Ab wann sollte man eine Hebamme suchen?

Eine Hebamme begleitet Frauen während der Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett. Sie ist nicht nur eine zentrale medizinische Ansprechpartnerin, sondern auch Bindeglied zwischen Schwangeren, Ärzten und weiteren Fachdisziplinen. Die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt zur Suche nach einer Hebamme ist für die Versorgungsqualität von entscheidender Bedeutung.

Warum eine frühe Suche nach einer Hebamme wichtig ist

In Deutschland herrscht ein deutlicher Mangel an Hebammen. Viele Schwangere finden nur schwer eine Betreuung, wenn sie sich erst spät in der Schwangerschaft darum kümmern. Besonders in städtischen Regionen oder bei besonderen Versorgungsbedürfnissen (z. B. Hausgeburt, Beleggeburt, kontinuierliche Betreuung im Wochenbett) sind Hebammenplätze oft bereits frühzeitig vergeben.

Eine frühzeitige Anmeldung – idealerweise direkt nach Feststellung der Schwangerschaft – erhöht die Chancen, eine passende Hebamme zu finden. Dies gilt insbesondere, wenn bestimmte Wünsche bestehen, etwa:

  • Hausgeburt oder Geburtshausgeburt
  • 1:1-Betreuung während der Klinikgeburt (Beleghebamme)
  • Spezialisierung auf Risikoschwangerschaften, Stillberatung oder Beckenbodenrehabilitation

Zeitpunkte und Empfehlungen

  • Frühe Schwangerschaft (bis 12. SSW): Idealer Zeitpunkt, um eine Hebamme zu kontaktieren. Viele Frauen suchen parallel zu den ersten Vorsorgeterminen beim Gynäkologen bereits nach einer Hebamme.
  • 2. Trimester (13.-28. SSW): Noch möglich, aber das Angebot kann eingeschränkt sein. Vor allem Wochenbettbetreuungen sind dann oft bereits stark vergeben.
  • 3. Trimester (ab 29. SSW): Eine Suche kann schwierig sein, insbesondere bei kurzfristigen Anfragen. In Notfällen oder Risikosituationen vermitteln manche Krankenkassen oder regionale Hebammenzentralen noch freie Kapazitäten.

Rolle der Hebamme in den verschiedenen Phasen

  • In der Schwangerschaft: Beratung zu Beschwerden, Ernährung, Lebensstil, Geburtsvorbereitungskursen und Vorsorgeuntersuchungen (die Hebamme darf viele Vorsorgen eigenständig durchführen)
  • Während der Geburt: Begleitung in Klinik, Geburtshaus oder zu Hause, je nach gewähltem Modell
  • Im Wochenbett: Unterstützung bei Stillproblemen, Rückbildungsprozessen, Versorgung von Geburtsverletzungen, Neugeborenenpflege

Praktische Tipps zur Hebammensuche

  • Frühzeitig in Online-Verzeichnissen (z. B. Hebammenverband) oder regionalen Netzwerken suchen.
  • Bereits bei der ersten gynäkologischen Kontrolle nach einem positiven Schwangerschaftstest eine Hebamme anfragen.
  • Wünsche und Erwartungen (Hausgeburt, Stillberatung, Wochenbettbetreuung) klar formulieren.
  • Auf Wartelisten setzen lassen, falls die Wunschhebamme keine Kapazität hat.
  • Bei Engpässen: Krankenkassen oder Gesundheitsämter kontaktieren, die oft regionale Vermittlungsstellen kennen.

Fazit

Die Suche nach einer Hebamme sollte unmittelbar nach Feststellung der Schwangerschaft beginnen. Je früher der Kontakt hergestellt wird, desto größer sind die Chancen auf eine bedarfsgerechte und kontinuierliche Betreuung. Besonders in Regionen mit Hebammenmangel ist eine frühe Planung entscheidend, um die Versorgungsqualität für Mutter und Kind zu sichern.

Literatur

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