Ursachen
Bauchspeicheldrüsenschwäche (Pankreasinsuffizienz)

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Das Pankreas (Bauchspeicheldrüse) hat zwei wichtige Aufgaben, eine exokrine und eine endokrine Funktion. Zum einen bildet es verschiedene Verdauungsenzyme wie Trypsinogen, Amylase und Lipase. Diese werden dann in das Duodenum (Zwölffingerdarm) abgegeben (= exokrine Funktion).
Neben dieser exokrinen Funktion bildet das Pankreas die lebenswichtigen Hormone Insulin und Glukagon, die den Kohlenhydrathaushalt regulieren. Diese Hormone werden direkt ins Blut abgegeben. Wird die Bauchspeicheldrüse durch Erkrankungen wie die chronische Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) schwer geschädigt, so kann es zur exokrinen Pankreasinsuffizienz (Unfähigkeit der Bauchspeicheldrüse, genügend Verdauungsenzyme zu bilden) und Diabetes mellitus kommen.

Eine exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI), mit der Folge einer Maldigestion ("schlechte Vedauung") mit Diarrhoe (Durchfall), Steatorrhoe (Fettstuhl), Gewichtsabnahme und Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe), kann nach einer akuten Pankreatitis auftreten; nach einer chronischen Pankreatitis ist der Zeitpunkt des Auftretens nicht vorhersehbar. Nach 10 Jahren tritt bei einer chronischen Pankreatitis bei über der Hälfte und nach 20 Jahren bei fast allen Patienten eine exokrine Insuffizienz auf (mehr als die Hälfte des Organs muss zerstört sein, damit es zu einer Steatorrhoe/Fettstuhl kommt; tritt erst auf, wenn die Lipasesekretion um mehr als 90-95 % reduziert ist).

Die Häufigkeit eines Diabetes mellitus bei chronischer Pankreatitis (pankreatogener Diabetes) wird in der Literatur zwischen 30 und 70 Prozent angegeben. Bei der endokrinen Pankreasinsuffizienz ist wie bei der exokrinen Pankreasinsuffizienz das Maximum der Häufigkeit erst nach 10-20 Jahren zu erwarten.
Exokriner und endokriner Pankreasfunktionsverlust gehen dabei nicht parallel einher. So haben nach zehn Jahren ca. 20 Prozent der Patienten mit exokriner Pankreasinsuffizienz auf dem Boden einer chronischen Pankreatitis noch eine normale Glukosetoleranz (Fähigkeit des Organismus, eine große Glucosemenge ohne die Entwicklung pathologischer Blutzuckerwerte abzubauen). Mehr als die Hälfte der Patienten mit schwerer enzymsubstitutionspflichtiger exokriner Pankreasinsuffizienz hatten eine normale Glukosetoleranz, oder sie bedurften keiner Insulintherapie, selbst wenn sie Diabetiker waren. Umgekehrt benötigte jeder zweite, beziehungsweise dritte insulinpflichtige Diabetiker keine Enzymsubstitution für seine exokrine Pankreasinsuffizienz [1].

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern
    • Genetische Erkrankungen
      • Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit) – genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang mit vermehrter Ablagerung von Eisen als Folge einer erhöhten Eisenkonzentration im Blut mit Gewebeschädigung 
      • Mukoviszidose (Zystische Fibrose, ZF) ‒ genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang, die durch die Produktion von zu zähmen Sekret in verschiedenen Organen gekennzeichnet ist.

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Mangelernährung – proteinarme (eiweißarme) Ernährung
  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol (Missbrauch)

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Autoimmune Pankreatitis – Bauchspeicheldrüsenentzündung, die durch eine Autoimmunerkrankung (gegen den eigenen Körper gerichtet) verursacht wurde
  • Diabetes mellitus Typ 1 und 2 (im fortgeschrittenen Stadium)
  • Duodenalkarzinom (Zwölffingerdarmkrebs)
  • Gastrinom – Hormon-produzierender Tumor im Pankreas (Bauchspeicheldrüse)
  • Morbus Crohn mit ausgeprägtem Dünndarmbefall 
  • Mukoviszidose (zystischen Fibrose, CF) – genetisch bedingte Erkrankung, die durch die Produktion von zu zähmen Sekret in verschiedenen Organen gekennzeichnet ist.
  • Pankreasinsuffizienz mit Knochenmarkdysfunktion (Shwachman-Syndrom) – Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse mit zusätzlicher Störung der Blutbildung
  • Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs)
  • Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung)
  • Primär sklerosierende Cholangitis (PSC) – chronische Entzündung der extra- und intrahepatischen (außerhalb und innerhalb der Leber gelegenen) Gallengänge; in 80 % der Fälle mit einer Colitis ulcerosa assoziiert; Langzeitrisiko für ein cholangiozelluläres Karzinom (bösartiger Tumor der Gallengänge der Leber) liegt bei 7-15 %
  • Traumatische Pankreatitis – Bauchspeicheldrüsenentzündung, die durch eine Verletzung verursacht wurde
  • Zöliakie (glutensensitive Enteropathie) – Erkrankung der Dünndarmmukosa (Dünndarmschleimhaut; Enteropathie), die auf einer Überempfindlichkeit gegen das Getreideeiweiß Gluten* in genetisch prädisponierten Personen beruht

Labordiagnosen – Laborparameter, die als unabhängige Risikofaktoren gelten

  • Hypertriglyzeridämie – zu hohe Triglyceride (Neutrafette) im Blut

Medikamente

  • Octreotid → exokrine Pankreasinsuffizienz

Operationen

  • Gastrektomie (Magenentfernung)
  • Pankreasresektion (Entfernung der Bauchspeicheldrüse)

Weitere Ursachen

  • Strahlentherapie

Literatur

  1. Lankisch, PG, Nauck M: Diabetes und chronische Pankreatitis: Wann, wie oft und wie zu therapieren? Dtsch Arztebl 2000; 97(27): A-1894 / B-1627 / C-1511
     
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