aPTT (aktivierte partielle Thromboplastinzeit)

Die aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT) ist ein Globaltest der plasmatischen Blutgerinnung (Blutgerinnung im Blutplasma) zur Beurteilung der intrinsischen und gemeinsamen Gerinnungskaskade (interner Ablauf der Blutgerinnung). Die früher gebräuchliche Bezeichnung PTT (partielle Thromboplastinzeit) ist veraltet, da die moderne Testmethode stets unter Zusatz eines Kontaktaktivators (Gerinnungsaktivator) erfolgt. Dieser aktiviert den intrinsischen Weg der Gerinnungskaskade und erlaubt so eine standardisierte und empfindliche Beurteilung verschiedener Gerinnungsfaktoren (blutgerinnungsfördernde Eiweißstoffe).

Die aPTT erfasst mehrere Reaktionsschritte der sekundären Hämostase (zweite Phase der Blutstillung), insbesondere die Aktivität der Faktoren VIII, IX, XI und XII sowie der gemeinsamen Endstrecke (Faktor II, V und X). Zusätzlich wird die Bindungsfähigkeit dieser Faktoren an Phospholipidoberflächen (Fettmoleküle, die als Gerinnungsoberfläche dienen) geprüft, was für die Gerinnung essenziell ist.

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • Citrat-Blut

Vorbereitung des Patienten

  • Nicht bekannt

Störfaktoren

  • Keine bekannt

Normwerte der aPTT

Wert / Bereich Bedeutung
25-38 Sekunden Referenzbereich bei Erwachsenen (normale plasmatische Blutgerinnung)
Bis 50 Sekunden Verlängerte aPTT bei Neugeborenen (altersphysiologisch)
< 25 Sekunden
  • Hyperkoagulabilität (erhöhte Gerinnungsneigung)
  • Thrombozytose (vermehrte Blutplättchen)
> 38 Sekunden
  • Heparin-Therapie (unfraktioniertes Heparin)
  • Hämophilie A oder B (Faktor VIII/IX-Mangel)
  • Angeborene Gerinnungsstörungen (z. B. Faktor XI/XII-Mangel)
  • Verbrauchskoagulopathie (z. B. disseminierte intravasale Gerinnung)
  • Lupus-Antikoagulans (Antiphospholipid-Antikörper)
  • Vitamin-K-Mangel (indirekter Einfluss durch Synthesestörung)

Hinweis: Die Referenzbereiche können je nach Labor und Messmethode leicht variieren.

Indikationen

  • Überwachung einer Therapie mit unfraktioniertem Heparin (blutverdünnendes Medikament)
  • Abklärung angeborener Gerinnungsstörungen (vererbte Blutgerinnungsstörungen), z. B. Hämophilie A und B (Bluterkrankheit)
  • Erkennung erworbener Koagulopathien (erworbene Störungen der Blutgerinnung), z. B. Faktor-VIII-Inhibitoren oder Antiphospholipid-Syndrom (Autoimmunerkrankung mit Neigung zu Thrombosen)
  • Präoperative Gerinnungsdiagnostik bei entsprechender Anamnese (medizinische Vorgeschichte)

Interpretation

Siehe oben in der Tabelle.

*Bei einer Antikoagulantien-Therapie mit Heparin sollte eine aPTT angestrebt werden, die um das 1,5-2-fache verlängert ist.

Differentialdiagnostik von Quick-Wert und aPTT

Konstellation Interpretation / Verdachtsdiagnosen
Quick-Wert vermindert, aPTT normal
  • Isolierte Verminderung der Faktor-VII-Aktivität
  • Leichte isolierte Verminderung von Faktor V oder X
Quick-Wert vermindert, aPTT verlängert, Blutungssymptome vorhanden
  • Überdosierung von unfraktioniertem Heparin (zuerst ausschließen)
  • Kombinierte Faktormangelzustände
  • Leberinsuffizienz (verminderte Syntheseleistung)
  • Vitamin-K-Mangel
  • Verbrauchskoagulopathie (disseminierte intravasale Gerinnung – DIC)

Beachte: Die Quick-Zeit reagiert empfindlicher auf Lebersynthesestörungen als die aPTT.
Quick-Wert normal, aPTT verlängert, Blutungssymptome vorhanden
  • Hämophilie A (Faktor-VIII-Mangel)
  • Hämophilie B (Faktor-IX-Mangel)
  • Von-Willebrand-Erkrankung (moderat erniedrigte Faktor-VIII-Aktivität)