Analvenenthrombose – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Analvenenthrombose entsteht durch einen Gerinnungsthrombus (Blutgerinnsel) in den subkutan (unter der Haut) verlaufenden Venen des Plexus haemorrhoidalis caudalis (unterer venöser Gefäßplexus im Bereich des Anus). Prädisponierend kann das Vorhandensein vergrößerter Hämorrhoidalpolster sein, die den venösen Blutabfluss zusätzlich beeinträchtigen.

Primäre pathophysiologische Mechanismen

  • Thrombusbildung: Ein Gerinnungsthrombus entsteht bei verlangsamtem Blutfluss, erhöhtem Gefäßdruck oder erhöhter Neigung zur Blutgerinnung im Plexus haemorrhoidalis caudalis.
  • Lokale Phlebitis: Die Analvenenthrombose geht häufig mit einer Phlebitis (Entzündung der oberflächlichen Venen) einher, was die Entstehung eines Thrombus begünstigen kann.

Sekundäre pathophysiologische Mechanismen

  • Erhöhter Druck im Analbereich: Faktoren wie starkes Pressen beim Stuhlgang, Schwangerschaft (durch Druck auf die Venen des kleinen Beckens), chronische Obstipation (Verstopfung) oder langes Sitzen erhöhen den venösen Druck und begünstigen die Thrombusbildung.
  • Koagulopathische Faktoren: Eine erhöhte Gerinnungsneigung kann ebenfalls zur Entstehung eines Thrombus führen, vor allem bei bestehenden Hämorrhoidalpolstern, die bereits einen verlangsamten Blutfluss und Gefäßdruck mit sich bringen.

Klinische Manifestation

  • Leitsymptom: Schmerzhafte, bläulich verfärbte, gut tastbare Schwellung im Analkanal.
  • Begleitsymptome: Häufig ausgeprägter Juckreiz, Spannungsgefühl und gegebenenfalls Blutung bei Verletzung des Thrombus.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Die Analvenenthrombose entsteht häufig durch erhöhte Belastungen der venösen Gefäße im Analkanal und kann zu schmerzhaften, entzündlichen Schwellungen führen. Für die Diagnose und Therapie sind die spezifischen Belastungsfaktoren sowie die Neigung zur Thrombusbildung zentral, um das Risiko eines erneuten Auftretens und Komplikationen zu minimieren.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

Hormonelle Faktoren (Einfluss von Geschlechtshormonen)

  • vor allem Menstruation (Regelblutung)
  • Einnahme von östrogenhaltigen Kontrazeptiva (Antibabypille)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Gewürzreiche Ernährung – Übermäßiger Verzehr scharfer oder stark gewürzter Speisen kann die Durchblutung der Analregion (Afterbereich) fördern und das Risiko für Thrombosen (Blutgerinnsel) erhöhen.
    • Ballaststoffarme Ernährung – Fördert die Entstehung von Verstopfung (Obstipation) und erhöht dadurch das Risiko für mechanische Belastungen im Analbereich.
    • Unzureichende Flüssigkeitszufuhr – Kann zu hartem Stuhlgang (Darmentleerung) führen und die Schleimhaut (Darmschleimhaut) reizen.
  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol – Führt zu einer Erweiterung der Gefäße (Blutgefäße) und kann die Bildung von Thrombosen (Blutgerinnseln) in der Analregion (Afterbereich) fördern.
    • Tabak (Rauchen) – Reduziert die Gefäßgesundheit (Funktion der Blutgefäße) und begünstigt thrombotische Prozesse (Bildung von Blutgerinnseln).
  • Körperliche Aktivität
    • Ungewohnte körperliche Belastung – Aktivitäten wie schweres Heben, intensives Joggen oder Radfahren können den intraabdominellen Druck (Druck im Bauchraum) erhöhen und die Entstehung von Thrombosen (Blutgerinnseln) begünstigen.
    • Heben und Pressen – Mechanischer Druck auf die Analvenen (Venen im Afterbereich) durch gesteigerten intraabdominellen Druck (Druck im Bauchraum), beispielsweise beim Pressen bei Verstopfung (Obstipation) oder schwerem Heben.
    • Bewegungsmangel – Fördert venöse Stase (Blutstauung) im Beckenbereich (kleines Becken) und erhöht das Risiko für thrombotische Prozesse (Blutgerinnselbildung).
  • Analverkehr – Mechanische Belastung kann zu Mikrotraumen (kleinen Gewebeverletzungen) führen, die das Risiko für Thrombosen (Blutgerinnsel) erhöhen.
  • Toilettenverhalten
    • Längeres Verweilen auf der Toilette – Erhöht durch passive Stauung der Analvenen (Venen im Afterbereich) das Risiko für Thrombosen (Blutgerinnsel).
  • Psycho-soziale Situation
    • Stress und Belastung – Erhöht die Muskelspannung im Beckenbodenbereich (unterer Beckenbereich) und kann die Durchblutung der Analregion (Afterbereich) beeinträchtigen.

