Trichinen (Trichinellose) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Beschreibung des Erregers

  • Erreger: Die Trichinellose wird durch verschiedene Arten des Parasiten Trichinella verursacht, der zu den Nematoden (Fadenwürmer) gehört. Zu den wichtigsten Arten zählen:
    • Trichinella spiralis (häufigste Art)
    • Trichinella nelsoni
    • Trichinella nativa
    • Trichinella britovi
    • Trichinella pseudospiralis
  • Genom: Trichinella-Arten besitzen ein komplexes Genom, das sie in die Lage versetzt, sich an verschiedene Wirte anzupassen und deren Immunabwehr zu umgehen.
  • Virulenz (Infektionskraft): Die Virulenz dieser Nematoden ergibt sich aus ihrer Fähigkeit, sich im Darmtrakt des Wirts rasch zu vermehren, sich über das Blut zu verbreiten und in die Skelettmuskulatur einzuwandern, wo sie Gewebe verändern.

Epidemiologie und Übertragungsweg

  • Verbreitung: Trichinellen können alle Säugetiere befallen. In Europa sind hauptsächlich Schweine betroffen. Die Infektion tritt häufig in Regionen auf, in denen rohes oder ungenügend gegartes Fleisch konsumiert wird.
  • Hauptübertragungsweg:
    • Die Übertragung auf den Menschen erfolgt durch den Verzehr von rohem oder unzureichend erhitztem Fleisch von infizierten Tieren, insbesondere Schweinen und Wildtieren wie Wildschweinen.
  • Reservoir: Das Hauptreservoir sind Säugetiere, insbesondere Hausschweine, aber auch Wildschweine, Bären und andere Fleischfresser.
  • Infektiosität: Trichinellen werden durch den Verzehr von infiziertem Fleisch aufgenommen. Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung findet nicht statt.

Eintrittspforte des Erregers

  • Haupteintrittspforte: Der Erreger gelangt durch den Verzehr kontaminierten Fleisches in den Dünndarm, wo die Larven freigesetzt werden und sich in der Darmwand festsetzen.
  • Nebeneintrittspforten: Eine Infektion durch andere Übertragungswege ist bei Trichinellen selten und nicht dokumentiert.

Pathogenese des Erregers

  1. Freisetzung und Vermehrung im Dünndarm:
    • Nach dem Verzehr von kontaminiertem Fleisch werden die eingekapselten Larven im oberen Dünndarm freigesetzt. Innerhalb weniger Tage entwickeln sie sich zu adulten Würmern.
    • Die adulten Weibchen produzieren in einem Zeitraum von zwei bis vier Wochen etwa 500 bis 1.500 Larven, die sich in die Blutbahn und das Lymphsystem verbreiten.
  2. Verbreitung über das Blut und Befall der Muskulatur:
    • Die Larven gelangen über die Blutbahn in verschiedene Gewebe des Körpers, vor allem in die quergestreifte Muskulatur.
    • In der Muskulatur befallen sie die Muskelzellen und wandeln diese in sogenannte Ammenzellen um, die den Parasiten schützen und versorgen. Diese Zellen ermöglichen die lange Persistenz der Larven im Muskelgewebe.
  3. Gewebeschädigung und Zystenbildung:
    • Innerhalb von etwa sechs Monaten kommt es zur Verkalkung der infizierten Muskelzellen und der Parasiten, wodurch kalzifizierte Zysten (verkalkte Zysten) entstehen. Diese Zysten bleiben lange im Gewebe bestehen, können aber auch chronische Entzündungen verursachen.
    • Der Befall anderer Organe ist selten, kann jedoch in schweren Fällen vorkommen.

Wirtsreaktion

  • Lokale Immunantwort:
    • Die Darmphase der Infektion löst eine entzündliche Reaktion aus, die durch Immunzellen wie Eosinophile und Makrophagen (Fresszellen) vermittelt wird. Diese Zellen versuchen, die Parasiten in den Muskeln zu bekämpfen.
    • Es kommt zur Freisetzung von Zytokinen wie Interferon-γ, die die Entzündungsreaktion verstärken und zur Verkapselung der Larven führen.
  • Systemische Immunantwort:
    • Bei der Verbreitung der Larven im Blut entsteht eine systemische Immunantwort, die durch die Aktivierung von T-Lymphozyten und die Produktion von Antikörpern geprägt ist. Diese Immunreaktion kann Fieber, Muskelschmerzen und allergische Reaktionen hervorrufen.

Organaffinität und Gewebeschäden

  • Bevorzugte Zielorgane: Trichinellen befallen primär die quergestreifte Muskulatur, insbesondere Atemmuskulatur, Zwerchfell und Augenmuskulatur.
  • Resultierende Gewebeschäden:
    • Die Gewebeschädigung durch die Larven verursacht entzündliche Prozesse und kann zu Muskelschmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen führen. Bei chronischen Verläufen kommt es zur Verkalkung des Gewebes, was dauerhafte Muskelschwäche oder Schmerzen zur Folge haben kann.

Klinische Manifestation

  • Symptomatologie:
    • Die Symptome der Trichinellose treten meist in zwei Phasen auf:
      1. Darmphase: Diese Phase ist gekennzeichnet durch Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, die wenige Tage nach dem Verzehr des kontaminierten Fleisches auftreten.
      2. Muskelphase: Etwa eine Woche nach der Infektion beginnt die Muskelphase, die durch Muskelschmerzen, Fieber, Schwellungen der Augenlider und Kopfschmerzen gekennzeichnet ist. In schweren Fällen können auch Atembeschwerden und Herzmuskelschäden auftreten.
    • Bei einer milden Infektion können die Symptome unspezifisch bleiben oder ganz ausbleiben.
  • Komplikationen:
    • Herzmuskelentzündung (Myokarditis/Herzmuskelentzündung), Lungenentzündung oder neurologische Komplikationen (z. B. Enzephalitis/Gehirnentzündung) sind selten, aber möglich, insbesondere bei schweren Infektionen.
    • Eine chronische Infektion kann zu anhaltenden Muskelschmerzen und Muskelschwäche führen.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Die Trichinellose wird durch den Verzehr von rohem oder unzureichend gegartem Fleisch verursacht, das Larven des Fadenwurms Trichinella enthält. Die Larven entwickeln sich im Dünndarm zu adulten Würmern und gelangen über die Blutbahn in die Skelettmuskulatur, wo sie sich in Ammenzellen einkapseln. Dies führt zu entzündlichen Reaktionen und in schweren Fällen zu Muskelschmerzen, Fieber und Schwellungen. Die Infektion kann schwerwiegende Komplikationen verursachen, erfordert jedoch eine frühzeitige antibiotische Behandlung, um dauerhafte Schäden zu vermeiden.

Ätiologie (Ursachen)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Verzehr von rohem/ungenügend erhitztem, von Trichinellen befallenen Fleisch