Dopplersonographie der Nierenarterien

Die Dopplersonographie der Nierenarterien (Ultraschalluntersuchung der Nierengefäße mit Blutflussmessung) ist ein nicht-invasives (nicht eingreifendes), sonographisches Verfahren zur Beurteilung der renalen Gefäßversorgung (Blutversorgung der Nieren), insbesondere zur Detektion oder zum Ausschluss einer Nierenarterienstenose (Verengung der Nierenarterie). Die Kombination aus B‑Mode (klassischer Graustufenultraschall), Farbdoppler und pulsed-wave Doppler (gepulster Doppler) erlaubt eine funktionelle und morphologische Analyse der renalen Perfusion (Durchblutung der Niere) und der hämodynamischen Veränderungen (Veränderungen des Blutflusses) bei vaskulären Pathologien (Gefäßerkrankungen).

Synonyme

  • Farbkodierte Dopplersonographie der Nierenarterien
  • Renale Duplexsonographie
  • FKDS der Nierenarterien

Beurteilbare Strukturen

  • Nierenarterien (Aa. renales – Blutgefäße der Niere): Hauptstämme sowie segmentale Äste
  • Nierenparenchym (Nierengewebe): indirekte Perfusionsparameter (Resistance Index – Widerstandsindex)
  • Aorta abdominalis (Bauchschlagader): Abgangsbereich der Nierenarterien
  • Nebenbefunde: Aneurysmata (Aussackungen), Gefäßkompressionen (Gefäßabdrückungen), Atherome (Gefäßablagerungen)

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Verdacht auf Nierenarterienstenose – z. B. bei therapierefraktärer Hypertonie (Bluthochdruck, der trotz Behandlung nicht kontrolliert ist)
  • Abklärung sekundärer Hypertonie – insbesondere bei jüngeren Patienten (< 40 Jahre)
  • Verlaufskontrolle nach Stentimplantation – Beurteilung auf Re-Stenose (erneute Verengung)
  • Vasorenale Hypertonie – Verdacht auf hämodynamisch relevante Stenosen (verengte Gefäße mit Auswirkungen auf den Blutfluss)
  • Differenzierung parenchymatöser vs. renovaskulärer Hypertonieursache (Unterscheidung zwischen nierengewebsbedingtem und gefäßbedingtem Bluthochdruck)
  • Einschätzung der Nierenperfusion – bei Niereninsuffizienz (eingeschränkter Nierenfunktion) oder einseitiger Schrumpfniere (verkleinerte Niere)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Keine absoluten Kontraindikationen
  • Relative Einschränkungen:
    • Massive Meteorismusbildung (übermäßige Gasansammlung im Darm)
    • Adipositas permagna (starkes Übergewicht)
    • Fehlende Kooperation des Patienten bei Atemmanövern (z. B. Atemanhalten)

Vor der Untersuchung

  • Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) mit Fokus auf Hypertonieentstehung, Vorerkrankungen und Voroperationen
  • Medikamentenliste auf vasoaktive Substanzen (gefäßwirksame Medikamente) prüfen (z. B. ACE-Hemmer)
  • Nüchternheit von 4-6 Stunden zur Reduktion von Darmgasen
  • Aufklärung über Ablauf und Dauer (ca. 30-45 Minuten)

Das Verfahren

Technik

  • Einsatz eines konvexen Schallkopfs (2–5 MHz – spezieller Ultraschallkopf mit tiefem Eindringvermögen)
  • Kombination aus B‑Mode, Farbdoppler und gepulstem Doppler
  • Messung von Flussprofilen, Geschwindigkeiten und Indizes (z. B. Resistance Index – Maß für Durchblutungswiderstand)
  • Darstellung der Nierenarterien aus ventraler und interkostaler Schallrichtung (von vorn und zwischen den Rippen)
  • Optionale Anwendung von Power-Doppler (verstärkter Blutflussmodus) zur Flussdarstellung bei schwieriger Anatomie

Ablauf der Untersuchung

  • Patient in Rückenlage, ggf. leichte Links- oder Rechtsseitenlage
  • Inspiriertes Atemanhalten (Einatmen und kurz Luft anhalten) zur Optimierung der Bildqualität
  • Lokalisation der Aorta und Identifikation der Abgänge der Aa. renales (Auffinden der Bauchschlagader und der Nierenarterien)
  • Messung der Peak systolic velocity (PSV – maximale Blutflussgeschwindigkeit in der Systole) in den proximalen, mittleren und distalen Abschnitten
  • Berechnung des Resistance Index (RI – Maß für den Gefäßwiderstand) im Parenchym
  • Dokumentation pathologischer Flussmuster (auffälliger Blutfluss, z. B. hinter einer Engstelle)

Mögliche Befunde

  • Normale renale Hämodynamik: PSV < 180 cm/s, RI zwischen 0,5 und 0,7
  • Hochgradige Stenose: PSV ≥ 200 cm/s, poststenotische Turbulenz (Wirbelbildung hinter Engstelle), beschleunigter Fluss
  • Parenchymveränderungen: erhöhter RI (> 0,8) bei chronischer Nephropathie (chronische Nierenerkrankung)
  • Okklusion: fehlender Fluss in der Nierenarterie, kompensatorisch retrograder Kollateralfluss (Umgehungskreislauf mit Rückfluss)
  • Stent-Restenose: lokalisiert erhöhte PSV im Stentbereich (Verdacht auf erneute Einengung innerhalb des Gefäßstützgerüsts)

Nach der Untersuchung

  • Keine speziellen Maßnahmen notwendig
  • Befundmitteilung erfolgt unmittelbar oder nach schriftlicher Auswertung
  • Verlaufskontrolle bei pathologischen Befunden nach 3-6 Monaten empfohlen