Krankheitsbedingte Ursachen

Blut und blutbildende Organe sowie bestimmte Störungen mit Beteiligung des Immunsystems (D50-D90)

  • Thrombophilie (angeborene oder erworbene Neigung zu Blutgerinnseln) – Erhöhte Gerinnungsneigung (verstärkte Blutgerinnung) bei angeborenen oder erworbenen Gerinnungsstörungen (z. B. Faktor-V-Leiden, Prothrombinmutation, Protein-C-/S-Mangel)

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Adipositas (BMI ≥ 30) (Fettleibigkeit) – Führt zu chronischem intraabdominellem Druck (Druck im Bauchraum) und venöser Stauung (Blutrückstau) im Beckenbereich.

Krankheiten des Kreislaufsystems (I00-I99)

  • Portale Hypertension (PH; Bluthochdruck in der Pfortader) bei Leberzirrhose (vernarbte Leber) – Erhöht den venösen Druck (Druck in den Venen) in den anorektalen Gefäßen (Blutgefäße in After und Enddarm).

Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes (M00-M99)

  • Zustand nach Kortikosteroidtherapie (Behandlung mit Kortisonpräparaten) – Lokale Bindegewebsatrophie (Gewebeabbau) durch rektale Applikation beeinträchtigt die Gefäßstabilität (Festigkeit der Gefäßwand).

Krankheiten des Verdauungssystems (K00-K67; K90-K93)

  • Harter Stuhlgang mit forciertem Pressen
  • Diarrhoe (Durchfall)
  • Chronische Obstipation (anhaltende Verstopfung)
  • Hämorrhoidalleiden (Stadium III–IV) (große Hämorrhoiden) – Führt zu venöser Stauung und begünstigt perianale Thrombosen (Blutgerinnsel am Afterrand)
  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen – Besonders Morbus Crohn (chronische Darmentzündung) mit perianalen Fisteln (entzündliche Verbindungsgänge im Afterbereich) und Entzündungsprozessen

Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (O00-O99)

  • Zum Ende der Schwangerschaft – Erhöhter Druck auf das Beckenvenensystem (venöses Gefäßsystem im kleinen Becken)
  • Während der Geburt – Massive Belastung des Beckenbodens (untere Beckenmuskulatur) und der venösen Drainagewege (Blutabflusswege)

Operationen

  • Zustand nach proktologischem Eingriff (Operation im Bereich von Mastdarm und After)

Weitere Ursachen

  • Gesteigerter intraabdomineller Druck bei der Defäkation (Stuhlgang)
  • Thermische Expositionen (z. B. Sitzen auf kalten Flächen, schwülwarmes Wetter)
  • Längeres Sitzen (z. B. bei Bürotätigkeit oder langen Autofahrten)