Nebenschilddrüsenüberfunktion (Hyperparathyreoidismus) – Medikamentöse Therapie

Therapieziel

  • Normalisierung des Serum-Calciumspiegels

Therapieempfehlungen – Primärer Hyperparathyreoidismus (pPHT)

  • Für Patienten mit symptomatischen primären Hyperparathyreoidismus, die nicht bzw. nicht sofort operiert werden können:
    • Cinacalcet (Calcimimetikum)
      • Mittel der ersten Wahl
      • führt zu einer Verminderung des Serum-Calciums und des Parathormons
  • Weitere mögliche Medikamente – v. a. zum Schutz vor Knochenverlust:
    • Bisphosphonate (Medikamente zur Behandlung der Osteoporose)
    • Calcitonin (Antagonist (Gegenspieler) des Parathormons)
  • Osteoporoseprophylaxe bei postmenopausalen Frauen:
    • Bisphosphonate
  • Cave (Achtung!): Keine Anwendung von Thiaziddiuretika (entwässerndes Medikament) und Digitalis (Antiarrhythmikum)!
  • Bei höhergradiger Hypercalcämie (Calciumüberschuss):
    • 9%-ige Kochsalzlösung i. v.; 4-6 (10) l/Tag
      • zur Verstärkung der Calciumausscheidung sowie zur Rehydratation (Flüssigkeitsausgleich)
      • Kontraindikationen (Gegenanzeigen): schwere Herzinsuffizienz (Herzschwäche), schwere Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)
  • Bei hypercalzämischer Krise mit Nierenversagen:
    • Hämodialyse ("Blutwäsche") – zur Elimination (Entfernung) vom Calcium
  • Postoperativ kann es zu Hypocalcämien (Calciummangel) kommen ("hungry bone syndrom") – zur Normalisierung der Calcium-Homöostase wird eine Calcium- bzw. seltener auch eine Vitamin D-Substitution empfohlen:
    • 1-1,5 g Calcium/Tag
    • 0,25-0,5 µg Calcitriol/Tag

Therapieempfehlungen – Sekundärer Hyperparathyreoidismus (sPHT) bei Niereninsuffizienz

  • Glomeruläre Filtrationsrate (GFR) < 50-60 ml/min:
    • präventive Gabe von Vitamin D-Metaboliten (Calcitriol, Paricalcitol)
    • Calcifediol* mit verlangsamter Wirkstofffreigabe (ERC = Extended Release Calcifediol): die kontrolliert langsame Freisetzung von 25(OH)D kann das Gleichgewicht der Schlüsselparameter einer CKD-MBD (chronic kidney disease – mineral bone disorder) wieder herstellen und das Parathormon (PTH) nachhaltig senken; Serumspiegel von Calcium, Phosphat und ibroblasten-Wachstumsfaktor 23 (FGF-23) werden dabei in der Regel nicht wesentlich verändert.
  • Ggf. Gabe von Calcium
  • Therapie der Hyperphosphatämie (Phosphatüberschuss):
    • Einsatz von Phosphatbindern
      • v. a. calciumhaltige Phosphatbinder, calciumfreie Phosphatbinder wie Sevelamer, Lanthankarbonat
      • Cave: Aluminiumhaltige Phosphatbinder wegen Toxizitätsproblemen nur kurzfristig einsetzen!
    • adäquate Dialyse
  • Zur Verminderung des Parathormons:
    • Cinacalcet (Calcimimetikum)

*Hormonvorstufe im Vitamin-D-Stoffwechsel, die in der Leber durch die Vitamin-D-25-Hydroxylase aus Cholecalciferol gebildet wird

Therapieempfehlungen – Tertiärer Hyperparathyreoidismus (tHPT)

  • Behandlung der Grunderkrankung, z. B. Niereninsuffizienz
  • Wie im Rahmen der Pharmakotherapie des primären Hyperparathyreoidismus kommen auch hier zur Senkung des Calciums im Blut Bisphosphonate und Calcitonin zum Einsatz.

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Primärer Hyperparathyreoidismus. (AWMF-Registernummer: 174 - 006), März 2016 Langfassung