Schädel-CT

Die craniale Computertomographie (Synonyme: kraniale CT; cranielle CT; kranielle CT; CCT; CT-Schädel, Schädel-CT; CT-Kopf, Kopf-CT) bezeichnet ein radiologisches Untersuchungsverfahren, bei dem vor allem das Gehirn, aber auch knöcherne Anteile, Gefäße, Hirnventrikel mit Liquor cerebrospinalis (Hirnkammern mit Hirnflüssigkeit), sowie die übrigen Weichteile im Inneren des Schädels untersucht werden.

Beurteilbare Strukturen

Durch die CCT können folgende Strukturen detailliert beurteilt werden:

  • Gehirn: Detektion von Hirnblutungen, Tumoren, Infarkten, entzündlichen Prozessen und anderen pathologischen Veränderungen.
  • Knöcherne Anteile des Schädels: Identifikation von Frakturen (Knochenbrüchen), insbesondere Impressionsfrakturen und Schädelbasisfrakturen.
  • Blutgefäße: Beurteilung auf Atherosklerose (Arteriosklerose, Anomalien und Veränderungen, die zu vaskulären Erkrankungen/Gefäßerkrankungen führen können.
  • Hirnventrikel und Liquorräume: Untersuchung auf Erweiterungen oder Anomalien, die auf Hydrozephalus ("Wasserkopf") oder andere Liquorabflussstörungen hinweisen könnten.
  • Weichteile: Erkennung von entzündlichen Prozessen, Abszessen (Eiterhöhle) oder anderen Weichteilveränderungen im Schädelinnenraum.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Hirnblutungen
  • Hirntumoren
  • Hirninfarkt (Schlaganfall)
  • Meningitis (Hirnhautentzündung)
  • Enzephalitis (Gehirnentzündung) oder weitere entzündliche Veränderungen im Bereich des Gehirn- und Gesichtsschädels
  • Epilepsie
  • Schädel-Hirn-Trauma (SHT), insb. bei Glasgow Coma Scale (GCS) < 15 Punkte; persistierendem oder mehrmaligen Erbrechen; Gerinnungshemmung oder -störung; Alter größer 60 Jahre; gefährlicher Unfallmechanismus (z. B. Kollision als Fußgänger oder Fahrradfahrer mit einem Kraftfahrzeug, Sturzhöhe > 5 Treppenstufen bzw. > 1 m)
  • Veränderungen der Blutgefäße wie Atherosklerose (Arteriosklerose; Arterienverkalkung)
  • Verdacht auf Impressions- oder offene Schädelfraktur (Verletzung, bei der der Schädelknochen eingedrückt wurde oder Schädelbruch)
  • Zeichen einer Schädelbasisfraktur (Monokel- oder Brillenhämatom; Liquorrhoe (Hirnwasserausfluss) aus Nase oder Ohr; Hämatotympanon (Blutansammlung in der Paukenhöhle); retroaurikuläres Hämatom (hinter dem Ohr (retroaurikulär) auftretendes Hämatom/Bluterguss (genauer eine Ekchymose/ kleinflächige, fleckenförmige Blutung der Haut) = Battle-Zeichen (engl. Battle's sign))
  • Neues fokal-neurologisches Defizit (örtlich begrenzte Veränderung im Gehirn, die zu einer Funktionsstörung an einer anderen Körperstelle führt).
  • Diagnostik von tumorösen, zystischen und entzündlichen Zahn-, Mund- und Kiefererkrankungen

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Allergie gegen jodhaltiges Kontrastmittel: Bei Patienten mit bekannter Allergie sind Vorsichtsmaßnahmen oder alternative Methoden zu erwägen.
  • Schwere Niereninsuffizienz/Nierenschwäche: Kontrastmittel können die Nierenfunktion weiter verschlechtern.
  • Schwangerschaft: Die Strahlenexposition erfordert eine sorgfältige Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses.

Vor der Untersuchung

  • Aufklärung: Detaillierte Information des Patienten über den Ablauf und mögliche Risiken.
  • Kontrastmittelvorbereitung: Bei Risikopatienten sind eventuell präventive Maßnahmen nötig.
  • Nüchternheit: Um Nebenwirkungen zu minimieren, sollte der Patient vor der Untersuchung nüchtern sein.

