Darf ich in der Schwangerschaft rauchen?
Nutzen Sie die Schwangerschaft, um Nichtraucherin zu werden oder zumindest das Rauchen stark einzuschränken. Durch das Inhalieren des Zigarettenrauches nimmt der mütterliche Organismus Nikotin und weitere Schadstoffe auf, die über den Mutterkuchen (Plazenta) in das ungeborene Kind und nach der Geburt über die Muttermilch in den Säugling gelangen.
Das von der Mutter aufgenommene Nikotin verhindert den Austausch von Nähr-, Vitalstoffen und Sauerstoff über den Mutterkuchen so stark, dass bereits das Rauchen von zehn Zigaretten täglich zu einer Unterentwicklung des Kindes im Mutterleib führt. Bei starken Raucherinnen lassen sich im Vergleich zu Nichtraucherinnen zudem vermehrt Fehl- und Frühgeburten nachweisen.
Bitten Sie auch Ihren Mann, falls er Raucher ist, das Rauchen einzustellen, da Sie und Ihr Baby mitrauchen.
Tabakrauch ist insbesondere während der Schwangerschaft der wichtigste zu berücksichtigende Risikofaktor, da rauchende und schwangere Frauen zum einen ihren Schwangerschaftsverlauf und zum anderen die Gesundheit ihres Kindes gefährden. Die schädigenden Giftstoffe des Zigarettenrauches erreichen über die Nabelschnurgefäße und den Mutterkuchen direkt den Fetus im Mutterleib. Das enthaltende Nikotin verschlechtert die Durchblutung in der Gebärmutter und in der Plazenta, wodurch das ungeborene Kind nur noch unzureichend mit Sauerstoff versorgt wird [4.4.]. Bereits zwanzig Minuten nach jeder Zigarette hat der Fetus dieselbe Nikotinkonzentration im Blut wie die rauchende Mutter. Der Schadstoff verursacht einen schnelleren Herzschlag sowie Störungen in der Entwicklung des Gehirns des ungeborenen Kindes. Da Nikotin eine starke gefäßverengende Wirkung hat, beeinflusst es die Blutgefäße in der Plazenta, sodass weniger Blut und Sauerstoff den Fetus erreichen. Das kann zu Gefäßkrämpfen sowie -verschluss, zum Gewebstod bis zu Störungen in der Entwicklung der Glieder des Embryos führen [4.4.]. Des Weiteren verschlechtert das mit dem Rauch aufgenommene Kohlenmonoxid zusätzlich die Sauerstoffversorgung im mütterlichen sowie kindlichen Blutkreislauf, da es den Sauerstoff von seinen als Transportmittel dienenden Erythrozyten (rote Blutkörperchen) verdrängt [4.4.].
Obwohl die Schädigungen am Fetus von der Höhe des Zigarettenkonsums abhängen, sind bereits deutliche negative Veränderungen am ungeborenen Kind nachweisbar, wenn regelmäßig etwa sieben Zigaretten geraucht werden. Das ungeborene Kind wird in seiner Entwicklung erheblich gestört, wobei es mit den gesundheitlichen Schäden nicht nur im Jugendalter, sondern auch im weiteren Leben zu kämpfen hat [4.4.].
Schwangerschaft – Tabakkonsum und geistige Entwicklung des Kindes
Tabakkonsum während der Schwangerschaft und Stillzeit erhöht das Risiko, dass Kinder geistige Schäden davontragen. Je mehr geraucht wird, desto niedriger fällt der Intelligenzquotient des Kindes aus. Bei einer Zigarettenschachtel pro Tag steigt die Gefahr um 85 %, ein geistig zurückgebliebenes Kind zur Welt zu bringen [2].
Schwangerschaft – Tabakkonsum und Krebs
Des Weiteren sind im Tabakrauch krebserregende Substanzen enthalten, welche die DNA des ungeborenen Kindes schädigen und dadurch eine spätere Leukämie oder andere Krebserkrankungen im Kindesalter hervorrufen können. Oftmals wurde im Blut von Kindern rauchender Mütter die Chemikalie 4- Aminobiphenyl nachgewiesen, die für Leukämie – Blutkrebs – verantwortlich gemacht wird. Die toxischen Stoffe gelangen damit ungehindert in den Blutkreislauf des Fetus, wobei die Plazenta nicht als Barriere gegen solche Substanzen wirkt [2].
Schwangerschaft – Tabakkonsum und Vitalstoffmangel
Neben den schädigenden Stoffen des Rauchens nehmen auch Vitalstoffmängel infolge des Zigarettenkonsums Einfluss auf die Schwangerschaft und verstärken die tabakbedingten Entwicklungsstörungen des Kindes. Die kritischen Vitalstoffe Vitamin A, E, Folsäure und Zink erhöhen die Gefahr von Früh- und Totgeburten, Geburtsfehlern sowie niedrigem Geburtsgewicht [4.1.] [4.2.] [4.3.]. Calcium- und Vitamin-D-Mangel bei der Mutter aufgrund des Rauchens beeinträchtigen die Entwicklung von Knochen und Zähnen des ungeborenen Kindes, erniedrigen dessen Calciumspiegel im Blut und verstärken die Ausbildung einer Rachitis [4.1.] [4.3.]. Vitamin B1-Defizite verursachen einen schweren Vitamin-B1-Mangel und damit Herzversagen beim Fötus [1.1.]. Fehlt Jod in der Ernährung der schwangeren Mutter, kann das Kind eine schwerwiegende geistige und motorische Schilddrüsenfunktion davontragen [1.2.].
Rauchen während der Schwangerschaft erhöht beim Fetus das Risiko für
- Krebserkrankungen, wie Leukämie (Blutkrebs) [4.4.]
