrankungen), endokriner Störungen (Hormonstörungen) oder maligner Prozesse (bösartige Erkrankungen) sein. Zudem ist Untergewicht mit einem erhöhten Risiko für Mangelernährung, Sarkopenie (Muskelschwund), Immundefizienz (Abwehrschwäche), Osteoporose (Knochenschwund) sowiefunktionellene Organstörungen (Funktionsstörungen von Organen) assoziiert. Eine strukturierte Parameterauswahl ermöglicht die systematische Erfassung der betroffenen Organsysteme und Stoffwechselachsen (zentrale Regelkreise des Stoffwechsels) sowie die frühzeitige Detektion relevanter Komplikationen (Folgeerkrankungen).

  • Hämatologische Parameter

    • Kleines Blutbild zur Erfassung von Anämien (Blutarmut), Infektkonstellationen (Hinweise auf Infektionen) und Hinweisen auf Mangelzustände
    • Differentialblutbild zur weiterführenden Beurteilung entzündlicher, infektiöser oder hämatologischer Ursachen (Erkrankungen des Blutes)
    • Ferritin zur Abklärung eines Eisenmangels als häufiger Ursache von Anämie und Leistungsabfall
    • Vitamin B12 zur Abklärung eines Mangels bei Mangelernährung, Malabsorption oder restriktiver Ernährung (stark eingeschränkte Kost)
  • Proteinstatus und Ernährungsparameter

    • Gesamteiweiß im Serum zur orientierenden Beurteilung des Ernährungs- und Hydratationsstatus (Flüssigkeitshaushalt)
    • Albumin im Serum als Marker der Proteinsynthese (Eiweißbildung) und des chronischen Ernährungszustands
  • Glukosestoffwechselparameter

    • Nüchternglucose und HbA1c zur Erfassung von Hypoglykämieneigung (Neigung zu Unterzuckerungen), normoglykämer Stoffwechsellage oder begleitenden Glukosestörungen
    • Oraler Glukosetoleranztest (oGTT) zur differenzierten Beurteilung der Glukoseregulation bei klinischem Verdacht auf Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels
  • Lipidstoffwechsel

    • Cholesterin und Triglyceride zur Beurteilung des Energiestoffwechsels und möglicher Malnutrition (Mangelernährung)
    • Niedrige Lipidwerte können ein Hinweis auf Mangelernährung, Malabsorption oder chronische Systemerkrankungen sein.
  • Leberfunktionsparameter

  • Pankreasparameter und Maldigestion

    • Amylase und Lipase im Serum zur Beurteilung pankreatischer Beteiligung (Beteiligung der Bauchspeicheldrüse)
    • Elastase im Serum und Stuhl zur Detektion einer exokrinen Pankreasinsuffizienz (Funktionsschwäche der Verdauungsenzyme) als Ursache von Gewichtsverlust und Malabsorption
  • Entzündungsmarker

  • Elektrolyte und Nierenfunktionsparameter

  • Endokrine Zusatzdiagnostik

  • Infektionsdiagnostik bei unklarem Gewichtsverlust

    • HIV-Test bei entsprechender klinischer Konstellation oder persistierendem, ungeklärtem Untergewicht
  • Urinuntersuchung

    • Urinuntersuchung zur orientierenden Beurteilung renaler, metabolischer oder infektiöser Begleitbefunde

Diese Laborparameter ermöglichen eine strukturierte, praxisnahe und differenzialdiagnostisch fundierte Beurteilung von Untergewicht. Die Auswahl und Tiefe der Labordiagnostik sollten individuell, risikoadaptiert und in Abhängigkeit von Anamnese (Krankengeschichte), klinischem Befund (Untersuchungsergebnisse), Alter und Begleiterkrankungen erfolgen.