Labordiagnostik
Prostatakarzinom

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • PSA (prostataspezifische Antigen) 
    • Der Gesamt-PSA-Serumspiegel um das 50. Lebensjahr erwies sich als zuverlässiger Prädiktor des Auftretens eines nicht lokal begrenzten Prostatakarzinoms: 66 % der Tumoren traten bei Männern auf, die einen PSA-Serumspiegel in der oberen Quintile gehabt hatten, das heißt einen Wert von > 0,9 ng/dl. Die mediane Zeit bis zum Auftreten des Tumors betrug 17 Jahre [2].
  • Alkalische Phosphatase – bei Verdacht auf Knochenmetastasen
  • Blutbild  zum Ausschluss einer tumorbedingten Anämie (Blutarmut)

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung etc.

  • Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C bzw. Kreatinin-Clearance
  • Molekulargenetische Untersuchungen
    • PCA 3-Test spezifischer molekulargenetischer Test, bei dem Prostatazellen aus einer Urinprobe analysiert werden. PCA3 ist ein Gen, das ausschließlich in Prostatagewebe exprimiert wird.
    • p16 (Regulator-Gen) – war in einer Phase-III-Studie ein unabhängiger prognostischer Marker beim Prostatakarzinom [1]
    • ESRP1 (Onkogen) – assoziiert mit sehr schnell teilendem und hochaggressivem Prostatakarzinom (bereits im frühen Tumorstadium nachweisbar) [5]
    • RNA-Test, der die die Expression von zehn verschiedenen Genen im Serum und im Urin misst, die mit der Progression und Metastasierung (Fortschreiten und Bilden von Tochtergeschwülsten) von Prostatatumoren einhergehen; nachfolgend die Ergebnisse [4]:
      • bezogen auf die Biopsieresultate berechneten die Autoren für den Test eine Sensitivität (Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit durch die Anwendung des Tests erkannt wird, d. h. ein positives Testresultat auftritt) von 88-95 %
      • bezogen auf die Prostatektomie-Befunde betrug die Sensitivität 92-97% 
      • die Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden) betrug allerdings nur 39-45 %; der Test ist allerdings hilfreich gefährliche Tumoren bei Männern mit niedrigem Gleason-Score (3+3) in der Biopsie (Gewebeentnahme) auszuschließen 
    • Nachweis von AR-V7 in exosomaler RNA aus dem Plasma (ist in jeder Tumorzelle mit resistenten Rezeptor vorhanden) – Prädiktor für Resistenz gegenüber antihormonellen Therapien (z. B. Abirateron, Enzalutamid) [3]
    • TMPRSS2-ERG-Fusionsgen – die Fusion von TMPRSS2 mit ERG tritt bei 40-70 % aller diagnostizierten Prostatakarzinome auf
    • Prostatatype-Score (P-Score). Dieser beinhaltet neben klinisch-pathologischen Parametern zudem das Expressionsniveau dreier mit Prostatakrebs assoziierter Gene (Expression der Gene IGFBP3, F3 und VGLL3) im ProstatabiopsatDie klinisch-pathologischen Pratermeter beinhalten Gleason-Score, PSA-Wert und klinisches T-Stadium. Der Score soll in der Lage sein abschließende Befunde nach radikaler Prostatektomie zuverlässig vorauszusagen. Das Ergebnis wird mit Punktzahlen bewertet: Punktzahlen von 0-2 Punkte deuten auf Prostatakrebs mit geringem, von 3-5 auf Tumoren mit intermediärem und von 6-15 auf Karzinome mit hohem krebsspezifischem Mortalitätsrisiko (Sterberisiko). Jede Erhöhung des Scores um einen Punkt steigert die krebsspezifische Mortalität um 39 % [7]
  • Tango-Test („thermophoretischer AND-Gate-Operation“-Test): Nachweis von Prostata-spezifischen Antigen (PSMA) und epithelialen Zelladhäsionsmolekül (EpCAM); mit diesem Test ließen sich innerhalb von 15 min Patienten mit Prostatakarzinom von Patienten mit benigner Prostatahyperplasie (BPH) aus einer Gruppe mit uneindeutigen PSA-Befunden mit 91 % Genauigkeit identifizieren [6]. (Test steht in Deutschland noch nicht zur Verfügung)
  • Histologische (feingewebliche) Untersuchungen aus den Gewebezylindern (10-12) nach Prostatabiopsie (Stanzbiopsie/Gewinnung von Gewebezylindern zum Zweck einer histologischen/feingeweblichen Untersuchung) unter transrektal-sonographischer Kontrolle; s. a. "Sonographisch gesteuerte Prostatabiopsie" [S3-Leitlinie]:
    • bei eindeutig malignen oder benignen Läsionen ist keine Immunhistochemie anzuschließen
    • bei bezüglich der Dignität (biologisches Verhalten von Tumoren; also ob sie benigne (gutartig) oder maligne (bösartig) sind) unklaren Fällen: immunhistochemische Abklärung mit ein oder zwei Basalzellmarkern, evtl. ergänzt um einen Positivmarker des Prostatakarzinoms (z. B. AMACR oder FASN)

Interpretation der PSA-Werte vor einer Therapie

75-90 % aller Prostatakarzinome werden durch einen pathologischen PSA-Wert auffällig.

