Prokollagen-Typ-I-N-Propeptid (PINP)
Prokollagen-Typ-I-N-Propeptid (PINP) ist ein Marker des Knochenaufbaus (Bildung von Knochensubstanz) und entsteht als Spaltprodukt bei der Synthese von Typ-I-Kollagen (Baustein der Knochensubstanz), dem Hauptbestandteil der Knochenmatrix. In der klinischen Labordiagnostik dient PINP zur Beurteilung der Knochenneubildung, insbesondere bei metabolischen Knochenerkrankungen (Störungen des Knochenstoffwechsels) sowie im Verlauf knochenspezifischer Therapien.
Synonyme
- PINP
- N-terminales Propeptid des Typ-I-Prokollagens
- P1NP
Das Verfahren
- Benötigtes Material
- Serum (Blutflüssigkeit nach Gerinnung)
- EDTA-Plasma (Blutflüssigkeit mit Gerinnungshemmer; je nach Methode)
- Vorbereitung des Patienten
- Keine spezielle Vorbereitung erforderlich
- Bei Verlaufsbeurteilungen sollte die Probenentnahme zur gleichen Tageszeit erfolgen
- Störfaktoren
- Niereninsuffizienz (Nierenschwäche; führt zu verzögerter Ausscheidung)
- Hämolyse (Zerfall roter Blutkörperchen), Lagerungsfehler, intraindividuelle Schwankungen
- Einfluss endogener Hormone (körpereigene Hormone), z. B. Östrogene und Wachstumshormon
- Methode
- Immunoassay (Laborverfahren mit Antikörpern zur Messung)
- Automatisierte ECLIA (Elektrochemilumineszenz-Immunoassay; modernes Messverfahren)
Normbereiche (je nach Labor)
Subgruppe / Geschlecht / Alter | Referenzbereich |
---|---|
Männer | 20-76 ng/ml |
Frauen prämenopausal | 19-83 ng/ml |
Frauen postmenopausal | 17-91 ng/ml |
Normbereiche sind methoden- und laborabhängig.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Diagnostik bei Verdacht auf Osteoporose (Knochenschwund), Osteomalazie (Knochenerweichung) oder andere metabolische Knochenerkrankungen
- Verlaufsbeurteilung unter antiresorptiver (knochenabbauhemmender) oder anaboler (knochenaufbauender) Osteoporosetherapie (z. B. Teriparatid, Romosozumab)
- Differentialdiagnostik bei erhöhten Knochenumbauprozessen (z. B. Morbus Paget, primärer Hyperparathyreoidismus)
- Monitoring bei metastasierenden Tumoren mit ossärer Beteiligung (Absiedlungen in den Knochen)
Interpretation
- Erhöhte Werte
- Verstärkter Knochenaufbau (z. B. Therapie mit Parathormonanaloga)
- Akute Frakturheilung (Knochenbruchheilung)
- Morbus Paget (krankhafter Knochenumbau)
- Hyperparathyreoidismus (Überfunktion der Nebenschilddrüsen)
- Wachstum bei Kindern und Jugendlichen
- Erniedrigte Werte
- Antiresorptive Therapie mit Bisphosphonaten, Denosumab
- Immobilisation (Bewegungsmangel, Ruhigstellung)
- Schwere Osteoporose mit geringem Knochenumsatz (low-turnover-Osteoporose)
- Spezifische Konstellationen (optional)
- Kombination mit Beta-CTX (Marker für Knochenabbau) zur Beurteilung des Knochenumbaus (Turnover-Status)
Weiterführende Diagnostik
- Beta-CrossLaps (β-CTX) zur Bestimmung der Knochenresorption (Abbauvorgänge)
- Osteocalcin, alkalische Phosphatase (gesamt oder knochenspezifisch)
- Parathormon, 25-OH-Vitamin D, Calcium und Phosphat zur Einordnung in den Calcium-Phosphat-Stoffwechsel
- Knochendichtemessung (DXA) zur morphologischen Beurteilung (Strukturanalyse)