Sexualgesundheit und Prävention: Evidenzbasierter Überblick zu Verhütung, Safer Sex und Diagnostik sexuell übertragbarer Erkrankungen
Sexualgesundheit umfasst weit mehr als das Verhindern ungewollter Schwangerschaften. Sie schließt körperliches, emotionales und reproduktives Wohlbefinden ein – unter besonderer Berücksichtigung von Prävention (Vorbeugung), Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen (Geschlechtskrankheiten) und frühzeitiger Diagnostik (medizinischer Untersuchung).
Dieser Fachartikel bietet eine strukturierte Übersicht über zentrale Themen der Sexualprävention: von moderner Kontrazeption (Empfängnisverhütung) über Safer Sex bis hin zur Labordiagnostik sexuell übertragbarer Erkrankungen (Infektionen).
Kontrazeption: Alles Wissenswerte rund um Empfängnisverhütung
Hormonelle Kontrazeptiva – Grundlagen, Wirkstoffe und Anwendungen
- Antibabypille (Erstverordnung)
Indikationsstellung (medizinische Begründung), Kontraindikationen (Gegenanzeigen), Beratungspflicht und differenzierte Auswahl hormoneller Präparate (Arzneimittel) - Substanzen, Wirkweise und Formen hormoneller Kontrazeptiva
Überblick über kombinierte und gestagenbetonte Präparate (z. B. Levonorgestrel, Etonogestrel), Darreichungsformen (Pille, Pflaster, Vaginalring, Injektion, Implantat) - Zusatzindikationen hormoneller Kontrazeptiva bzw. positive Wirkungen/Auswirkungen
Zyklusregulation, Akne-Therapie, Behandlung von Endometriose oder schmerzhafter Monatsblutung
Hormonelle Kontrazeptiva – Risiken, Wechselwirkungen und Einschränkungen
- Antibabypille – Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
Absolute und relative Ausschlusskriterien, z. B. Thrombophilie (Blutgerinnungsstörung), Migräne mit Aura, Lebererkrankungen, Nikotinkonsum bei Frauen über 35 Jahren - Adipositas/Körpergewicht und hormonelle Kontrazeptiva
Reduzierte Wirksamkeit bei hohem Körpergewicht (Body-Mass-Index), Dosierungserwägungen und alternative Methoden bei starkem Übergewicht - Depressionsrisiko bei Verordnung hormoneller Kontrazeption
Mögliche Zusammenhänge mit depressiven Symptomen – besondere Vorsicht bei psychischen Vorerkrankungen - Fehlbildungsrisiko bei Einnahme hormoneller Kontrazeptiva
Studien zeigen keine signifikante Erhöhung des Risikos für Fehlbildungen - Hormonelle Kontrazeptiva bei Risikokonstellationen
Indikationsstellung bei kardiovaskulären Risiken (Herz-Kreislauf-Erkrankungen), metabolischem Syndrom (Stoffwechselerkrankung), Hypertonie (Bluthochdruck) oder Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) - Hormonelle Kontrazeptiva und Karzinomrisiko (Krebsrisiko)
Studienlage zu Brustkrebs, Zervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs), Endometrium- und Ovarialkarzinom (Gebärmutterschleimhaut- und Eierstockkrebs) – differenziert nach Präparat und Dauer der Anwendung - Hormonelle Kontrazeptiva und Stillperiode
Verwendung gestagenhaltiger Präparate ab der 6. Woche nach der Geburt – kein Einfluss auf die Milchbildung bei geeigneter Auswahl - Hormonelle Kontrazeptiva: Auswirkungen auf Schwangerschaft bzw. Ungeborenes
Risikoabschätzung bei unbeabsichtigter Einnahme in der Frühschwangerschaft – keine nachgewiesene Fehlbildungswirkung - Hormonelle Kontrazeptiva: Wirksamkeit bei Medikamenten
Interaktionen (Wechselwirkungen) mit Antibiotika, Antiepileptika (Medikamente gegen Krampfanfälle), Johanniskraut und antiretroviralen Substanzen (Medikamente gegen HIV) - Thromboembolierisiko bei Einnahme kombinierter hormoneller Kontrazeptiva
Vergleich unterschiedlicher Wirkstoffe (z. B. Levonorgestrel vs. Drospirenon), genetische Prädispositionen (erbliche Neigungen) wie z. B. Faktor-V-Leiden-Mutation - Thrombosediagnostik und Labordiagnostik
Labortests vor Verordnung hormoneller Verhütungsmittel – insbesondere bei familiärer Vorbelastung für Thrombosen (Blutgerinnsel)
Nicht-hormonelle und langfristige Methoden
- Etonogestrel-Implantat
Langzeitverhütung durch hormonabgebendes Stäbchen unter der Haut – Wirkweise, Einlage und Nebenwirkungen - Intrauterinpessar-Einlage (Einlage einer Spirale)
Kupfer- oder Hormonspirale: Unterschiede in Wirkmechanismus, Einlage, Verträglichkeit und Wirkdauer - Lagekontrolle der Spirale (Intrauterinpessar-Kontrolle)
Sonographische Kontrolle (Ultraschalluntersuchung) zur Sicherstellung der korrekten Position – empfohlen nach Einlage und bei Beschwerden - Sterilisation der Frau
