Inhalation mit Vernebler: Indikationen, Durchführung, Komplikationen

Die Inhalationstherapie mit Verneblern stellt eine etablierte schulmedizinische Standardtherapie zur gezielten Medikamentenapplikation in die Atemwege dar. Sie ermöglicht eine effektive lokale Behandlung von obstruktiven und infektiösen Atemwegserkrankungen sowie von Sekretabflussstörungen. Die Anwendung erfolgt über verschiedene Gerätetypen, darunter Düsenvernebler und Ultraschallvernebler.

Die Therapie ist evidenzbasiert in Leitlinien nationaler und internationaler Fachgesellschaften (z. B. NVL Asthma, GOLD COPD, S2k-Leitlinie Mukoviszidose) verankert.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Obstruktive Atemwegserkrankungen
    • Asthma bronchiale
    • Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) (dauerhafte Atemwegseinengung durch Entzündung und Gewebsschädigung)
  • Akute und chronische Bronchitis mit bronchospastischer Komponente (Verkrampfung der Bronchien)
  • Mukoviszidose (zystische Fibrose, angeborene Schleimbildungsstörung)
  • Bronchiektasen (krankhafte Erweiterung der Bronchien)
  • Sekretretention (Ansammlung von Schleim) bei Pneumonie (Lungenentzündung) oder nach thoraxchirurgischen Eingriffen (Brustkorboperationen)
  • Prophylaxe und Therapie von postoperativen Atelektasen (Zusammenfallen von Lungenabschnitten)
  • Laryngitis subglottica (Pseudokrupp, Kehlkopfentzündung unterhalb der Stimmbänder; bei Kindern unter stationären Bedingungen)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Absolute Kontraindikationen
    • Anaphylaxie (schwere allergische Reaktion) oder bekannte schwere allergische Reaktionen auf die zu vernebelnden Substanzen
    • Akutes Lungenödem/Wasseransammlung in der Lunge (außer wenn spezifisch zur Therapie indiziert)
  • Relative Kontraindikationen
    • Schwere kognitive Einschränkungen ohne Möglichkeit einer Assistenz
    • Fehlende Kooperationsfähigkeit
    • Unzureichende motorische Fähigkeiten (Bewegungsfähigkeiten) zur Handhabung (bei manchen Inhalationssystemen)

Überlegungen vor der Therapie

  • Medikamentenwahl – Auswahl des geeigneten Wirkstoffs (z. B. Bronchodilatatoren (bronchienerweiternde Mittel), Corticosteroide, Anticholinergika (nervendämpfende Substanzen), Mukolytika (Schleimlöser), hypertone NaCl-Lösungen).
  • Gerätewahl – Abwägung zwischen Düsenvernebler, Ultraschallvernebler und Vibrationsmembranvernebler.
  • Patientenschulung – Anleitung zur korrekten Handhabung, Atemtechnik und Hygiene.
  • Hygienische Aspekte – Notwendigkeit regelmäßiger Reinigung und Desinfektion der Verneblerkomponenten.
  • Berücksichtigung von Komorbiditäten – Insbesondere kardiovaskuläre Erkrankungen bei Einsatz sympathomimetischer Substanzen.

Das Verfahren 

  • Vorbereitung
    • Zusammenbau des Verneblers gemäß Herstellerangaben.
    • Kontrolle auf Defekte oder Verschmutzungen.
  • Zubereitung der Inhalationslösung
    • Verwendung von steriler Kochsalzlösung oder spezifischen Medikamentenlösungen in verordneter Dosierung.
  • Durchführung
    • Patient in aufrechter Sitzposition oder leicht zurückgelehnt.
    • Inhalation über Mundstück oder Gesichtsmaske.
    • Langsames, tiefes Einatmen mit Atemanhaltephase von 3–5 Sekunden, falls möglich.
  • Dauer und Frequenz
    • Üblicherweise 5–15 Minuten pro Sitzung.
    • Frequenz je nach Indikation 1–4-mal täglich.
  • Überwachung
    • Kontrolle auf akute Nebenwirkungen (z. B. Hustenreiz, Zittern, Tachykardie).

Nach der Therapie 

  • Gerätereinigung
    • Nach jeder Anwendung Spülung mit sterilem Wasser und Lufttrocknung.
    • Regelmäßige Desinfektion gemäß Herstellerangaben.
  • Patientenbeobachtung
    • Inspektion auf Irritationen, bronchospastische Reaktionen oder Zeichen einer Infektion.
  • Therapiedokumentation
    • Erfassung der durchgeführten Inhalationen, Wirkungen und etwaiger Nebenwirkungen.

Mögliche Komplikationen

Frühkomplikationen

  • Paradoxer Bronchospasmus (plötzliche Verkrampfung der Bronchien trotz Therapie)
  • Husten, Reizhusten
  • Tachykardie (Herzrasen), Palpitationen (Herzklopfen) (besonders bei β2-Sympathomimetika)
  • Tremor (Muskelzittern)
  • Schleimhautreizungen

Spätkomplikationen

  • Entwicklung von Toleranz gegenüber Bronchodilatatoren
  • Infektionen durch unzureichend gereinigte Geräte (z. B. Pseudomonas aeruginosa, Schimmelpilze)
  • Chronische Irritationen der Atemwege
  • Seltene allergische Sensibilisierung gegenüber Inhalationssubstanzen

Evidenzlage und Bewertung der Methode

Die Wirksamkeit der Verneblertherapie ist für eine Vielzahl von Atemwegserkrankungen gut belegt. Leitlinien wie die Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Asthma und die GOLD-Leitlinie (COPD) empfehlen die inhalative Verabreichung von Medikamenten, wobei der Vernebler insbesondere für Patienten mit schweren Erkrankungen oder eingeschränkter Koordinationsfähigkeit geeignet ist [1s. u. Leitlinien].

Fazit

Die Inhalation mittels Vernebler ist eine wesentliche schulmedizinische Therapiemethode zur Behandlung verschiedener pulmonaler Erkrankungen. Sie ermöglicht eine gezielte Medikamentenapplikation mit schneller Wirkung am Wirkort. Eine korrekte Patientenschulung, Gerätewahl und Hygienemanagement sind entscheidend, um die Therapieeffizienz zu maximieren und Komplikationen zu minimieren.

Leitlinien

  1. Global Initiative for Asthma: Astma Management and Prevention for adults, adolescents and children 6-11 years. A pocket guide for health professionals. Update Juli 2023
  2. S3-Leitlinie: Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma. (AWMF-Registernummer: nvl-002), August 2024 Langfassung
  3. Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD): 2021 GOLD Report. Global Strategy for the Diagnosis, Management, and Prevention of Chronic Obstructive Pulmonary Disease. www.goldcopd.org
  4. S3-Leitlinie: Nationale VersorgungsLeitlinie COPD. (AWMF-Registernummer: nvl- 003). Juni 2021 Kurzfassung Langfassung