Nebennieren-CT
Die Computertomographie (CT) der Nebennieren ist ein schnittbildbasiertes, hochauflösendes Verfahren zur Beurteilung der Nebennierenrinde und des Nebennierenmarks. Sie wird primär zur Abklärung inzidenteller Raumforderungen (Nebenniereninzidentalome, zufällige Tumorfunde), hormonproduzierender Tumoren sowie bei onkologischen Fragestellungen zur Metastasensuche eingesetzt. Die CT erlaubt eine exakte Beurteilung morphologischer Merkmale (Größe, Dichte, Abgrenzbarkeit, Wachstum) und spielt insbesondere in der Differenzierung zwischen benignen (gutartigen) und malignen (bösartigen) Läsionen eine zentrale Rolle.
Synonyme
- Adrenal-CT
- CT der Nebennieren
- CT zur Adrenalanalyse
Beurteilbare Strukturen
- Nebennierenrinde und -mark (äußere und innere Schicht der Nebenniere)
- Tumoren der Nebennieren (Adenome, Karzinome, Phäochromozytome, Metastasen)
- Periadrenales Fettgewebe (umgebendes Fettgewebe; Beurteilung auf Infiltration oder Blutungen)
- Gefäßversorgung der Nebennieren (Blutzufuhr)
- Lymphknotenstationen im Retroperitoneum (Lymphknoten im hinteren Bauchraum)
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Abklärung von Nebenniereninzidentalomen (Nebennierenveränderungen als Zufallsbefund)
- Differenzierung benigner (gutartiger) vs. maligner (bösartiger) Nebennierentumoren
- Verdacht auf hormonaktive Tumoren (z. B. Phäochromozytom, Cortisol-produzierendes Adenom, Aldosteronom)
- Metastasensuche bei onkologischen Grunderkrankungen (Krebserkrankungen)
- Präoperative Planung (z. B. Adrenalektomie, operative Entfernung der Nebenniere)
- Verlaufskontrollen bekannter Nebennierenläsionen (regelmäßige Nachuntersuchung)
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Schwangerschaft (relative Kontraindikation; Nutzen-Risiko-Abwägung erforderlich)
- Jodhaltige Kontrastmittelunverträglichkeit bei geplanter Kontrastmittelgabe
- Eingeschränkte Nierenfunktion (glomeruläre Filtrationsrate [GFR, Maß der Nierenleistung] < 30 ml/min), bei GFR 30-60 ml/min Risikoabwägung erforderlich
- Schilddrüsenerkrankungen (bei geplanter Kontrastmittelgabe, z. B. floride Hyperthyreose = ausgeprägte Schilddrüsenüberfunktion)
Vor der Untersuchung
- Anamnese und klinische Fragestellung: Erhebung endokrinologischer (hormoneller), onkologischer (tumorbezogener) oder symptombezogener Verdachtsmomente
- Laboruntersuchungen: Bei Verdacht auf hormonaktive Tumoren: ACTH, Cortisol, DHEA-S, Aldosteron, Renin, Metanephrine (Hormondiagnostik)
- Nierenfunktionsprüfung: Bestimmung der GFR bei geplanter Kontrastmittelgabe
- Kontrastmittelaufklärung: Risikoabschätzung bei Allergien oder Vorerkrankungen
Das Verfahren
Technik
- Multidetektor-CT mit Dünnschichttechnik (≤ 3 mm; hochauflösende Aufnahmen)
- Untersuchung nativ (ohne Kontrastmittel) sowie nach intravenöser Kontrastmittelgabe in arterieller (optional), venöser und ggf. Spätphase
- Bei Raumforderungen: zusätzliche Spätbildgebung (15 Minuten) zur Bestimmung des Wash-out-Verhaltens (Abbau des Kontrastmittels aus dem Gewebe)
Ablauf der Untersuchung
- Patient in Rückenlage
- Scanregion: Oberbauch inkl. Nebennierenlager beidseits
- Bei Kontrastmittelgabe: automatischer Bolustrigger zur Phasenkontrolle (zeitlich gesteuerte Bildaufnahme)
- Gesamtdauer der Untersuchung: ca. 10-15 Minuten
Mögliche Befunde
- Nebennierenadenom: homogene (gleichmäßige), gut begrenzte Raumforderung, < 10 HU (Hounsfield-Einheiten, Maß für Gewebedichte) im Nativ-CT, rasches Kontrastmittel-Wash-out
- Phäochromozytom: meist hypervaskularisiert (stark durchblutet), > 10 HU nativ, deutliche Kontrastmittelaufnahme
- Adrenokortikales Karzinom: unregelmäßige Begrenzung, Infiltration (Einwachsen ins Nachbargewebe), > 20 HU nativ, verzögerter Kontrastmittel-Rückgang
- Metastase: variable Dichte, oft beidseitig, unspezifische Morphologie
- Nebennierenblutung: hyperdense Läsion nativ (Hämorrhagie = Blutung), kein Kontrastmittelanstieg
- Myelolipom: fetthaltige Raumforderung mit negativen HU-Werten (< -30 HU)
Nach der Untersuchung
- Auswertung durch erfahrene Radiologen unter Verwendung quantitativer Kriterien (z. B. absoluter und relativer Kontrastmittel-Wash-out)
- Dokumentation in strukturiertem Befundbericht
- Rückmeldung an überweisenden Arzt zur Therapieplanung
- Bei Zufallsbefund: endokrinologische Abklärung, Verlaufskontrolle nach 3-6 Monaten je nach Befund
Literatur
- Young WF Jr. The incidentally discovered adrenal mass. N Engl J Med. 2007;356(6):601–610. https://doi.org/10.1056/NEJMcp065470