Vitamin K1/K2
Vitamin K1 (Phyllochinon) und Vitamin K2 (Menachinon) sind fettlösliche Vitamine, die eine zentrale Rolle bei der Aktivierung von Vitamin-K-abhängigen Proteinen spielen. Diese Proteine sind essenziell für die carboxylierungsabhängige Funktion zahlreicher GLA-Proteine, die unter anderem für eine intakte Blutgerinnung (z. B. Prothrombin – ein Gerinnungsfaktor), den Knochenstoffwechsel (z. B. Osteocalcin – ein knochenbildendes Protein) sowie die Vermeidung von Gefäßverkalkungen (z. B. Matrix-GLA-Protein – ein Gefäßschutzprotein) verantwortlich sind. In der klinischen Labordiagnostik dienen sie der Beurteilung von Gerinnungsstörungen, Knochenstoffwechselstörungen sowie kardiovaskulären Erkrankungen (Herz-Kreislauf-Erkrankungen).
Synonyme
- Phyllochinon (Vitamin K1)
- Menachinon (Vitamin K2, MK-4 bis MK-13)
- Vitamin-K-Komplex
Das Verfahren
- Benötigtes Material
- Serum (Blutflüssigkeit ohne Gerinnungsfaktoren)
- EDTA-Plasma (Blutflüssigkeit mit Gerinnungshemmer – für Spezialanalytik)
- Vorbereitung des Patienten
- Nüchternblutabnahme empfohlen bei kombinierter Diagnostik mit Lipidstatus (Fettwerte im Blut)
- Störfaktoren
- Lipämie (fetthaltiges Blutserum – stört die Messung)
- Antikoagulative Therapie (Blutverdünnung – z. B. mit Marcumar)
- Antibiotikatherapie (kann Darmflora stören und Vitamin-K2-Produktion vermindern)
- Lichtempfindlichkeit der Probe – daher Lichtschutz erforderlich
- Methode
- HPLC mit Fluoreszenzdetektion (Hochleistungsflüssigkeitschromatographie – genaues Trennverfahren)
- LC-MS/MS bei Subtyp-Bestimmung (Massenspektrometrie – zur Bestimmung einzelner Vitamin-K-Typen)
Normbereiche (je nach Labor)
Subtyp | Referenzbereich |
---|---|
Vitamin K1 | 0,2-3,2 ng/ml |
Vitamin K2 (MK-7) | 0,1-1,2 ng/ml |
Vitamin K2 (gesamt) | 0,3-4,0 ng/ml |
Normbereiche sind methoden- und laborabhängig
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Diagnostik bei unklaren Blutungsneigungen (vermehrte oder verlängerte Blutungen)
- Verlaufskontrolle bei Vitamin-K-Antagonisten-Therapie (Gerinnungshemmung durch Medikamente wie Phenprocoumon)
- Osteoporosediagnostik (Abklärung bei Verdacht auf Knochenschwund)
- Atherosklerose- und Gefäßverkalkungsdiagnostik (Abklärung von Arterienverengungen)
- Mangelzustände bei Malabsorption (gestörte Aufnahme von Nährstoffen), Lebererkrankungen oder Langzeitantibiose
Interpretation
- Erhöhte Werte
- Selten, meist nach hoch dosierter Supplementierung (Vitaminzufuhr)
- Kein toxisches Potenzial bekannt bei oraler Gabe (über den Mund)
- Erniedrigte Werte
- Malabsorption (z. B. bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Zöliakie oder Pankreasinsuffizienz – Bauchspeicheldrüsenschwäche)
- Antibiotikatherapie (Reduktion der Darmflora → verminderte Vitamin-K2-Produktion)
- Leberinsuffizienz (Funktionsstörung der Leber – Speicher und Aktivierung beeinträchtigt)
- Neugeborene (physiologischer Mangel – daher standardmäßige Vitamin-K-Prophylaxe)
- Spezifische Konstellationen
- Erhöhtes Osteoporose- und Frakturrisiko bei Vitamin-K2-Mangel (besonders MK-7)
- Kardiovaskuläres Risiko (Herz-Kreislauf-Risiko) erhöht bei niedrigen K2-Werten durch reduzierte Aktivierung des Matrix-GLA-Proteins
Weiterführende Diagnostik
- Gerinnungsparameter: Quick, INR, PIVKA-II (untercarboxyliertes Prothrombin – inaktiver Gerinnungsfaktor bei Vitamin-K-Mangel)
- Knochenumbauparameter: Osteocalcin (carboxyliert / undercarboxyliert), Beta-CTX (Marker für Knochenabbau), PINP (Marker für Knochenaufbau)
- Fettlösliche Vitamine: Vitamin A, D, E bei Verdacht auf generelle Malabsorption
- Leberfunktionstests: ALT, AST, γ-GT, Bilirubin, Cholinesterase (zur Einschätzung der Lebergesundheit)
Literatur
- Shea MK, Booth SL. Vitamin K, vascular calcification, and chronic kidney disease: current evidence and unanswered questions. Curr Dev Nutr. 2019;3(5):nzz077. https://doi.org/10.1093/cdn/nzz077
- Schwalfenberg GK. Vitamins K1 and K2: The emerging group of vitamins required for human health. J Nutr Metab. 2017;2017:6254836. https://doi.org/10.1155/2017/6254836