Hinweise zur Jodprophylaxe

Das Spurenelement Jod ist für die Synthese (Bildung) der Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) verantwortlich. Jod ist essentiell, das heißt, der menschliche Körper kann das Spurenelement selbst nicht herstellen, sodass er auf eine ausreichende Zufuhr über die Nahrung angewiesen ist, um die Funktion der Schilddrüse zu gewährleisten.

Die Ergebnisse der DEGS (Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland) zeigen, dass 30 % der Bevölkerung nicht die empfohlene Jodzufuhr erreichen. Somit liegt die Jodversorgung in Deutschland im mittleren, unteren Bereich [1]. Jeder dritte Bundesbürger leidet an krankhaften Veränderungen der Schilddrüse, wie einer Struma (Vergrößerung der Schilddrüse).

Gefährdet sind auch Kinder.

Während der Schwangerschaft ist der Bedarf an Jod erhöht. Ein mütterlicher Jodmangel in der Schwangerschaft kann die Entwicklung und Intelligenz des Kindes beeinflussen und in schwerer Ausprägung zu erhöhtem Risiko für Fehlgeburten oder zu angeborenen Anomalien führen [2]. Ebenso ist der Jodbedarf in der Stillzeit erhöht.

Die Notwendigkeit der Jodmangelvorbeugung ist somit unbestritten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt die Verwendung von jodiertem Speisesalz sowie eine Jodierung der Mineralstoffmischungen für Tierfutter.

Der Referenzwert der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für die empfohlene Jodzufuhr für einen gesunden Erwachsenen liegt bei 180-200 µg pro Tag. Der Höchstwert für die tägliche Aufnahme von Jod liegt bei 500 µg.

Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen wie Hyperthyreose (Überfunktion der Schilddrüse), subklinischer (latenter) Hyperthyreose, Morbus Basedow, Hashimoto-Thyreoiditis oder Knotenstruma sind bezüglich der Jodaufnahme häufig verunsichert und meinen, auf Jod verzichten zu müssen. Die folgenden Aussagen entkräften diese Annahme:

  • Eine Jodsalzprophylaxe mit 100-200 µg Jod pro Tag verursacht bzw. verschlimmert keine Schilddrüsenerkrankungen. Diese Jodmenge hat weder einen negativen Einfluss auf die überschießende Hormonproduktion bei Morbus Basedow oder Autonomie der Schilddrüse noch auf die Entwicklung einer Autoimmunthyreoiditis, z. B. Hashimoto-Thyreoiditis [4].
  • Jodiertes Speisesalz gilt als gesundheitlich unbedenklich, wenn bei Erwachsenen die Jodzufuhr durch die Nahrung 500 µg pro Tag nicht dauerhaft überschreitet. Das gilt auch für Schilddrüsenerkrankte [4].
  • Die in Deutschland zulässige Obergrenze von Jod in Speisesalz liegt bei 15-25 mg/kg Salz. Dadurch werden pro Tag bei einem Verzehr von 1 g Jodsalz durch Zusalzen und 5-6 g Jodsalz durch mit Jodsalz angereicherte Lebensmittel ca. 120-140 µg Jod aufgenommen. Auf der Grundlage dieser Mengen kann es zu keiner Überdosierung mit Jod kommen.
  • Achtung: Patienten mit Autoimmunthyreoiditiden, Morbus Basedow und älteren Patienten mit Knotenstruma sollten keine Jodidtabletten einnehmen!Eine Ausnahme gilt während der Schwangerschaft und Stillzeit [3].

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Deutschland sagt ganz deutlich, dass durch den bestimmungsgemäßen Verzehr von jodiertem Speisesalz oder den damit hergestellten Speisen und Lebensmitteln weder ein gesundheitliches Risiko besteht noch die Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen durch diese Jodsalz-Prophylaxemaßnahmen erschwert wird [5]:

  • "Nur eine dauerhafte Überschreitung des geltenden Höchstwertes von 500 µg Jod pro Tag könnte für Patienten mit einer Schilddrüsenautonomie problematisch sein".
  • "Die gegenwärtige mittlere alimentäre Jodzufuhr (Lebensmittel + Jodsalz) bereitet Patienten, die aufgrund einer Basedow-Erkrankung behandelt werden, keine Probleme".
  • "Die gegenwärtige mittlere alimentäre Jodzufuhr in Deutschland stellt für Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis kein Problem dar".
    "Ein Verzicht auf jodiertes Speisesalz ist nicht erforderlich".
    "Nur Patienten mit aktiver Entzündung sollten auf Jodtabletten und besonders jodhaltige Speisen (Algen, japanische Speisen) verzichten".

Literatur

  1. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Jodversorgung in Deutschland: Ergebnisse des aktuellen Jodmonitoring. www.bmel.de/DE/Ernaehrung/GesundeErnaehrung/_Texte/DEGS_JodStudie.html
  2. Remer T, Johner SA, Gärtner R, Thamm M, Kriener E: Jodmangel im Säuglingsalter – ein Risiko für die kognitive Entwicklung. Dtsch. Med. Wochenschr 2010; 135: 1551-6. doi: 10.1055/s-0030-1262446
  3. Arbeitskreis Jodmangel e.V: Jodversorgung bei Schwangeren und Stillenden. http://jodmangel.de/ausreichende-jodversorgung/schwangere-und-stillende/
  4. Arbeitskreis Jodmangel e.V: Jodmangel und Jodversorgung in Deutschland 5. Auflage Stand: Juni 2016
  5. Ehlers Anke: Nutzen und Risiken der Jodprophylaxe in Deutschland. Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Aktualisierte Stellungnahme vom 21.03.2012