3α,5β-Hydroxy-Vitamin-D
3α,5β-Hydroxy-Vitamin-D ist ein atypisches Stoffwechselprodukt (Abbauprodukt) des Vitamin-D-Stoffwechsels, das über alternative, nicht-kanonische Abbauwege von Cholecalciferol (Vitamin D3) und seinen Metaboliten (Zwischenprodukten) entsteht. Es wird in der klinischen Forschung zunehmend als Marker (Messwert) für Vitamin-D-Katabolismus (Vitamin-D-Abbau), besonders im Rahmen chronischer Entzündungen, Granulombildung oder erhöhter 24-Hydroxylase-Aktivität (Enzymaktivität), untersucht.
Die labordiagnostische Bestimmung dient zur Differenzierung von Vitamin-D-assoziierten Störungen, insbesondere bei normwertigem 25-OH-Vitamin-D (Hauptspeicherform von Vitamin D) aber klinischem Verdacht auf Vitamin-D-Dysregulation (Störung) oder -Resistenz.
Synonyme
- 3α,5β-7-Hydroxy-Vitamin-D
- 3α,5β-Form des Vitamin-D-Metabolismus
- Atypische Vitamin-D-Metaboliten (AVDM)
Das Verfahren
- Benötigtes Material
- Serum (Blutflüssigkeit ohne Gerinnungsfaktoren)
- EDTA-Plasma (Blutplasma mit Gerinnungshemmer; seltene Spezialdiagnostik)
- Vorbereitung des Patienten
- Keine spezielle Vorbereitung erforderlich
- Störfaktoren
- Hämolyse (Zellzerfall im Blut), Lipämie (Fetttrübung), Lagerungseinflüsse
- Medikamente mit Einfluss auf den Vitamin-D-Stoffwechsel (z. B. Rifampicin, Antiepileptika)
- Methodenspezifische Limitationen (z. B. geringe Empfindlichkeit bei konventioneller Messmethode)
- Methode
- Hochauflösende Flüssigchromatographie-Massenspektrometrie (LC-MS/MS – Trenn- und Messverfahren)
- Herstellerabhängige Validierung erforderlich; kein Routinetest
Normbereiche (je nach Labor)
Subgruppe / Zustand | Referenzbereich |
---|---|
Gesunde Erwachsene | < 0,5 ng/ml |
Verdacht auf Dysregulation (z. B. Granulome) | > 1,0 ng/ml |
Therapeutische Fragestellungen | nicht etabliert |
Normbereiche sind methoden- und laborabhängig
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Differentialdiagnostik bei unklarer Vitamin-D-Statuslage trotz normalem 25-OH-D
- Abklärung bei Verdacht auf CYP24A1-Mutationen (Veränderungen eines Enzyms im Vitamin-D-Abbau)
- Diagnostik bei Hyperkalzämie (erhöhtem Calcium im Blut) unklarer Ursache mit erhöhtem 1,25-(OH)₂-Vitamin-D
- Beurteilung des Vitamin-D-Katabolismus (Vitamin-D-Abbau) bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen
Interpretation
- Erhöhte Werte
- Granulomatöse Erkrankungen (z. B. Sarkoidose, Tuberkulose)
- CYP24A1-Polymorphismen oder -Mutationen (Veränderungen im Enzymabbauweg)
- Aktivierung alternativer Vitamin-D-Abbauwege bei chronischen Entzündungen
- Erniedrigte Werte
- Keine klinische Relevanz etabliert
- Geringe oder fehlende Aktivität von 24-Hydroxylase (Enzym zur Vitamin-D-Spaltung)
- Spezifische Konstellationen
- Kombination mit erhöhtem 1,25-(OH)₂-Vitamin-D und Hyperkalzämie bei normwertigem 25-OH-D kann auf gestörten Katabolismus (Abbau) hinweisen
- Ergänzende Analyse weiterer Vitamin-D-Metaboliten (Zwischenprodukte) zur funktionellen Bewertung sinnvoll
Weiterführende Diagnostik
- Bestimmung von 25-OH-Vitamin-D und 1,25-(OH)₂-Vitamin-D
- Calcium, Phosphat, Parathormon (PTH – Hormon zur Calciumregulation) zur Abgrenzung anderer Ursachen
- Genetische Untersuchung auf CYP24A1-Mutationen
- Bildgebung zur Detektion von Granulomen oder Tumoren (z. B. Computertomographie – CT, Positronen-Emissions-Tomographie – PET-CT)