Überwärmung (Hyperthermie) – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Hyperthermie dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie Erkrankungen, bei denen es zu einer gestörten Temperaturregulation kommt (z. B. maligne Hyperthermie, periodische Fiebersyndrome)?

Sozialanamnese

  • Beruf:
    • Welchen Beruf üben Sie aus?
    • Sind Sie in Ihrem Beruf regelmäßig großer Hitze oder starker körperlicher Belastung ausgesetzt (z. B. Bauarbeiter, Küchenpersonal, Sportler)?
    • Arbeiten Sie in geschlossenen, schlecht belüfteten Räumen mit Hitzeentwicklung?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Fühlen Sie sich unruhig oder beklemmt?*
  • Ist Ihre Atmung beschleunigt?*
  • Haben Sie eine warme, trockene Haut?
  • Haben Sie Schüttelfrost, Frösteln oder Schwitzen bemerkt?*
  • Haben Sie folgende Symptome bemerkt:
    • Kopfschmerzen?
    • Kreislaufschwäche oder Ohnmachtsgefühle?*
    • Muskelkrämpfe?
    • Schwäche oder Abgeschlagenheit?
    • Schwindel oder Benommenheit?*
    • Sehstörungen oder Flimmern vor den Augen?*
    • Übelkeit oder Erbrechen?
    • Bewusstseinsstörungen oder Verwirrtheit?*
    • Krampfanfälle?*
  • Seit wann bestehen die Beschwerden?
  • Wie haben sich die Beschwerden entwickelt (z. B. plötzlich oder allmählich)?
  • Haben Sie sich vor Beginn der Beschwerden in der Sonne aufgehalten?
    • Haben Sie dabei körperlich schwer gearbeitet?
    • Haben Sie dabei intensiven Sport betrieben?
  • Haben Sie Ihre Körpertemperatur gemessen? Wenn ja, wie hoch war die Temperatur?
  • Hatten Sie zuvor schon ähnliche Beschwerden?

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Wie war Ihr Appetit in den letzten Tagen?
  • Wie viel Flüssigkeit haben Sie heute bereits zu sich genommen (in Litern)?
  • Was genau haben Sie getrunken (Wasser, Säfte, koffeinhaltige Getränke, Alkohol)?
  • Haben Sie in den letzten Tagen ausreichend gegessen?
  • Haben Sie feste Nahrung vermieden?
  • Haben Sie stark geschwitzt oder wenig Urin ausgeschieden?
  • Haben Sie in der Sonne Kopf und/oder Nacken bedeckt?
  • Haben Sie ausreichend Pausen und Schatten aufgesucht?
  • Trinken Sie gerne Kaffee, schwarzen oder grünen Tee? Wenn ja, wie viele Tassen pro Tag
  • Trinken Sie andere bzw. weitere koffeinhaltige Getränke? Wenn ja, wie viel jeweils davon?
  • Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?

Eigenanamnese

  • Haben Sie bekannte Vorerkrankungen, insbesondere:
    • Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Hypertonie (Bluthochdruck), Herzinsuffizienz (Herzschwäche))?
    • Diabetes mellitus?
    • Neurologische Erkrankungen (z. B. Epilepsie (Krampfanfälle))?
    • Schilddrüsenerkrankungen?
    • Stoffwechselerkrankungen?
  • Gab es in der Vergangenheit schon einmal Überhitzung oder Hitzekollaps?
  • Haben Sie in letzter Zeit unter Fieberzuständen gelitten?

Umweltanamnese

  • Haben Sie sich längere Zeit in großer Hitze oder direkter Sonnenbestrahlung aufgehalten?
  • Waren Sie extremer Luftfeuchtigkeit oder schlechter Belüftung ausgesetzt?
  • Haben Sie Schutzkleidung getragen, die eine Wärmeregulierung erschwert hat?

Medikamentenanamnese

Folgende Medikamente können ein Trigger für eine maligne Hyperthermie sein:

  • Depolarisierende Muskelrelaxantien (Succinylcholin)
  • Kresole (auch Hydroxytoluole bzw. Methylphenole)
  • Ryanodin – bewirkt einen Calciumausstrom aus dem sarkoplasmatischen Retikulum; bei einer Intoxikation (Vergiftung) kommt es zu andauernden Muskelkontraktionen
  • Verdampfer mit Inhalationsanästhetika (Sevofluran, Isofluran)
  • Weitere in der Anästhesie genutzte Pharmaka (Lachgas, Opioide, Schlafmittel, Benzodiazepine, nichtdepolarisierende Muskelrelaxantien)

* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.