Kaliumüberschuss (Hyperkaliämie) – Labordiagnostik

Die Hyperkaliämie (zu hoher Kaliumwert im Blut) ist definiert als ein Anstieg der Kaliumkonzentration im Serum oder Plasma auf Werte > 5,0 mmol/l. Sie stellt ein potenziell lebensbedrohliches Elektrolytungleichgewicht dar, da erhöhte Kaliumwerte die Erregungsleitung des Herzens beeinträchtigen und zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen können.

Pseudohyperkaliämie (scheinbar erhöhter Kaliumwert): Darunter versteht man eine laborchemisch gemessene Erhöhung des Kaliumwertes, die nicht einer tatsächlichen Erhöhung im Blutkreislauf entspricht. Ursache sind meist präanalytische Fehler, z. B.:

  • Hämolyse (Zerfall roter Blutkörperchen) während oder nach der Blutentnahme
  • Starke Thrombozytose (erhöhte Blutplättchenzahl)
  • Ausgeprägte Leukozytose (erhöhte Zahl weißer Blutkörperchen)
  • Längere Stauung bei der Blutabnahme
  • Verzögerte oder fehlerhafte Probenverarbeitung

Die Unterscheidung zwischen echter Hyperkaliämie und Pseudohyperkaliämie ist entscheidend, um unnötige oder potenziell gefährliche Therapien zu vermeiden.

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • Kalium (Kaliumwert im Blut) [↑] – zur Bestätigung der Hyperkaliämie (zu hoher Kaliumwert im Blut)
  • Natrium (Natriumwert im Blut), Calcium (Kalziumwert im Blut), Magnesium (Magnesiumwert im Blut) – zur Erfassung begleitender Elektrolytstörungen
  • Kreatinin (Nierenfunktionswert), Harnstoff (Eiweißabbauprodukt) – zur Beurteilung der Nierenfunktion
  • Blutgasanalyse (BGA) (Bestimmung der Blutgase) – pH-Wert, HCO₃⁻ (Bicarbonat), pCO₂ (Kohlendioxidpartialdruck), Basenexzess (Abweichung des Säure-Basen-Gleichgewichts) – Abklärung von metabolischer Azidose (Übersäuerung)
  • Glucose (Blutzucker) – zum Ausschluss hyperglykämischer Entgleisungen (stark erhöhter Blutzucker) mit Kaliumverschiebung

Beachte

  • Bei erhöhten Kaliumwerten sollte auch eine Pseudohyperkaliämie (scheinbar erhöhter Kaliumwert durch Laborfehler oder Blutabnahmebedingungen) in Erwägung gezogen werden! Definition: siehe Einleitung.
  • EKG (Elektrokardiogramm) – obligat bei Kaliumwerten > 6,0 mmol/l (nicht laborchemisch, aber diagnostisch entscheidend)

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese (medizinische Vorgeschichte), der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Kleines Blutbild (Bestimmung der Blutzellzahlen), Differentialblutbild (Aufschlüsselung der weißen Blutkörperchen) – bei Verdacht auf Infektion, hämatologische Erkrankung oder Tumorlyse-Syndrom
  • Urinstatus (Schnelltest auf: pH-Wert, Leukozyten [weiße Blutkörperchen im Urin], Nitrit, Eiweiß, Glucose, Keton, Urobilinogen, Bilirubin, Blut), Sediment (mikroskopische Untersuchung des Urins), ggf. Urinkultur (Erregernachweis und Empfindlichkeitstestung) – bei Verdacht auf Nierenparenchymerkrankung oder Infektion
  • Phosphat (Phosphatwert im Blut) – bei Verdacht auf Tumorlyse-Syndrom oder Rhabdomyolyse (Muskelzerfall)
  • CK (Creatinkinase) (Muskelabbauenzym) [↑], Myoglobin (Muskelabbauprodukt) [↑] – bei Verdacht auf Rhabdomyolyse
  • Harnsäure (Abbauprodukt von Purinen) – bei Tumorlyse-Syndrom
  • Cortisol (Nebennierenrindenhormon) – bei Verdacht auf Nebennierenrindeninsuffizienz (Morbus Addison)
  • Aldosteron (Mineralokortikoid), Renin (Enzym zur Blutdruck- und Salzregulation) – zur Abklärung des Mineralokortikoidstatus
  • Nüchternglucose (Nüchternblutzucker), ggf. oraler Glukosetoleranztest (oGTT) (Zuckerbelastungstest) – bei Verdacht auf diabetische Nephropathie oder Hyperosmolarität