Vanillinmandelsäure (Urin)
Vanillinmandelsäure ist das Hauptabbauprodukt der Katecholamine (Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin). Sie entsteht über die Zwischenstufen Normetanephrin (Zwischenprodukt beim Abbau von Noradrenalin) und Metanephrin (Zwischenprodukt beim Abbau von Adrenalin) sowie deren nachgeschaltete Metabolite durch enzymatische Umwandlung in der Leber. Die Bestimmung erfolgt in der klinischen Labordiagnostik zur Erkennung und Verlaufskontrolle von Tumoren des chromaffinen Systems (z. B. hormonaktive Tumoren der Nebenniere).
Synonyme
- Vanilmandelsäure
- VMA
- Vanillylmandelic acid (engl.)
- 4-Hydroxy-3-methoxymandelic acid
Das Verfahren
- Benötigtes Material
- 24-Stunden-Sammelurin
- Spontanurin (nur orientierend, nicht empfohlen für Diagnosestellung)
- Vorbereitung des Patienten
- Verzicht auf vanillin- oder catecholaminhaltige Nahrungsmittel (z. B. Bananen, Schokolade, Vanille, Kaffee, Tee) mindestens 72 Stunden vor und während der Sammelperiode
- Absetzen bestimmter Medikamente nach ärztlicher Rücksprache (z. B. Sympathomimetika, L-Dopa)
- Störfaktoren
- Diätfehler (z. B. vanillinhaltige Speisen)
- Medikamente (z. B. trizyklische Antidepressiva, MAO-Hemmer)
- Stress, körperliche Aktivität
- Methode
- Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC) (analytisches Verfahren zur Stofftrennung) mit elektrochemischer oder massenspektrometrischer Detektion
- Farbreaktion nach Goldbarg und Parekh (veraltetes Nachweisverfahren)
Normbereiche (je nach Labor)
Subgruppe / Geschlecht / Alter | Referenzbereich |
---|---|
Erwachsene | < 8 mg/24 h |
Kinder < 10 Jahre | < 5 mg/24 h |
Normbereiche sind methoden- und laborabhängig
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Verdacht auf Phäochromozytom (hormonproduzierender Tumor der Nebenniere) oder Paragangliom (Tumor des autonomen Nervensystems)
- Verlaufskontrolle von neuroendokrinen Tumoren (hormonaktive Tumoren)
- Differentialdiagnostik bei Hypertonie ungeklärter Genese (Abklärung von Bluthochdruck ohne erkennbare Ursache)
- Abklärung bei klinischem Verdacht auf Neuroblastom (bösartiger Tumor im Kindesalter)
Interpretation
- Erhöhte Werte
- Phäochromozytom, Paragangliom
- Neuroblastom (v. a. im Kindesalter)
- Ganglioneurom, Ganglioneuroblastom (seltener Tumortyp)
- Akute Stressreaktion (körperlicher oder seelischer Stress)
- Erniedrigte Werte
- Keine klinisch relevante Bedeutung
- Spezifische Konstellationen (optional)
- Kombination mit Metanephrin und Normetanephrin zur Sensitivitätssteigerung bei Tumordiagnostik
- Kombination mit Homovanillinsäure (HVA) (weiterer Abbauparameter) bei Verdacht auf Neuroblastom
Weiterführende Diagnostik
- Bestimmung von Plasma-Metanephrinen (Untersuchung der Abbauprodukte von Adrenalin und Noradrenalin im Blut)
- Bildgebung: Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie (CT), MIBG-Szintigraphie (bildgebende Verfahren zur Lokalisierung von Tumoren)
- Chromogranin A im Plasma (Tumormarker)
- Histopathologie nach Tumorentfernung (feingewebliche Untersuchung)