Papanicolaou-Färbung (Pap-Färbung)
Die Papanicolaou-Färbung (Pap-Färbung) ist eine mehrstufige histologische Färbemethode (Färbemethode zur Gewebeuntersuchung) zur mikroskopischen Beurteilung von Zellabstrichen, insbesondere aus dem Cervixepithel (Gebärmutterhalsgewebe). Sie dient der Früherkennung präkanzeröser Läsionen (Vorstufen von Krebserkrankungen) und malignitätsverdächtiger Zellveränderungen (bösartig erscheinender Zellveränderungen).
Sie wird vor allem im Rahmen der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung (Cervixzytologie) angewendet und ist ein zentraler Bestandteil des zytologischen Screeningprogramms zur Früherkennung des Cervixkarzinoms (Gebärmutterhalskrebs).
Synonyme
- Pap-Test
- Pap-Zytologie
- Papanicolaou-Test
- Gynäkologische Zytologie
Das Verfahren
- Benötigtes Material
- Cervixabstrich (Abstrich vom Gebärmutterhals) (z. B. mit Spatel und Bürste)
- Objektträger (klassisch) oder Fixationslösung (bei Dünnschichtzytologie)
- Vorbereitung des Patienten
- Optimale Abnahme zwischen dem 10.–20. Zyklustag
- Kein Geschlechtsverkehr, vaginale Medikamente oder Spülungen 24 Stunden vor der Abnahme
- Störfaktoren
- Blutung, Entzündungen, dichte Schleimauflagerungen
- Unzureichende Zellzahl, mangelhafte Fixierung oder Trocknungsartefakte
- Methode
- Mehrstufige Färbereihe: Hämalaun, Orange G, Eosin-Azure-Färbung (EA-Färbung)
- Differenzierung zellulärer Merkmale wie Kerngröße, Zytoplasmadichte und Farbstoffaufnahme
- Durchführung manuell oder automatisiert (z. B. im Rahmen der Dünnschichtzytologie)
Normbereiche (je nach Labor)
Ergebnis | Befundinterpretation |
---|---|
Pap I | Physiologischer Zellbefund (kein Anhalt für Pathologie) |
Pap II | Benigne Zellveränderungen (z. B. entzündlich, reaktiv) |
Pap III | Unklare, eventuell dysplastische Veränderungen (Kontrolle erforderlich) |
Pap IIID (a/b) | Leichte bis mäßige Dysplasien (z. B. CIN I–II); Verlaufskontrolle oder Biopsie nötig |
Pap IVa/b | Hochgradige Dysplasien oder Carcinoma in situ (z. B. CIN III) |
Pap V | Maligne Zellen – dringender Verdacht auf Karzinom |
Die Einteilung erfolgt nach der Münchener Nomenklatur III
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Cervixkarzinom-Screening (Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs) im Rahmen der gynäkologischen Vorsorge
- Abklärung auffälliger HPV-Nachweise (High-risk-HPV)
- Diagnostik bei postkoitalen Blutungen (Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr) oder atypischem Fluor (verändertem Ausfluss)
- Verlaufskontrolle bei bekannten Dysplasien (Gewebeveränderungen) oder nach Therapie
Interpretation
- Unauffälliger Befund (Pap I/II)
- Kein Hinweis auf maligne (bösartige) oder prämaligne (vorstufenartige) Veränderungen
- Reaktive Zellveränderungen bei z. B. Infektion oder hormonellen Einflüssen möglich
- Unklarer oder auffälliger Befund (Pap III/IIID)
- Zytologische Auffälligkeiten ohne sicheren Malignitätsnachweis (Hinweis auf Bösartigkeit)
- Kontrollabstriche, Kolposkopie (mikroskopische Untersuchung des Gebärmutterhalses) und ggf. Biopsie erforderlich
- Malignitätsverdächtiger Befund (Pap IV/V)
- Hochgradige intraepitheliale Läsionen oder invasive Karzinomzellen (fortgeschrittene Zellveränderungen)
- Gynäkologisch-onkologische Abklärung mit histologischer Sicherung notwendig
- Spezifische Konstellationen
- Pap IIID in Kombination mit positivem HPV 16/18: erhöhte Progressionswahrscheinlichkeit (Risiko für Verschlechterung)
- Pap III mit chronischer Entzündung: ggf. Nachweis von Ko-Infektionen (z. B. Trichomonaden, Candida)
Weiterführende Diagnostik
- HPV-DNA-Testung (Virusnachweis von humanem Papillomavirus)
- Kolposkopie mit Essigsäure- und Jodprobe
- Biopsie (Gewebeentnahme zur feingeweblichen Untersuchung)
- Immunzytochemie (z. B. p16/Ki-67)