Sputum- und BAL-Zytologie
Die zytologische Untersuchung von Sputum (Auswurf) und bronchoalveolärer Lavage (BAL) (bronchoskopische Spülung der tiefen Atemwege) dient dem mikroskopischen Nachweis von Tumorzellen (Krebszellen), Entzündungszellen (Abwehrzellen bei Entzündung) oder pathologischen Mikroorganismen (krankmachende Erreger) im Rahmen pulmonaler Erkrankungen (Lungenerkrankungen).
Sie wird in der klinischen Labordiagnostik zur Früherkennung, Abklärung und Verlaufskontrolle von Atemwegserkrankungen, insbesondere malignen (bösartigen) und infektiösen Prozessen (durch Erreger verursachte Erkrankungen), eingesetzt.
Synonyme
- Auswurfzytologie
- Bronchoalveoläre Lavagezytologie
- Zytologische Diagnostik respiratorischer Sekrete
Das Verfahren
- Benötigtes Material
- Sputum (morgendlicher Auswurf)
- Bronchoalveoläre Lavageflüssigkeit (BAL), gewonnen durch bronchoskopische Spülung
- Vorbereitung des Patienten
- Sputum: Möglichst morgens nach dem Aufwachen und vor dem Zähneputzen gewinnen
- BAL: Durchführung unter lokaler Betäubung (örtlicher Betäubung) und ggf. Sedierung (Beruhigungsmittel) im Rahmen einer Bronchoskopie (Spiegelung der Atemwege)
- Störfaktoren
- Verunreinigung durch Speichel oder orale Flora (Bakterien der Mundhöhle)
- Unzureichende Zellzahl oder Zellzerfall bei verzögerter Fixierung (später Konservierung)
- Blutbeimengungen, Antibiotikatherapie, Kortikosteroide (entzündungshemmende Medikamente)
- Methode
- Fixierung mit Alkohol (Sputum) oder sofortige Einsendung im NaCl (BAL)
- Färbung nach Papanicolaou, ggf. Giemsa oder May-Grünwald-Giemsa (verschiedene Zellfärbetechniken)
- Mikroskopische Beurteilung durch Fachpathologen (Spezialarzt für Gewebe- und Zelluntersuchung)
Normbereiche (je nach Labor)
Ergebnis | Befundinterpretation |
---|---|
Unauffällig | Keine atypischen oder malignen Zellen (keine auffälligen oder bösartigen Zellen) |
Atypische Zellen | Hinweis auf entzündliche Reizung oder Dysplasie (Vorstufe bösartiger Veränderungen) |
Maligne Zellen | Nachweis von Tumorzellen (z. B. bei Bronchialkarzinom (Lungenkrebs)) |
Die Bewertung erfolgt nach dem Grad der Atypie (Zellveränderung) und ggf. unter zusätzlicher immunzytochemischer Diagnostik (Färbemethoden zur Erkennung bestimmter Zellmerkmale).
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Tumorverdacht – z. B. Abklärung eines zentral gelegenen Bronchialkarzinoms (Lungenkrebs im Bereich der großen Bronchien)
- Verlaufskontrolle – bei bekannten malignen Lungenerkrankungen (bösartigen Erkrankungen der Lunge)
- Differentialdiagnostik – bei unklaren Infiltraten (Schatten im Röntgenbild), rezidivierenden Pneumonien (wiederkehrende Lungenentzündungen), Hämoptysen (Bluthusten)
- Infektionsdiagnostik – Nachweis von Erregern bei Pneumonie (Lungenentzündung), Tuberkulose oder Pilzinfektion
Interpretation
- Erhöhte Werte / pathologische Befunde
- Maligne Zellen: Verdacht auf Bronchialkarzinom (Lungenkrebs) oder andere pulmonale Neoplasien (Tumoren der Lunge)
- Atypische Zellen: Dysplasien (Zellveränderungen), reaktive Veränderungen, ggf. Vorstufe einer malignen Läsion (Krebsvorstufe)
- Entzündungszellen: Neutrophile (weiße Blutkörperchen bei bakterieller Infektion), eosinophile Granulozyten (Zellen bei Asthma oder allergischer Entzündung), Lymphozyten (Zellen bei Virusinfektionen oder chronischer Entzündung)
- Erniedrigte Aussagekraft
- Fehlende Zellen oder zu geringe Zellzahl
- Stark verunreinigtes oder nicht fixiertes Material
- Spezifische Konstellationen (optional)
- Kombination mit Tumormarkern (z. B. CEA, NSE, CYFRA 21-1; spezielle Blutwerte zur Tumordiagnostik)
- Nachweis von Mykobakterien durch Ziehl-Neelsen-Färbung oder PCR (spezielle Verfahren zur Erregererkennung)
Weiterführende Diagnostik
- Ergänzende Verfahren – CT der Lunge (Computertomographie), PET-CT (bildgebendes Verfahren zur Tumorsuche), Bronchialbiopsie (Gewebeentnahme)
- Erweiterte Labordiagnostik – Tumormarker, Erregernachweis (Kultur, PCR), Immunzytochemie
- Histologische Diagnostik – bei positivem zytologischen Befund zur definitiven Sicherung