Zytologische Kriterien der Malignität
Zytologische Malignitätskriterien (bösartige Zellveränderungen unter dem Mikroskop) beschreiben mikroskopisch erfassbare Zellveränderungen, die auf eine neoplastische Transformation (Entartung von Zellen) hinweisen. Sie dienen der Beurteilung von Zellproben im Rahmen der Tumordiagnostik (Krebsdiagnostik) und sind zentral für die Klassifikation, Differenzierung und Einschätzung der Dignität zellulärer Läsionen (Zellveränderungen) in der Zytopathologie (Zelldiagnostik).
Synonyme
- Malignitätszeichen
- Maligne Zellkriterien
- Zytomorphologische Tumorkriterien
Das Verfahren
- Benötigtes Material
- Abstriche, Punktate, Aspirate, Lavageflüssigkeiten oder Exfoliativproben (verschiedene Zellprobenarten)
- Konventionelle Ausstriche oder Dünnschichtpräparate (Zellausstriche auf Objektträgern)
- Vorbereitung des Patienten
- Abhängig vom Entnahmematerial (z. B. transvaginal, bronchoskopisch, perkutan – also durch die Haut)
- In der Regel keine spezifische Vorbereitung erforderlich
- Störfaktoren
- Fixationsartefakte (Fehler durch unzureichende Fixierung), Austrocknung, mechanische Zellschädigung
- Entzündlich-degenerative Zellveränderungen (Veränderungen durch Entzündung oder Zellabbau)
- Unzureichende Zellzahl oder unspezifische Reaktivität
- Methode
- Mikroskopische Auswertung nach Färbung (z. B. Papanicolaou-Färbung, Giemsa-Färbung, Hämatoxylin-Eosin-Färbung – spezielle Zellfärbetechniken)
- Ggf. Ergänzung durch immunzytochemische (Färbung mit Antikörpern) oder molekularpathologische Verfahren (genetische Diagnostik)
Typische Malignitätskriterien
- Zellpolymorphie (unterschiedliche Zellformen) – Heterogenität der Zellgrößen und -formen
- Kernpolymorphie (unterschiedliche Zellkerne) – Variabilität in Form, Größe und Chromatinverteilung der Zellkerne
- Erhöhtes Kern-Plasma-Verhältnis (großer Zellkern im Vergleich zum Zellinhalt) – Disproportionalität zugunsten des Zellkerns
- Hyperchromasie (stark gefärbter Zellkern) – Vermehrte Chromatindichte mit intensiver Anfärbbarkeit
- Grobgranuliertes Chromatin (körnige Kernstruktur) – Koarse, unregelmäßige Chromatinstruktur
- Mehrkernigkeit (mehrere Zellkerne) – Auftreten multipler Zellkerne in einer Einzelzelle
- Unregelmäßige Kernkonturen (unebene Zellkerngrenzen) – Eingedellte, gezackte oder bizarr geformte Karyolemmata
- Atypische Mitosen (unregelmäßige Zellteilungen) – Tripolare, multipolare oder asymmetrische Mitosen
- Prominente Nukleolen (sichtbare Kernkörperchen) – Vergrößerte, zentral oder exzentrisch lokalisierte Nukleoli
- Zytoplasmaveränderungen (Veränderungen im Zellinhalt) – Basophile, vakuolisierte oder granulierte Zytoplasmastruktur
Tumorspezifische Zusatzkriterien
- Plattenepithelkarzinom (Haut- oder Schleimhautkrebs)
- Dyskeratosen, Einzelzellverhornung, irreguläre Interzellularbrücken
- Adenokarzinom (Drüsenkrebs)
- Intrazytoplasmatische Vakuolen, polaritätsgestörte Zellverbände, Schleimnachweis
- Kleinzelliges Karzinom (aggressiver Lungentumor)
- Zellarme Präparate, nukleäre Molding, salt-and-pepper-Chromatin
- Lymphome (Lymphknotenkrebs)
- Monomorphe Zellpopulationen mit prominenten Nukleolen, basophilem Zytoplasma
- Melanom (schwarzer Hautkrebs)
- Zelluläre Pleomorphie, pigmentierte Zellen, bizarre Kernformen
Interpretation
- Maligne (bösartig)
- Kombination mehrerer hochgradiger Kriterien, z. B. Hyperchromasie + atypische Mitosen + unregelmäßige Kernformen
- Verdächtig auf Malignität
- Einzelne hochgradige Merkmale oder auffällige Zellpopulation bei fehlender Klarheit
- Unklar (atypisch)
- Geringgradige Atypien, ggf. reaktive oder degenerative Veränderungen
- Benigne (gutartig)
- Regelmäßige Zellmorphologie mit homogener Zellverteilung und intakter Architektur
Weiterführende Diagnostik
- Histopathologische Untersuchung (feingewebliche Untersuchung) – Biopsie zur definitiven Tumorverifikation
- Immunzytochemie (Färbung zur Zelltypbestimmung) – Markerspezifische Typisierung (z. B. p16, Ki-67, TTF-1, CK7/20)
- Molekulargenetik (Untersuchung auf Genveränderungen) – Mutationsanalyse (z. B. EGFR, KRAS, BRAF, ALK)
- Bildgebung – Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT), PET-CT zur Tumorlokalisation und Ausbreitungsdiagnostik