Überwärmung (Hyperthermie) – Einleitung

Hyperthermie bezeichnet eine Überwärmung des Körpers, die gegen die Steuerung des Wärmeregulationszentrums im Hypothalamus auftritt. Der Sollwert der Körpertemperatur bleibt normal bis erniedrigt, was die Hyperthermie vom Fieber unterscheidet. Hyperthermie kann sowohl akzidentell als auch maligne auftreten.

Synonyme und ICD-10: ICD-10-GM R50.9: Fieber, nicht näher bezeichnet; ICD-10-GM T88.3: Maligne Hyperthermie durch Anästhesie) 

Bei dieser Störung liegt eine Überwärmung des Körpers gegen die Steuerung des Wärmeregulationszentrums (im Bereich des Hypothalamus) vor. Der Sollwert der Körpertemperatur ist normal bis erniedrigt, was die Hyperthermie vom Fieber unterscheidet.

Des Weiteren ist eine Hyperthermie im Gegensatz zum Fieber nicht durch Pyrogene ("entzündlich wirkende Stoffe") ausgelöst und spricht daher nicht auf Antipyretika (fiebersenkende Medikamente) an.

Formen der Hyperthermie

  • Akzidentelle Hyperthermie
    • Trockenheißes Klima: Wüstenklima, durchschnittlich 25 °C, maximal 30-45 °C
    • Feuchtwarmes Klima: Jahresdurchschnitt 24-28 °C, Luftfeuchtigkeit ca. 70 %, innerhalb der Wendekreise (23°N-23°S)
    • Belastungsinduzierte Hyperthermie: Tritt typischerweise unter strapaziöser Belastung in heißer Umgebung auf.
  • Maligne Hyperthermie (MH)
    • Genetische Prädisposition: Fehlregulation im kontraktionsvermittelnden Calcium-System (erhöhtes intrazelluläres Calcium)
    • Auslöser: Inhalationsnarkotika (z. B. Halothan) und/oder depolarisierende Muskelrelaxantien
    • Mechanismus: Massive Calciumfreisetzung führt zu starken Muskelkontraktionen und einem Anstieg der Körperkerntemperatur.

In Ländern mit gemäßigtem Klima sind Menschen mit einer beeinträchtigten Thermoregulation (z. B. Ältere) und Risikofaktoren wie z. B. Erschöpfung besonders gefährdet eine Hyperthermie zu entwickeln.

Eine belastungsinduzierte Hyperthermie tritt typischerweise unter strapaziöser Belastung durch zugleich bestehender Umgebungshitze auf. Siehe dazu auch unter Klassifikation "Ätiologische Einteilung des Hitzeschocks".

Eine maligne Hyperthermie (MH) ist eine seltene, lebensbedrohliche Komplikation einer Narkose. Das Krankheitsbild ist durch die genetisch determinierte Fehlregulation im kontraktionsvermittelnden Calcium-System (erhöhtes intrazelluläres Calcium) bedingt; es kommt es zu einer hypermetabolischen Stoffwechselentgleisung.

Synonyme und ICD-10bösartige Hyperpyrexie durch Anästhesie, maligne Hyperpyrexie, Narkose-Hyperthermie-Syndrom, Ombrédanne-Syndrom; ICD-10 T88.3: maligne Hyperthermie durch Anästhesie

S. u. Formen der Hyperthermie

Eine Hyperthermie kann Symptom vieler Erkrankungen sein (siehe unter "Differentialdiagnosen").

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akzidentelle Hyperthermie
    • Frühphase: Erhöhung der Körpertemperatur, Schwitzen, Durst, Müdigkeit, Schwindel.
    • Fortgeschrittene Phase: Hitzeerschöpfung, Hitzekrampf, Hitzeschock.
  • Maligne Hyperthermie
    • Frühphase: Muskelrigor, Tachykardie, erhöhte Atemfrequenz, Anstieg der Körperkerntemperatur.
    • Spätphase: Metabolische Azidose, Hyperkaliämie, Nierenversagen, Organversagen.

Prognose

  • Akzidentelle Hyperthermie
    • Frühbehandlung: Günstiger Verlauf, wenn die Körpertemperatur rechtzeitig gesenkt wird und keine Komplikationen auftreten.
    • Späte Behandlung: Risiko für Hitzeschock, assoziiert mit "multi-organ dysfunction syndrome" und einer Mortalität von 20-60 %.
  • Maligne Hyperthermie
    • Frühbehandlung: Reduziert das Risiko schwerer Komplikationen.
    • Spätbehandlung: Hohe Mortalität (Sterberate), Risiko für Muskelrigor (Muskelsteifheit), metabolische Azidose (stoffwechselbedingte Übersäuerung), Hyperkaliämie (Kaliumüberschuss), Nieren- und Organversagen.

Leitlinien

  1. Rüffert H. et al.: Consensus guidelines on perioperative management of malignant hyperthermia suspected or susceptible patients from the European Malignant Hyperthermia Group. Clinical Practice| Volume 126, ISSUE 1, P120-130, January 01, 2021. doi.org/10.1016/j.bja.2020.09.029