Nebenschilddrüsenüberfunktion (Hyperparathyreoidismus) – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf einen primären Hyperparathyreoidismus hinweisen: 

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf einen primären Hyperparathyreoidismus und werden oft zuerst bemerkt:

  • Arterielle Hypertonie (Bluthochdruck): Häufig erhöht sich der Blutdruck, was zu Kopfschmerzen und anderen Beschwerden führen kann.
  • Knochenbrüche (Frakturen): Erhöhtes Risiko für Knochenbrüche, die oft das erste ernsthafte Anzeichen der Erkrankung sind

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild eines primären Hyperparathyreoidismus:

  • Adynamie (Leistungsminderung, Müdigkeit, Antriebsschwäche): Ein allgemeines Gefühl von Schwäche und Antriebslosigkeit
  • Anorexie (Appetitlosigkeit): Verlust des Appetits, was zu Gewichtsverlust führen kann
  • Kopfschmerzen (Cephalgie): Häufige Kopfschmerzen, die mit dem Bluthochdruck einhergehen können
  • Kaliummangel (Hypokaliämie): Ein niedriger Kaliumspiegel, der verschiedene körperliche Beschwerden verursacht
  • Vermehrte Urinausscheidung (Polyurie): Krankhaft erhöhte Urinausscheidung, oft begleitet von vermehrtem Durst
  • Muskelschmerzen (Myopathie): Schmerzen in den Muskeln, oft begleitet von Muskelschwäche
  • Übelkeit (Nausea): Anhaltendes Gefühl von Übelkeit, das häufig mit anderen Magen-Darm-Symptomen auftritt
  • Verstopfung (Obstipation): Schwierigkeiten beim Stuhlgang, oft begleitet von Blähungen
  • Erhöhte Magensäureproduktion: Kann zu Sodbrennen und Magenbeschwerden führen

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Hyperkalzämie (Calciumüberschuss): Verkalkungen der Weichteile, Organe und Gefäße (Kalzifikationen); Ablagerungen von Kalzium in verschiedenen Körpergeweben
  • Benommenheit (Somnolenz): Ein Zustand der Schläfrigkeit oder Bewusstseinsstörung
  • Lähmungen (Paresen): Teilweise oder vollständige Lähmung bestimmter Körperteile
  • Blähungen (Meteorismus): Völlegefühl und Blähungen
  • Erbrechen (Emesis): Häufiges Erbrechen, das den Körper schwächt
  • Reflexabschwächung: Verringerte Reaktionen bei Reflexen
  • Krankhaft gesteigertes Durstgefühl (Polydipsie): Erhöhter Durst und häufiges Trinken
  • Schmerzen in der Wirbelsäule und den Knochen: Können durch die Knochenveränderungen verursacht werden

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Müdigkeit und schnelle Ermüdbarkeit: Häufige Erschöpfung auch bei leichten Aktivitäten
  • Depressive Verstimmung: Anhaltende Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit

Primärer Hyperparathyreoidismus (organbezogen)

Die Nieren betreffend (40-50 %)

  • Funktionelle Störungen (reversibel/umkehrbar)
    • Elektrolytverlust
    • Hypokaliämie (Kaliummangel)
    • Hyposthenurie (verminderte Konzentrationsleistung der Nieren)
    • Polydipsie (krankhaft gesteigertes Durstgefühl)
    • Polyurie (krankhaft erhöhte Urinausscheidung)
  • Dekompensation bei parathyreotoxischer Krise
    • im fortgeschrittenen Stadium: Oligurie (< 500 ml Urin/24 Std.) → Anurie (< 100 ml Urin/24 Std.) → Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)
  • Organmanifestation
    • Nephrokalzinose (Verkalkungen in den Nieren) (selten)
    • Nephrolithiasis (Nierensteine) (häufig: 20 % der Fälle) – Calciumphosphat- oder Calciumoxalat-Steine → kolikartige (wehenartige) Schmerzen

Die Knochen betreffend (50 %)

  • Funktionelle Störungen (reversibel)
    • Frakturen (Knochenbrüche)
    • Wirbelsäulen- und Gliederschmerzen
  • Organmanifestation
    • Akroosteolysen ("Knochenschwund") an Händen und Füßen
    • Chondrokalzinose (Synonym: Pseudogicht)
    • Osteodystrophia cystica generalisata von Recklinghausen (eingeblutete Resorptionszysten = braune Tumoren) (eher selten)
    • Subperiostale Resorptionslakunen (unterhalb der Knochenhaut gelegene Ausbuchtungen an Knochenoberflächen)

Den Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt) betreffend (50 %)

  • Funktionelle Störungen (reversibel)
    • Emesis (Erbrechen)
    • Anorexie (Appetitlosigkeit)
    • Meteorismus (Blähungen)
    • Nausea (Übelkeit)
    • Obstipation (Verstopfung)
    • Vermehrte Enzymproduktion im Pankreas (Bauchspeicheldrüse)
    • Vermehrte Säureproduktion im Magen
  •  Dekompensation bei parathyreotoxischer Krise
    • Emesis
    • Obstipation
  • Organmanifestation
    • Ulcus ventriculi (Magengeschwür) (selten)
    • Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) (selten)

Die Psyche und das Nervensystem betreffend

  • Funktionelle Störungen (reversibel)
    • Adynamie (Leistungsminderung, Müdigkeit, Antriebsschwäche)
    • Cephalgie (Kopfschmerzen)
    • Depressive Verstimmung
    • Myopathie (Muskelschmerzen)
    • Reflexabschwächung
    • Schnelle Ermüdbarkeit 
  • Dekompensation bei parathyreotoxischer Krise
    • Adynamie
    • Koma
    • Myopathie
    • Paresen (Lähmungen)
    • Reflexverlust
    • Somnolenz (Benommenheit)

Das Kreislaufsystem betreffend

  • Funktionelle Störung (reversibel)
    • Arterielle Hypertonie (Bluthochdruck)
    • Kalzifikationen (Verkalkungen) der Weichteile, Organe und Gefäße

Anmerkung: Nur ca. 50 % der Betroffenen haben Beschwerden.  

Sekundärer Hyperparathyreoidismus

Folgende Symptome und Beschwerden können auf einen sekundären Hyperparathyreoidismus hinweisen:

  • Symptome der zugrunde liegenden Erkrankung
  • Wirbelsäulen- und Gliederschmerzen
  • Neigung zu Spontanfrakturen (Knochenbruch, der spontan das heißt ohne Trauma/Verletzung auftritt)
  • Bei Hypocalcämie (Calciummangel; der Calciumspiegel kann auch normal sein): Muskelkrämpfe

Tertiärer Hyperparathyreoidismus 

Folgende Symptome und Beschwerden können auf einen tertiären Hyperparathyreoidismus hinweisen:

  • Symptome der zugrunde liegenden Erkrankung
  • Durch den Überschuss an Parathormon und Calcium leiden die Betroffenen an denselben Symptomen, wie sie bei einem primären Hyperparathyreoidismus auftreten (s. o.).