Sex in der Schwangerschaft – was ist erlaubt und worauf ist zu achten?

Sexualität gehört auch in der Schwangerschaft für viele Paare selbstverständlich zur Beziehung. Manche erleben diese Zeit sogar als besonders intensiv. Dennoch bestehen Unsicherheiten, ob Geschlechtsverkehr Mutter oder Kind schaden könnte. Grundsätzlich ist Sex in einer gesunden Schwangerschaft erlaubt, solange keine medizinischen Risiken bestehen.

Körperliche Veränderungen und Empfindsamkeit

In der Frühschwangerschaft verändern hormonelle Umstellungen das Gewebe. Brüste und Brustwarzen sind oft empfindlicher, sodass sanfte Berührungen und Rücksichtnahme wichtig werden. Auch vaginale Veränderungen wie verstärkter Ausfluss oder gesteigerte Durchblutung können das Empfinden beim Geschlechtsverkehr beeinflussen.

Sexstellungen in der Schwangerschaft

In der Frühschwangerschaft sind grundsätzlich alle Stellungen möglich, die angenehm sind. Mit zunehmendem Bauchumfang verändert sich jedoch, welche Positionen bequem und sicher sind. Wichtig ist, Druck auf den Bauch zu vermeiden und Bewegungen so zu wählen, dass sie nicht anstrengend sind.

Empfehlenswerte Positionen für Schwangere:

  • Reiterstellung (Frau oben): Die Frau kann Tempo, Eindringtiefe und Bewegungen selbst bestimmen. Da kein Druck auf den Bauch entsteht, wird diese Position von vielen Schwangeren als angenehm empfunden.
  • Löffelchen-Stellung (seitliches Liegen): Die Partner liegen hintereinander. Diese Stellung entlastet den Bauch, ermöglicht Nähe und eignet sich besonders im zweiten und dritten Trimester.
  • Missionarsstellung (Mann oben): In den ersten Monaten meist unproblematisch. Später kann sie durch ein Kissen unter dem Becken abgewandelt oder ersetzt werden, wenn der Bauchumfang stört.
  • Doggy-Style (von hinten): Kann entlastend sein, solange die Haltung für die Frau bequem bleibt. Polster oder Stützen helfen, Druck von Bauch und Rücken zu nehmen.

Neben Geschlechtsverkehr können auch orale und manuelle Stimulationen erfüllend sein und Intimität fördern. Damit bleibt Sexualität abwechslungsreich und an die individuellen Bedürfnisse während der Schwangerschaft angepasst.

Libido während der Schwangerschaft

Die sexuelle Lust schwankt stark. Manche Frauen verspüren mehr Verlangen, andere weniger. Diese Schwankungen sind hormonell bedingt und vollkommen normal. Wichtig ist, sich nicht unter Druck zu setzen, sondern die Sexualität so zu gestalten, wie es angenehm ist.

Ängste des Partners

Viele Männer fürchten, dem Kind zu schaden. Diese Sorge ist unbegründet: Das Baby ist durch Gebärmutter und Fruchtwasser geschützt. Vielmehr kann erfüllte Sexualität das emotionale Wohlbefinden der werdenden Mutter stärken – mit positiven Effekten auf die Schwangerschaft.

Medizinische Aspekte

  • Allgemein erlaubt: Geschlechtsverkehr ist in einer unkomplizierten Schwangerschaft unbedenklich, solange kein Blasensprung vorliegt.
  • Vorzeitige Wehen: Bei vorzeitigen Wehen oder drohender Frühgeburt sollte Geschlechtsverkehr vermieden werden, da Prostaglandine im Sperma Wehen fördern können.
  • Frühgeburtsrisiko: Aktuelle Studien zeigen, dass Geschlechtsverkehr in der späten Schwangerschaft nicht mit einem erhöhten Risiko für Frühgeburt verbunden ist [1].
  • Placenta praevia: Liegt die Plazenta vor dem Muttermund, ist Geschlechtsverkehr streng kontraindiziert, da es zu Blutungen und schweren Komplikationen kommen kann.
  • Weitere Risikosituationen: Auch bei Cervixinsuffizienz (Gebärmutterhalsschwäche), Mehrlingsschwangerschaft oder vaginalen Blutungen sollte auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden – ärztliche Beratung ist hier unerlässlich.

Kommunikation und Beratung

Offene Gespräche zwischen den Partnern über Wünsche, Ängste und Grenzen sind entscheidend. Bei Unsicherheit oder medizinischen Problemen sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. So bleibt Sexualität auch während der Schwangerschaft ein positiver und bereichernder Teil der Beziehung.

Literatur

  1. Yo Y, Kawasaki K, Moriuchi K, Shiro R, Shimaoka M, Matsumura N. The Effect of Sexual Intercourse during Pregnancy on Preterm Birth: Prospective Single-Center Cohort Study in Japan. Healthcare. 2023;11(11):1657. doi:10.3390/healthcare11111657