Kann ich als Veganer meinem Baby schaden?
Auch als Veganerin können Sie ein gesundes Kind auf die Welt bringen.
Wichtig für Sie sind die richtige Kombination eiweißhaltiger Nahrungsmittel und die zusätzliche Zufuhr von kritischen Mikronährstoffen (Vitalstoffe), die durch eine vegane Ernährung nicht bzw. nicht ausreichend aufgenommen werden.
Der Organismus benötigt essentielle Aminosäuren. Essentielle Aminosäuren sind lebensnotwendige Aminosäuren, die der Körper nicht selbst produzieren kann.
Bei Veganern ist eine ausreichende Versorgung mit essentiellen Aminosäuren problematisch, da sie kein tierisches Protein (Eiweiß) zu sich nehmen. Das Protein von pflanzlichen Lebensmitteln – Getreide, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse – weist eine niedrigere biologische Wertigkeit auf als tierisches Protein.
Eine Proteinunterversorgung kann nur durch eine sehr sorgfältige, breite Auswahl und Kombination von pflanzlichen Proteinquellen bei ausreichender Nahrungsenergiezufuhr vermieden werden. Die biologische Wertigkeit lässt sich durch die Kombination von Mais und Bohnen erhöhen. Nehmen Sie dazu bitte an einer Ernährungsberatung teil.
Die Kombination der Eiweißquellen muss nicht in einer Mahlzeit stattfinden, es ist ausreichend, wenn diese Kombination am selben Tag gegessen wird.
Unabhängig von einer vollwertigen Ernährung ist es für Sie als Veganerin unabdingbar, dass Sie spezielle Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente als Nahrungsergänzung zusätzlich zur vollwertigen Ernährung aufnehmen.
Für eine Veganerin ist die Vitamin B12-Supplementation essentiell!
Vor allem besteht die Gefahr eines Calcium-Mangels, denn Calcium wird zu über 50 % durch den Verzehr von Milch- und Milchprodukten aufgenommen.
Geeignete vegane Calciumquellen sind:
- angereicherte Sojaprodukte
- dunkelgrüne Gemüsearten wie Grünkohl, Spinat und Brokkoli
- Nüsse wie Mandeln und Haselnüsse
- calciumreiche Mineralwässer (Calciumgehalt > 150 mg/l)
Beachten Sie des Weiteren: Häufig ist eine Unterversorgung mit dem Spurenelement Jod festzustellen, da auf Fisch, der eine sehr gute Jodquelle darstellt, verzichtet wird. Der Mangel an diesem Spurenelement verstärkt sich, wenn zusätzlich kein jodiertes Speisesalz verwendet wird.
Auch die Deckung des Eisenbedarfs gestaltet sich problematisch, weil auf die wichtigsten Eisenlieferanten Kalbs-, Schweine-, Rindfleisch und Leber verzichtet wird. Getreide, Vollkorn- und Sojaprodukte, Mais, Reis, Nüsse sowie andere pflanzliche Produkte sind trotz ihres hohen Eisengehaltes schlechtere Eisenlieferanten, weil die Ausnutzung dieses Spurenelements durch den hohen Phytin-Gehalt in ihnen herabgesetzt wird.
Eine Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) legt nahe, dass Veganer trotz reichhaltiger Supplementierung von Mikronährstoffen und Vitaminen einen deutlichen Jodmangel erleiden können [2]. Dieses ist nicht erstaunlich, da Jod hauptsächlich in tierischen Produkten enthalten ist.
Die Ausnutzung von Zink in Vollkornerzeugnissen wird ebenfalls durch den hohen Phytinsäuregehalt behindert. Phytinsäure ist besonders in Vollkorngetreide, Saaten, Hülsenfrüchten und Nüssen enthalten.
Eine Reihe von Studien zeigt, dass Veganer signifikant niedrigere Spiegel an den Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) haben als Mischköstler – bedingt durch den fehlenden Fischverzehr.
Beachten Sie: Nachfolgend aufgeführte Mikronährstoffe (Vitalstoffe) gelten für Veganer als kritisch in der Versorgung: essentielle Aminosäuren, Omega-3-Fettsäuren (Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure), Vitamin B2, Vitamin B6, Vitamin B12, Vitamin D, Calcium, Jod, Selen, Eisen und Zink.
Nachfolgend ein paar Ausführungen zum Thema: Wie wirkt sich eine vegane Ernährung auf das Wachstum des ungeborenen Kindes aus?
Dazu Ergebnisse israelischer Wissenschaftler auf Grundlage von Fragebögen von 255 Frauen, die sich vor der Schwangerschaft mindestens ein Jahr vegan ernährt und dies beibehalten hatten [1]: Die vegane Ernährungsweise war im Vergleich mit der von Mischköstlern mit einer niedrigen Perzentile beim Geburtsgewicht der Kinder assoziiert (im Schnitt 43 versus 53); des Weiteren ging sie mit einem um 74 % erhöhten Risiko für eine kleine Körpergröße im Verhältnis zum Gestationsalter/Schwangerschaftsalter (engl. small for gestational age, SGA) einher. Eine Assoziation zwischen Ernährung und Frühgeburt konnte nicht festgestellt werden.
Fazit: Die Mikronährstoff- und Proteinaufnahme von Veganerinnen sollte sorgfältig kontrolliert werden. Ebenso ist es erforderlich, dass eine Überwachung des fetalen Wachstums mittels Ultraschall regelmäßig stattfindet.
Literatur
- Kesary Y, Avital K, Hiersch L: Maternal plant-based diet during gestation and pregnancy outcomes. Archives of Gynecology and Obstetrics 2020;302,887-898
- Weikert C et al.: Versorgungsstatus mit Vitaminen und Mineralstoffen bei veganer Ernährungsweise. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 575-82; doi: 10.3238/arztebl.2020.0575