Dopplersonographie der Schilddrüse
Die Dopplersonographie der Schilddrüse ist ein nicht-invasives (nicht eindringendes) bildgebendes Verfahren zur Beurteilung der vaskulären Architektur (Gefäßstruktur) und Durchblutung der Schilddrüse. Sie stellt eine Ergänzung zur B‑Bild-Sonographie (konventioneller Ultraschall) dar und ermöglicht eine differenzierte Einschätzung fokaler und diffuser Schilddrüsenveränderungen. Insbesondere die farbkodierte Dopplersonographie (Farbdoppler-Ultraschall) sowie die gepulste Dopplersonographie (gepulster Doppler-Ultraschall) liefern entscheidende hämodynamische Informationen (Informationen zur Blutströmung) bei der Abklärung von Schilddrüsenknoten, Autoimmunthyreopathien (autoimmunbedingte Schilddrüsenerkrankungen) oder tumorverdächtigen Läsionen (Gewebeveränderungen).
Synonyme
- Doppler-Sonographie der Schilddrüse
- FKDS der Schilddrüse (federführend in Kombination mit B‑Mode)
Beurteilbare Strukturen
- Parenchym der Schilddrüse (Schilddrüsengewebe): Echostruktur, Knotenkonfiguration, intra- und perinodale Vaskularisation (Durchblutungsmuster innerhalb und um Knoten)
- Gefäßversorgung: Arteria thyroidea superior und inferior (obere und untere Schilddrüsenarterie), perinodale und intranodale Gefäße (Gefäße um bzw. in Knoten)
- Isthmus und angrenzende Strukturen (z. B. Trachea [Luftröhre], Gefäße des Halses)
- Zervikale Lymphknotenstationen (Lymphknoten im Halsbereich)
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Differenzierung von Schilddrüsenknoten (z. B. solide vs. zystische Komponenten, Vaskularisationsmuster)
- Einschätzung der Malignitätswahrscheinlichkeit (Wahrscheinlichkeit für Bösartigkeit) von Knoten (z. B. intranodale Vaskularisation, chaotisches Gefäßmuster)
- Verlaufskontrolle bekannter Schilddrüsenknoten
- Diagnostik bei Autoimmunthyreopathien (z. B. Morbus Basedow mit Hypervaskularisation [übermäßiger Durchblutung])
- Abklärung bei unklaren zervikalen Raumforderungen (unklare Schwellungen im Halsbereich)
- Planung und Steuerung von Feinnadelaspirationen (Gewebeentnahme mit einer dünnen Nadel)
- Präoperative Gefäßdarstellung (z. B. Thyroidektomie [operative Entfernung der Schilddrüse])
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
Für die Durchführung der Dopplersonographie der Schilddrüse bestehen keine absoluten Kontraindikationen. Die Methode ist schmerzfrei, nebenwirkungsfrei und beliebig wiederholbar.
Vor der Untersuchung
- Anamneseerhebung bezüglich Schilddrüsenerkrankungen, Operationen, Radiojodtherapie
- Medikamentenanamnese (z. B. Schilddrüsenhormone, Thyreostatika [Medikamente zur Hemmung der Schilddrüsenfunktion])
- TSH-Wert und ggf. Antikörperkonstellation (TRAK, TPO-AK, Tg-AK)
- Vergleich mit Voruntersuchungen (z. B. Szintigraphie [nuklearmedizinische Funktionsdarstellung], MRT [Magnetresonanztomographie])
Das Verfahren
Technik
- Verwendung eines hochfrequenten Linearschallkopfs (7–15 MHz)
- Kombination aus B‑Mode, Farbdoppler und gepulstem Doppler
- Darstellung der Schilddrüse in Längs- und Querschnittsachsen
- Visualisierung der vaskulären Architektur mit Farbdoppler
- Quantitative Analyse (z. B. Resistive Index) mittels Spectral-Doppler
Ablauf der Untersuchung
- Rückenlagerung mit überstrecktem Hals
- Untersuchung in transversaler und longitudinaler Ausrichtung
- Dokumentation der Knotengröße, -form, -echogenität und -vaskularisation
- Erfassung auffälliger Lymphknoten im zervikalen Kompartiment
Mögliche Befunde
- Schilddrüsenknoten: Unterscheidung zwischen gutartig (periphere Vaskularisation, echoreiche Binnenstruktur) und verdächtig (chaotische, zentrale Vaskularisation, Mikrokalk)
- Morbus Basedow: Deutlich gesteigerte Durchblutung („thyroid inferno“) mit niedrigem RI-Wert
- Hashimoto-Thyreoiditis: Heterogene Parenchymstruktur mit verminderter oder inhomogener Durchblutung
- Malignitätsverdacht: Unregelmäßige Ränder, zentrale Vaskularisation, vergrößerte zervikale Lymphknoten
- Zysten: Anechogene Raumforderungen mit ggf. Randvaskularisation
Nach der Untersuchung
- Befunddokumentation mit Bildauswahl
- Korrelation mit Laborwerten (TSH, fT3, fT4, Antikörper)
- Gegebenenfalls Indikationsstellung zur Feinnadelaspiration oder weiterführenden Diagnostik (Szintigraphie, CT [Computertomographie], MRT)
Literatur
-
Tessler FN, Middleton WD, Grant EG et al.: ACR Thyroid Imaging, Reporting and Data System (TI-RADS): White Paper of the ACR TI-RADS Committee. J Am Coll Radiol. 2017;14(5):587-595. https://doi.org/10.1016/j.jacr.2017.01.046