Darf ich in der Schwangerschaft Kaffee, schwarzen Tee und andere koffeinhaltige Getränke trinken?

Ja, wenn Sie Ihren Konsum auf zwei bis drei Tassen am Tag einschränken können. Der generelle Verzicht auf koffeinhaltige Getränke ist nicht notwendig. Allerdings erlauben es aktuelle Daten nicht mehr, den moderaten Koffeingenuss während der Schwangerschaft als sicher einzustufen [2].

Ein täglicher Konsum von 400 mg Koffein wird von der EFSA (European Food Safety Authority; Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) für Erwachsene als gesundheitlich unbedenklich eingestuft. Die Obergrenze für Schwangere und Stillende liegt bei 200 mg Koffein pro Tag [1]. Für Kinder und Heranwachsende wird eine Zufuhr von 3 mg Koffein pro kg Körpergewicht/Tag als sicher eingestuft. In dieser Altersgruppe wird Koffein hauptsächlich durch den Konsum von Energy-Drinks aufgenommen [1].

Ein gewohnheitsmäßiger, reichlicher Genuss von Kaffee – das heißt, mehr als vier Tassen pro Tag – und anderer koffeinhaltiger Getränke in der Schwangerschaft haben dagegen negative Einflüsse auf Ihre Schwangerschaft und Ihr Baby. Das von der Mutter aufgenommene Koffein gelangt nahezu ungehindert über den Mutterkuchen (Placenta) zum Ungeborenen beziehungsweise über die Muttermilch zum Säugling. Mit Fortschreiten der Schwangerschaft dauert es immer länger, bis das von der Mutter aufgenommene Koffein wieder ausgeschieden wird.

Koffeinhaltige Getränke verschlechtern unter anderem die Aufnahme von Eisen aus dem Magen-Darm-Trakt. Hinzu kommt, dass das Koffein (Kaffee: 50-150 mg pro Tasse (150 ml), schwarzer Tee: 30-60 mg pro Tasse (150 ml), Cola-Getränke: bis zu 60 mg pro Glas (330 ml)) die Nierentätigkeit anregt und aufgrund der damit verbundenen gesteigerten Harnproduktion auch vermehrt der wichtige Mineralstoff Calcium ausgeschieden wird.

Eine weitere Wirkung von regelmäßigem und verstärktem Kaffeegenuss in der Schwangerschaft sind die bei Neugeborenen beobachteten Entzugserscheinungen. Schwerwiegender ist allerdings, dass sich in mehreren Studien durch die tägliche Zufuhr von bereits 400 mg Koffein, die in vier Tassen mit normal starkem Kaffee enthalten sind, das Risiko für Fehl-, Früh- und Totgeburten erhöhte. Bei einer noch höheren regelmäßigen Zufuhr von Koffein während der Schwangerschaft wurden beim Ungeborenen und Neugeborenen Herzrhythmusstörungen festgestellt, die bis zu einigen Tagen nach der Geburt anhielten.

Von 37 Beobachtungsstudien wiesen 32 auf ein signifikant erhöhtes koffeinbedingtes Risiko hin und 10 auf keine oder nicht schlüssige Assoziationen. Von 11 Studien, in denen über 17 Metaanalysen berichtet wurde, stimmen 14 Analysen darin überein, dass der Koffeinkonsum bei Müttern mit einem erhöhten Risiko für die folgenden Endpunktkategorien verbunden ist: Fehlgeburt, Totgeburt, niedriges Geburtsgewicht und/oder geringes Geburtsgewicht für das Gestationsalter (engl.: small for gestational age, SGA) [2].

In der Diskussion ist auch weiterhin, dass regelmäßiger und verstärkter Kaffeegenuss in der Schwangerschaft ein Risikofaktor für die Entwicklung eines insulinpflichtigen Diabetes (Zuckererkrankung) im späteren Leben des Kindes darstellt. Als Ursache wird vermutet, dass Koffein die Entwicklung der kindlichen Bauchspeicheldrüsenzellen stört, die später für die notwendige Insulinproduktion verantwortlich sind.

Während der Schwangerschaft und in der Stillzeit sollte deshalb der Genuss von Kaffee und anderen koffeinhaltigen Getränken stark eingeschränkt oder ganz darauf verzichtet werden.

Auch in der Stillzeit sollten Sie auf einen übermäßigen Genuss koffeinhaltiger Getränke verzichten, da Ihr Baby das Koffein bis zum Alter von sechs Monaten durch einen Mangel an entsprechenden Enzymen schlecht verdaut.

Koffeingenuss führt zudem auch zu einem erhöhten Bedarf an Mineralstoffen, da diese vermehrt durch den Koffeinkonsum mit dem Urin ausgeschieden werden!

Literatur

  1. EFSA NDA Panel (EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies): Scientific Opinion on the safety of caffeine. EFSA Journal 2015; 13 (5): 4102
  2. James JE: Maternal caffeine consumption and pregnancy outcomes: a narrative review with implications for advice to mothers and mothers-to-be. BMJ Evidence-Based Medicine 2020 http://dx.doi.org/10.1136/bmjebm-2020-111432