- Geistige Zurückgebliebenheit sowie Behinderungen [4.4.]
- Konzentrationsschwächen, Koordinations- und Sprachstörungen [2]
- Verhaltensstörungen und Hyperaktivität [2]
- Wachstumsstörungen [2]
- Hohes Leukämie- und Lymphomrisiko [2]
- Anämie (Blutarmut) [3]
- Vitamin-B12-Mangel, der Chromosomenschäden und eine gehemmte Zellteilung zur Folge haben kann [4.2.]
- Geringere Lungenkapazität [2]
- Asthma bronchiale [2]
- Allergien und Infektionen [2]
- Diabetes mellitus und Übergewicht [4.4.]
- Plötzlicher Kindstod [2]
Schwangerschaft – Tabakkonsum und passives Rauchen
Auch das passive Rauchen in der Zeit der Schwangerschaft ist gefährlich und wird mit einer erhöhten Zahl kindlicher Krebserkrankungen – vor allem Leukämie und Lymphomen – in Verbindung gebracht [4]. Kommt eine Schwangere häufig mit Rauchern in Kontakt, kann das zur Unterentwicklung sowie zu Früh-, Fehl- und Totgeburten des ungeborenen Kindes führen [3].
Tabakkonsum in der Schwangerschaft und Geburtskomplikationen
Raucherinnen weisen oftmals ein erhöhtes Risiko für Früh- und Fehlgeburten sowie Geburtskomplikationen auf (70 %) – höhere Gefahr bei zehn Zigaretten täglich [4]. Das relative Risiko steigt mit zunehmendem Alter der Mutter sowie mit der Zahl der gerauchten Zigaretten. Mehr als doppelt so häufig müssen Kaiserschnitte praktiziert werden und in vielen Fällen kommt es zu Nachgeburtsblutungen und erniedrigten Geburtsgewichten [3]. Häufig wiegen Säuglinge rauchender Mütter 150 bis 200 Gramm weniger als normale Neugeborene [4].
Tabakkonsum in der Schwangerschaft und plötzlicher Kindstod
Raucht die Mutter bis zu neun Zigaretten am Tag – in der Schwangerschaft wie auch in der Stillzeit –, steigt die Gefahr des Auftretens eines plötzlichen Kindstods um das Fünffache, wobei das neugeborene Kind zwischen dem achten Lebenstag und dem Ende des ersten Lebensjahres verstirbt [2]. Erhöht die Mutter die Zigarettendosis – mehr als zehn Zigaretten täglich –, verzehnfacht sich das Mortalitätsrisiko des Säuglings [2]. Demzufolge beeinträchtigt Nikotin als Nervengift die Funktionen der Andockstellen im Gehirn, die bei der Kontrolle der Atmung und des Aufwachens eine wichtige Rolle spielen. Es dämpft die Empfindlichkeit eines bestimmten Eiweißkomplexes, welcher die Aufgabe hat, bei schlechter Sauerstoffversorgung während des Schlafs Alarm zu schlagen und eine Art Aufwachreflex auszulösen. Hoher Tabakkonsum der Mutter bewirkt damit beim Kind eine Fehlsteuerung der Atemfunktion. Des Weiteren können Störungen in der Gehirnfunktion auftreten, die die Herz- und Kreislaufregulation oder bestimmte Aufwachmechanismen beeinflussen. Häufig kommt es unter diesen Umständen zu einer verlangsamten Herzfrequenz und schließlich zum Aussetzen der Atmung. Da sich zwischen dem dritten und vierten Lebensmonat der Säuglinge die Hirnreifung vollzieht, kann verstärkter Zigarettenkonsum diese in Form von Veränderungen und Entwicklungsstörungen erheblich beeinträchtigen. Der plötzliche Kindstod infolge des Rauchens kann jedoch auch durch Virusinfektionen ausgelöst werden. Bei Untersuchungen von Kindern, die unerwartet starben, sind bestimmte Virusarten – wie Influenza- und Adenoviren – festgestellt worden, welche zu Entzündungen in den Atemwegen führen [2].
Tabakkonsum in der Schwangerschaft und geistige Beeinträchtigungen des Kindes
Kinder, die im Bauch einer rauchenden Mutter aufgewachsen sind, zeigen häufig in der Schul- beziehungsweise Jugendzeit Symptome wie Konzentrationsschwäche und Hyperaktivität, da sie einem dreifach höheren Risiko ausgesetzt werden. Solche Kinder haben Schwierigkeiten, sich auf Aufgaben zu konzentrieren, unangebrachtes Verhalten zu unterdrücken und stillzusitzen [4]. In vielen Fällen entwickeln betroffene Kinder dreimal häufiger Verhaltensstörungen in Form von auffällig aggressiven sowie starrköpfigen Verhaltensäußerungen. Vermutet wird, dass das in dem Zigarettenrauch enthaltene Nikotin in einer sensiblen Phase der frühkindlichen Entwicklung eine Änderung des Nikotinrezeptors bewirkt, wodurch das aggressive Verhalten des Kindes verstärkt wird [2].
Literatur
- Biesalski HK, Köhrle J, Schümann K: Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. Kapitel 11, 92 (1.1.), 22, 179-180 (1.2.). Georg Thieme Verlag; Stuttgart/New York 2002
- Hoffmann P: Plötzlicher Kindstod (SIDS). PANAP Selbsthilfe e.V.
- Niestroj I: Praxis der Orthomolekularen Medizin. Kapitel 10, 199-206. Hippokrates Verlag GmbH; Stuttgart 2000
- Schmidt E, Schmidt N: Leitfaden Mikronährstoffe. Kapitel 2, 370-381. Urban & Fischer Verlag; München, Februar 2004