Dauerhafte Verhütungsmethode durch operative Durchtrennung der Eileiter – rechtliche und medizinische Rahmenbedingungen - Sterilisation des Mannes (Vasektomie)
Operativer Verschluss der Samenleiter – sehr hohe Sicherheit, irreversibel oder nur aufwändig rückführbar - Verhütungsmethode und spätere Fruchtbarkeit
Rückkehr der Fruchtbarkeit nach Absetzen hormoneller Methoden – abhängig von Art und Dauer der Anwendung
Notfall- und Sonderindikationen
- Medikamentöser Schwangerschaftsabbruch
Durchführung durch Kombination von Mifepriston und Misoprostol – inklusive rechtlicher Rahmenbedingungen und medizinischer Nachsorge - Pearl-Index – Sicherheit der Kontrazeptionsmethoden
Statistische Bewertung der Methodenwirksamkeit anhand des Pearl-Index (Zahl ungewollter Schwangerschaften pro 100 Frauenjahre) - Postkoitalpille (Interzeption)
Notfallverhütung durch Levonorgestrel oder Ulipristalacetat – je früher eingenommen, desto höher die Wirksamkeit
Safer Sex
- Safer Sex schützt vor AIDS/HIV (Immunschwäche durch HI-Virus)
Hoher Schutz durch Kondome; zusätzliche Schutzwirkung durch präexpositionelle Prophylaxe (PrEP) - Safer Sex schützt vor Chlamydien (bakterielle Infektion der Geschlechtsorgane)
Kondomgebrauch verringert das Risiko für Infektionen, die unbehandelt zur Unfruchtbarkeit führen können - Safer Sex schützt vor Covid-19 (Coronavirusinfektion)
Übertragung über Speichel und Aerosole – Schutz durch Abstand, Hygiene und Vermeidung häufiger Partnerwechsel - Safer Sex schützt vor Hepatitis (Leberentzündung)
Kondome schützen vor Hepatitis B; bei Hepatitis C eingeschränkter Schutz möglich - Safer Sex schützt vor Herpesviren (z. B. Genitalherpes)
Kondome bieten nur bedingten Schutz – da Herpes auch ohne sichtbare Symptome übertragbar ist - Safer Sex schützt vor HPV (Humane Papillomviren)
Kondome senken das Übertragungsrisiko, aber kein vollständiger Schutz – Impfung empfohlen - Safer Sex schützt vor Syphilis (Lues)
Schutz durch Kondome, wichtiges Screening besonders bei häufig wechselnden Sexualpartnern - Safer Sex schützt vor Tripper (Gonorrhoe)
Kondome senken das Risiko erheblich – zunehmende Bedeutung aufgrund von Antibiotikaresistenzen - Safer Sex schützt vor Ulcus molle (weicher Schanker)
Schutz durch konsequente Barriereverhütung – in Deutschland sehr selten, meist importiert
Labordiagnostik sexuell übertragbarer Erkrankungen
- Chlamydien-Test
Nukleinsäureamplifikationstest (Molekulartest) aus Vaginalabstrich oder Morgenurin – empfohlen bei jungen, sexuell aktiven Frauen - Gonorrhoe (Tripper)
Nachweis per Nukleinsäureamplifikationstest aus Abstrichen von Harnröhre, Gebärmutterhals oder After und Rachen – je nach sexueller Praktik - Hepatitis B
Bluttest auf Virusbestandteile (HBs-Antigen) und Antikörper – klärt Immunität, Infektion oder Impferfolg - Hepatitis C
Antikörpertest und ggf. Nachweis der Virus-Ribonukleinsäure (RNA) – zur Abklärung chronischer Infektionen - Herpes genitalis (Genitalherpes)
Virusnachweis durch Polymerasekettenreaktion (PCR) aus Bläschen oder Geschwüren; serologische Tests auf Antikörper bei Verdacht auf vergangene Infektion - HIV-Test (Test auf das Humane Immundefizienz-Virus)
Labortest auf HIV-Antikörper und HIV-Antigen – frühestens ab der 4. Woche nach möglicher Ansteckung - HPV-Diagnostik (Humane Papillomviren)
DNA-Test auf Hochrisikotypen – empfohlen bei auffälligem Krebsvorsorgeabstrich - Lues-Suchreaktion (Suchtest auf Syphilis)
Antikörpernachweise (TPHA/TPPA, FTA-Abs) zur Feststellung aktiver oder zurückliegender Infektion - Syphilis (Lues)
Verlaufskontrolle durch RPR-Test (Antikörper-Titer) bei bekannter Infektion oder Therapieüberwachung - Ulcus molle (weicher Schanker durch Haemophilus ducreyi)
Erregernachweis durch kulturelle Anzucht oder PCR – v. a. bei Rückkehr aus Endemiegebieten relevant
Fazit
Sexualgesundheit basiert auf fundierter Prävention (Vorbeugung), medizinischer Aufklärung und einem verantwortungsvollen Umgang mit Sexualität. Moderne Verhütungsmethoden, konsequente Safer-Sex-Praktiken und zielgerichtete Diagnostik sexuell übertragbarer Infektionen (Geschlechtskrankheiten) bilden die Grundlage einer individuellen und öffentlichen Gesundheitsvorsorge. Der integrative Ansatz ermöglicht es, sexuelle Selbstbestimmung mit medizinischer Sicherheit zu verbinden – evidenzbasiert, respektvoll und präventiv wirksam.