Das Verfahren

Technik

  • Multidetektor-CT (Computertomographie mit Mehrzeilentechnik) (≥ 64-Zeilen-Technologie empfohlen)
  • Untersuchung nativ (ohne Kontrastmittel) in der Regel ausreichend bei traumatologischen (Unfall-bedingten), vaskulären (gefäßbedingten) oder akuten neurologischen Fragestellungen (z. B. Schlaganfallverdacht)
  • Kontrastmittelgabe (iodhaltiges Kontrastmittel, i.v. = in die Vene) nur bei spezieller Indikation:
    • Tumorsuche, -verlauf oder -ausdehnung
    • Abszess- oder Metastasensuche (Eiteransammlungen oder Tochtergeschwülste)
    • Gefäßdarstellung im Rahmen der CT-Angiographie (z. B. Aneurysmen (Gefäßaussackungen), AV-Malformationen (arteriovenöse Gefäßfehlbildungen))
  • Optionale CT-Perfusion (Durchblutungsdarstellung des Gehirns) bei akuten Schlaganfällen zur Darstellung penumbraler Areale (minderdurchblutetes, aber bislang nicht abgestorbenes Gewebe)
  • Strahlendosismodulation (Anpassung der Strahlendosis) abhängig vom klinischen Kontext und Patientenkollektiv

Ablauf der Untersuchung

  • Patient in Rückenlage (liegend auf dem Rücken) mit Kopf in Kopfstütze; Lagerung möglichst bewegungsfrei
  • Standardisierte axiale Schnittführung (Querschnittsbilder) mit dünnschichtiger Erfassung des Neurokraniums (knöcherner Schädel)
  • Multiplanare Rekonstruktionen (Zusatzbilder in Frontal- und Seitenansicht) (koronar, sagittal) bei Bedarf
  • Ggf. Kombination mit CT-Angiographie (z. B. bei zerebralen Gefäßfragestellungen (Fragestellungen zur Durchblutung des Gehirns)) oder CT-Perfusion
  • Gesamtdauer der Untersuchung: ca. 5-10 Minuten (ggf. länger bei Zusatzsequenzen)

Mögliche Befunde

  • Neurologische Erkrankungen: Eindeutige Identifizierung und Lokalisierung von Blutungen, Tumoren, Infarkten und entzündlichen Prozessen.
  • Frakturen: Detaillierte Darstellung von Schädelfrakturen und deren Auswirkungen auf das Gehirn.
  • Vaskuläre Anomalien/Gefäßanomalien: Aufdeckung von Gefäßveränderungen, die zu zerebralen Ereignissen (z. B. Schlaganfall) führen können.

Nach der Untersuchung

  • Befundbesprechung: Die Ergebnisse werden vom Radiologen analysiert und in einem ausführlichen Bericht festgehalten.
  • Weiterführende Maßnahmen: Abhängig von den Befunden können weitere Untersuchungen, Überwachung oder spezifische Behandlungen empfohlen werden.

Weitere Hinweise

  • Nach einem CT im Kopf-Halsbereich ist das Tumorrisiko für Kinder erhöht. Dieses gilt vor allem für Schilddrüsenkarzinome (um 78 % erhöht) und Hirntumoren (um 60 % erhöht). Die Gesamtkrebshäufigkeit ist um 13 % erhöht [1].
  • Die internationale Interphone-Studie mit 5963 Patienten mit Hirntumoren (2644 Gliome, 2236 Meningeome, 1083 Akustikusneurinome) konnte keinen zweifelsfreien Zusammenhang zwischen den radiologischen Untersuchungen und erhöhten Odds Ratios für Gliome, Meningeome oder Akustikusneurinome feststellen. Dieses gilt auch für Untersuchung mit den am höchsten veranschlagten Gehirndosen, Schädel-Computertomographie (20 mGy) und zerebrale Angiographie (5 mGy) [2].

Literatur

  1. Chen JX et al.: Risk of Malignancy Associated with Head and Neck CT in Children: A Systematic Review. Otolaryngol Head Neck Surg 2014, online 22. Juli. doi: 10.1177/0194599814542588
  2. Auvinen A et al.: Diagnostic radiological examinations and risk of intracranial tumours in adults—findings from the Interphone Study. Int J Epidemiol 2021; https://doi.org/10.1093/ije/dyab140