Die Wahrscheinlichkeit ein Prostatakarzinom zu entdecken, liegt bei:

  • PSA < 4 ng/ml: 4-15 %
  • PSA > 4 ng/ml und < 10 ng/ml: 25 %
  • PSA > 10 ng/ml: 33-50 %

Derzeit wird empfohlen oberhalb eines Schwellenwertes von 4 ng/ml trotz negativer digital rektaler Untersuchung (DRU; Untersuchung des Mastdarms (Rektum) und der Nachbarorgane (z. B. Prostata) mit dem Finger) eine Prostatastanzbiopsie (Gewebeentnahme aus der Prostata) durchzuführen [3].

Dennoch bedeuten diese Werte, dass gerade im Grauzonenbereich zwischen 4 ng/ml und 10 ng/ml und negativer digital-rektaler Untersuchung die Prostatastanzbiopsie in 75 % der Fälle kein Karzinom ergibt und sozusagen „umsonst“ durchgeführt wird. Durch verschiedene Methoden wird daher versucht die Differenzierung zwischen benignen (gutartigen) und malignen (bösartigen) Prostataerkrankungen mit dem PSA zu erhöhen.

Interpretation des PSA-Wertes bei rezidiviertem oder metastasiertem Prostatakarzinom

  • Nach radikaler Prostatektomie kennzeichnet ein in mindestens zwei Messungen bestätigter PSA-Wert auf > 0,2 ng/ml ein biochemisches Rezidiv.
    → Eine biooptische Sicherung des biochemischen Rezidivs ist nicht erforderlich.
  • Nach alleiniger Strahlentherapie kennzeichnet ein in mindestens zwei Messungen bestätigter PSA-Anstieg von > 2 ng/ml über den postinterventionellen PSA-Nadir ein biochemisches Rezidiv.
    → Eine bioptische Sicherung eines biochemischen Rezidivs bei Patienten nach Strahlentherapie mit der Option einer lokalen Rezidivtherapie sollte angestrebt werden.

Literatur

  1. Chakravarti A, DeSilvio M, Zhang M, Grignon D, Rosenthal S, Asbell SO, Hanks G, Sandler HM, Khor LY, Pollack A, Shipley WJ: Prognostic value of p16 in locally advanced prostate cancer: a study based on Radiation Therapy Oncology Group Protocol 9202. Clin Oncol. 2007 Jul 20;25(21):3082-9.
  2. Ulmert D, Cronin AM, Björk T, O'Brien MF, Scardino PT, Eastham JA, Becker C, Berglund G, Vickers AJ, Lilja H.
    Prostate-specific antigen at or before age 50 as a predictor of advanced prostate cancer diagnosed up to 25 years later: a case-control study. BMC Med. 2008 Feb 15;6:6.
  3. Seitz AK et al.: AR-V7 in peripheral whole blood of castration-resistant prostate cancer patients: association with treatment-specific outcome under abiraterone and enzalutamide, European Urology, August 2017, doi: 10.1016/j.eururo.2017.07.024
  4. Albitar M et al.: Prostatectomy-based validation of combined urine and plasma test for predicting high grade prostate cancer. Prostate 2018 Mar;78(4):294-299. doi: 10.1002/pros.23473. Epub 2018 Jan 8.
  5. Gerhäuser C et al.: Molecular Evolution of Early-Onset Prostate Cancer Identifies Molecular Risk Markers and Clinical Trajectories. Cancer Cell. 2018 Dec 10;34(6):996-1011.e8. doi: 10.1016/j.ccell.2018.10.016.
  6. Deng J et al.: One-Step Thermophoretic AND Gate Operation on Extracellular Vesicles Improves Diagnosis of Prostate Cancer. Angew Chem Int Ed Engl . 2022 Jun 24;e202207037. doi: 10.1002/anie.202207037.
  7. Söderdahl F et al.: A Novel Risk Score (P-score) Based on a Three-Gene Signature, for Estimating the Risk of Prostate Cancer-Specific Mortality Dovepress 2022;14:203-217 https://doi.org/10.2147/RRU.S358169

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Prostatakarzinom. (AWMF-Registernummer: 043 - 022OL), Mai 2021 Kurzfassung Langfassung

     
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