Geburtsplanungsgespräch: Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Hebammen- oder Arztberatung?
Eine gute Geburtsvorbereitung beginnt lange vor den ersten Wehen. Das Geburtsplanungsgespräch ist ein zentrales Element, um medizinische Aspekte und persönliche Wünsche für die Entbindung miteinander zu verbinden. Es schafft Sicherheit, klärt offene Fragen und legt die Basis für eine positive Geburtserfahrung – ganz im Sinne einer individuellen und sicheren Geburtsbetreuung [1, 4].
Ziele des Geburtsplanungsgesprächs
Das Gespräch dient der strukturierten Vorbereitung auf die Geburt und der Abstimmung zwischen Schwangerer, Hebamme und Arzt. Dabei werden medizinische Risiken, organisatorische Details und persönliche Vorstellungen berücksichtigt. Typische Themen sind:
- Geburtsmodus: Spontangeburt, Wassergeburt, Kaiserschnitt (Sectio caesarea) oder vaginale Geburt nach Kaiserschnitt
- Risikoeinschätzung: etwa bei Beckenendlage, Mehrlingsschwangerschaft, Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes) oder Präeklampsie (Blutdruckanstieg und vermehrte Eiweißausscheidung im Urin (Proteinurie))
- Geburtsort: Klinik, Geburtshaus oder Hausgeburt – abhängig von Schwangerschaftsverlauf und Risikoprofil
- Geburtsplan: individuelle Wünsche zu Geburtspositionen, Schmerztherapie, Bonding und Stillbeginn [3, 4]
- Betreuungsteam: Hebamme, Arzt, Partner
Der richtige Zeitpunkt für das Geburtsplanungsgespräch
Das ideale Zeitfenster für ein Geburtsplanungsgespräch liegt zwischen der 32. und 36. Schwangerschaftswoche. In dieser Phase ist die Schwangerschaft weit genug fortgeschritten, um relevante Befunde wie die Kindslage, Plazentaposition oder Laborwerte sicher beurteilen zu können, während gleichzeitig noch ausreichend Zeit bleibt, Maßnahmen oder organisatorische Schritte einzuleiten [3].
Bei Risikoschwangerschaften – beispielsweise bei Mehrlingen, Placenta praevia (tief sitzender Mutterkuchen, der den Geburtsweg teilweise oder vollständig versperrt), Zustand nach Kaiserschnitt, chronischen Erkrankungen (z. B. Diabetes mellitus, Hypertonie (Bluthochdruck)) oder auffälligen pränatalen Befunden – sollte das Gespräch früher, meist ab der 28. SSW, stattfinden. So kann die Entbindung gezielter geplant und eine Klinik mit entsprechender Versorgungsstufe (Perinatalzentrum Level I-III) gewählt werden [1].
Inhalte des Gesprächs
Im Rahmen des Geburtsplanungsgesprächs werden üblicherweise folgende Punkte besprochen:
- Aktueller Schwangerschaftsverlauf und bisherige Befunde
- Risikofaktoren für Mutter und Kind
- Geburtsmodus und mögliche Komplikationen
- Optionen der Schmerztherapie (z. B. Periduralanästhesie (PDA), Lachgas, Akupunktur)
- Stillberatung, Bonding (emotionaler Bindungsaufbau zwischen Eltern und Kind) und Wochenbettorganisation
- Ablauf der Geburtsanmeldung und organisatorische Fragen zum Aufenthalt
Auch emotionale und psychosoziale Aspekte werden zunehmend einbezogen, etwa Ängste, frühere Geburtserfahrungen oder besondere Bedürfnisse für die Geburt.
Wann Hebamme, wann Arzt?
- Hebammenberatung: ideal bei unkomplizierten Schwangerschaften mit Fokus auf natürliche Geburtsabläufe, Gebärpositionen, Atemtechniken und emotionaler Vorbereitung
- Ärztliche Beratung: empfehlenswert bei medizinischen Besonderheiten, geplanter Klinikgeburt oder erhöhter Risikosituation; hier erfolgen die medizinische Risikoabschätzung und die Geburtsplanung in enger Abstimmung mit der betreuenden Hebamme [1, 2]
Praktischer Tipp
Viele Geburtskliniken bieten Kreißsaalführungen oder Informationsabende an. Diese ermöglichen es, das Team, die Räumlichkeiten und die Abläufe kennenzulernen – ein wichtiger Faktor, um Vertrauen aufzubauen und die eigene Geburtsentscheidung mit einem guten Gefühl zu treffen [2].
Fazit
Das Geburtsplanungsgespräch ist weit mehr als ein organisatorischer Termin: Es stellt die Weichen für eine sichere, selbstbestimmte und positive Geburt. Eine frühzeitige Terminvereinbarung – idealerweise ab der 32. SSW, bei Risikoschwangerschaften ab der 28. SSW – ermöglicht eine umfassende Vorbereitung und stärkt das Vertrauen in das Geburtsteam.
Literatur
- Abou-Dakn M, Schäfers R, Peterwerth N et al.: Vaginal Birth at Term – Part 1. Guideline of the DGGG, OEGGG and SGGG (S3-Level, AWMF 015/083). Geburtshilfe und Frauenheilkunde. 2022;82(11):1143-1193. doi: 10.1055/a-1904-6546.
- Blackburn R, Crossley J, Hillman S et al.: Intrapartum care – updated summary of NICE guidance. BMJ. 2024;384:p2885. doi: 10.1136/bmj.p2885.
- Ahmadpour P, Abedian Z, Jafarzadeh-Kohneloo A et al.: Effect of implementing a birth plan on maternal and neonatal outcomes: randomized clinical trial at 32-36 SSW. BMC Pregnancy and Childbirth. 2022;22:5199. doi: 10.1186/s12884-022-05199-5.
- Oladapo OT, Tunçalp Ö, Bonet M et al.: WHO model of intrapartum care for a positive childbirth experience. BJOG. 2018;125(8):918-922. doi: 10.1111/1471-0528.15237.