Untersuchung von Bronchoalveolärer Lavage (BAL)

Die bronchoalveoläre Lavage (BAL) ist ein diagnostisches Verfahren zur Gewinnung von Zellen und gelösten Bestandteilen aus den terminalen Bronchiolen (kleinste Verästelungen der Bronchien) und Alveolen (Lungenbläschen). Sie wird primär im Rahmen bronchoskopischer Untersuchungen (Spiegelung der Atemwege) durchgeführt und ermöglicht die Beurteilung entzündlicher, infektiöser und maligner Prozesse in den unteren Atemwegen.

Sie dient in der klinischen Labordiagnostik zur Differenzierung pulmonaler Infiltrate, zur Abklärung interstitieller Lungenerkrankungen sowie zur mikrobiologischen und zytologischen Analyse bei unklaren pulmonalen Befunden.

Synonyme

  • BAL
  • Bronchiale Lavage
  • Bronchialspülung

Das Verfahren

  • Benötigtes Material
    • Spülflüssigkeit (meist physiologische Kochsalzlösung, ca. 100–300 ml in aliquoten Portionen à 20–50 ml)
    • Aspiriertes Lavagefluid (BAL-Flüssigkeit, zellhaltige Spüllösung)
  • Vorbereitung des Patienten
    • Nüchternheit (meist 6–8 Stunden vor der Bronchoskopie)
    • Aufklärung über Bronchoskopie (Spiegelung der Atemwege) und mögliche Risiken
    • Antikoagulanzien (blutgerinnungshemmende Medikamente) ggf. pausieren
    • Überwachung der Vitalparameter (lebenswichtige Körperfunktionen)
  • Störfaktoren
    • Kontamination mit oropharyngealen Sekreten (Speichel oder Rachenschleim)
    • Blutbeimengung bei traumatischer Lavage
    • Ungenügende Rückgewinnung des Spülvolumens (<30 %)
    • Präanalytische Fehler bei Lagerung und Transport
  • Methode
    • Durchführung im Rahmen einer flexiblen Bronchoskopie (bewegliche Atemwegsspiegelung)
    • Instillation der Spüllösung in ein definiertes Lungenareal (meist rechter Mittellappen oder Lingula)
    • Rückaspiration der BAL-Flüssigkeit zur weiteren Analyse
    • Auswertung erfolgt zytologisch (zellanalytisch), mikrobiologisch und ggf. immunzytologisch oder molekularbiologisch

Normbereiche (je nach Labor)

Zellverteilung in der BAL (Richtwerte für gesunde Nichtraucher):

Zelltyp Prozentanteil
Makrophagen 85-95 %
Lymphozyten 5-15 %
Neutrophile Granulozyten < 3 %
Eosinophile Granulozyten < 1 %
Mastzellen < 0,5 %

Hinweis: Bei Rauchern und bestimmten Expositionen kann das Zellmuster physiologisch abweichen.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Abklärung unklarer pulmonaler Infiltrate
  • Diagnostik interstitieller Lungenerkrankungen – z. B. Sarkoidose (Bindegewebserkrankung der Lunge), exogen-allergische Alveolitis (entzündliche Reaktion auf eingeatmete Stoffe), idiopathische Lungenfibrose (ungeklärte Lungenverhärtung)
  • Infektionsdiagnostik bei immunsupprimierten Patienten – z. B. Pneumocystis-jirovecii-Pneumonie (Pilzinfektion der Lunge), CMV (Zytomegalievirus), atypische Mykobakterien
  • Tumordiagnostik – z. B. Nachweis maligner Zellen bei Bronchialkarzinomen (Lungenkrebs) oder Lymphomen (Lymphdrüsenkrebs)
  • Umweltexposition und toxische Inhalationen – z. B. Silikose (Staublungenerkrankung), Berylliose (Lungenerkrankung durch Beryllium)
  • Verlaufsbeurteilung unter Therapie bei chronisch-entzündlichen Lungenerkrankungen

Interpretation

  • Erhöhte Lymphozyten
    • Hinweis auf Sarkoidose, exogen-allergische Alveolitis, chronisch-lymphozytäre Bronchiolitis (Entzündung der kleinen Bronchien)
  • Erhöhte Neutrophile
    • Hinweis auf bakterielle Infektion, Bronchiektasen (krankhafte Erweiterung der Bronchien), Zystische Fibrose (Mukoviszidose), ARDS (akutes Lungenversagen)
  • Erhöhte Eosinophile
    • Hinweis auf eosinophile Pneumonie (Entzündung durch eosinophile Zellen), medikamenteninduzierte Lungenerkrankung, Parasitosen (Wurmerkrankungen)
  • Nachweis maligner Zellen
    • Hinweis auf Bronchialkarzinom oder hämatologische Neoplasien (bösartige Bluterkrankungen) mit pulmonaler Manifestation
  • Nachweis infektiöser Erreger
    • Mikrobiologischer oder PCR-basierter Erregernachweis bei Infektionsverdacht

Weiterführende Diagnostik

  • Transbronchiale Biopsie – Ergänzung zur histologischen Sicherung (Gewebeuntersuchung)
  • Hochauflösende Computertomographie (HR-CT) – zur strukturellen Beurteilung des Lungenparenchyms (Lungengewebe)
  • Molekularbiologische Diagnostik – z. B. PCR (Genanalyse) auf atypische Erreger
  • Kultur und Resistenztestung – insbesondere bei Therapieversagen
  • Zytochemie / Immunphänotypisierung – z. B. zur Abklärung hämatologischer Neoplasien (bösartige Erkrankungen des Blutsystems)