Dopplersonographie der Beinarterien
Die Dopplersonographie der Beinarterien (Synonyme: Dopplersonographie der peripheren arteriellen Gefäße, arterielle Bein-Doppleruntersuchung) ist ein nicht-invasives (nicht eingreifendes) bildgebendes Verfahren zur Beurteilung der arteriellen Durchblutung (Blutversorgung über Arterien) der unteren Extremitäten (Beine). Sie wird insbesondere zur Diagnostik und Verlaufskontrolle bei Verdacht auf periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK; Durchblutungsstörung der Beine) eingesetzt. Die farbkodierte Duplexsonographie ermöglicht eine morphologische (strukturbezogene) und hämodynamische (durchflussbezogene) Analyse der Gefäße, einschließlich Flussrichtung, Flussgeschwindigkeit und Gefäßwandveränderungen.
Synonyme
- Farbkodierte Duplexsonographie der Beinarterien
- Arterielle Bein-Dopplersonographie
- Farb-Duplex der peripheren Arterien
- Dopplerultraschall der unteren Extremitäten
Beurteilbare Strukturen
- A. femoralis communis, A. profunda femoris, A. femoralis superficialis (Oberschenkelarterien)
- A. poplitea (Kniekehlenarterie)
- A. tibialis anterior und posterior (vordere und hintere Schienbeinarterie)
- A. fibularis (Wadenbeinarterie)
- Arterieller Fußbogen und A. dorsalis pedis (Fußarterien)
- Gefäßwandveränderungen (Plaques, Stenosen, Verschlüsse, Aneurysmen; z. B. Ablagerungen, Engstellen, Verschlüsse oder Aussackungen)
- Kollateralgefäße bei chronischen Verschlüssen (Ersatzgefäße bei länger bestehenden Verschlüssen)
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Diagnostik der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK)
- bei Claudicatio intermittens (Belastungsschmerzen der Beine beim Gehen)
- bei Ruheschmerzen oder Ulzera (Stadium III/IV nach Fontaine; Schmerzen in Ruhe oder Wunden)
- Abklärung arterieller Gefäßveränderungen
- Aneurysmen (Aussackungen), Dissektionen (Einrisse), Embolien (Gefäßverschlüsse durch Blutgerinnsel)
- Stenosen oder Okklusionen (Engstellen oder Verschlüsse)
- Kontrolle nach gefäßchirurgischen oder interventionellen Maßnahmen
- Bypass-Operation (Umgehung von Gefäßverschlüssen)
- Ballondilatation (PTA; Aufdehnung der Gefäße mit einem Ballon)
- Stentimplantation (Einbringen einer Gefäßstütze)
- Beurteilung der arteriellen Durchblutung vor Operationen
- z. B. bei geplanten Amputationen oder Hauttransplantationen
- Verlaufskontrollen bei Gefäßerkrankungen
- z. B. bei vaskulitischen Erkrankungen (entzündliche Gefäßerkrankungen) oder diabetischer Angiopathie (Gefäßschäden bei Diabetes)
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Es bestehen keine absoluten Kontraindikationen (Gegenanzeigen) für die Dopplersonographie.
- Relative Einschränkungen:
- ausgeprägte Weichteilschwellungen (starke Schwellungen im Gewebe)
- ausgedehnte Wundflächen oder Verbände
- fehlende Lagerungsfähigkeit des Patienten (wenn der Patient nicht entsprechend liegen kann)
Vor der Untersuchung
- Anamnese zu Risikofaktoren (z. B. Rauchen, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung)
- Ggf. Bestimmung des Knöchel-Arm-Index (Ankle-Brachial-Index, ABI; Verhältnis des Blutdrucks an Fuß und Arm)
- Aufklärung über den Untersuchungsablauf und Lagerung
Das Verfahren
Technik
- Einsatz eines hochfrequenten linearen Schallkopfes (5-12 MHz) für oberflächliche Gefäße (z. B. Unterschenkelarterien)
- Einsatz eines konvexen oder sektoriellen Schallkopfes (2-5 MHz) bei tiefen Arterien (z. B. Beckenarterien)
- Farbkodierte Duplexsonographie zur simultanen Darstellung von Anatomie und Blutfluss
- Spektralanalyse zur Quantifizierung der Flussgeschwindigkeiten und Beurteilung des Flussprofils (z. B. triphasisch, biphasisch)
Ablauf der Untersuchung
- Der Patient liegt in Rückenlage; bei Bedarf erfolgt Untersuchung auch in Bauchlage oder im Sitzen
- Systematische Untersuchung der Beinarterien in Längs- und Querschnitt
- Beurteilung von Flussrichtung, Flussprofil (triphasisch, biphasisch, monophasisch), Flussgeschwindigkeit (Peak Systolic Velocity, PSV; maximale Geschwindigkeit während der Systole)
- Messung der Stenosegrade anhand von Flussbeschleunigungen und Turbulenzen
- Dokumentation relevanter Befunde (Stenosegrad, Plaquecharakteristik, Kaliberveränderungen)
Mögliche Befunde
- Normale Durchblutung
- triphasisches Flussprofil, keine Stenosezeichen, regelrechte Flussgeschwindigkeit
- Stenosen
- erhöhter PSV > 2-fach gegenüber Vorsegment
- poststenotische Turbulenzen, verändertes Flussprofil (biphasisch/monophasisch)
- Verschlüsse
- fehlender Flussnachweis, ggf. retrograder Fluss über Kollateralen (Umgehungskreisläufe)
- Aneurysma
- segmentale Kaliberzunahme, Verlust des Laminarflusses (gleichmäßiger Blutfluss), Turbulenzen
- Plaqueveränderungen
- echoarme, echoreiche oder verkalkte Plaques (Ablagerungen), ggf. mit Ulzerationen (Einbrüchen)
- Pathologischer Knöchel-Arm-Index (ABI)
- ≤ 0,9: Hinweis auf relevante pAVK
- ≥ 1,3: Hinweis auf nicht komprimierbare Gefäße (z. B. bei Mediasklerose; Verkalkung der mittleren Wandschicht (Tunica media) von Arterien, insbesondere der Extremitätenarterien)
Nach der Untersuchung
- Besprechung der Befunde mit dem Patienten
- Dokumentation der Flussgeschwindigkeiten und Stenosegrade
- Ggf. weitere Diagnostik oder Therapieplanung (z. B. Angiographie, Gefäßintervention)
- Verlaufskontrollen bei dokumentierter pAVK oder postoperativ