Ammoniak

Ammoniak ist ein farbloses, stechend riechendes Gas, das aus einem Stickstoff- und drei Wasserstoffatomen (NH3) aufgebaut ist. Hauptbildungsort im menschlichen Körper ist der Darm, insbesondere das Kolon (Dickdarm). Hier wird durch bakterielle Prozesse aus nicht verdautem Eiweiß Ammoniak freigesetzt und resorbiert.

Der Abbau erfolgt überwiegend in der Leber. Dieses erklärt warum Proteinmahlzeiten bei einem Leberschaden zu einer sogenannten Ammoniakintoxikation (Ammoniakvergiftung) führen. Dabei kommt es zu einer toxischen Wirkung des Ammoniaks auf das zentrale Nervensystem (ZNS) und mit der Folge von Desorientiertheit und zerebralen Krämpfen. Ammoniak ist somit ein Parameter der Detoxikationleistung der Leber.

Ammoniak hat eine wichtige Funktion als Zwischenprodukt beim Auf- und Abbau von Aminosäuren. Auf Grund der Toxizität (Giftigkeit) größerer Ammoniakmengen wird es zur Ausscheidung im Körper in den ungiftigen Harnstoff umgewandelt.

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • EDTA-Plasma (innerhalb von 30 Minuten nach Blutentnahme bei +4°C zentrifugieren; tiefgefroren: ca. -20 °C)

Vorbereitung des Patienten

  • Nicht erforderlich

Störfaktoren

  • Schneller Transport der tiefgefrorenen Probe ins Labor
  • Achtung! Haltbarkeit max. 2 Stunden bei +2 °C - +8 °C

Normwerte ‒ Blutserum

Geschlecht Einheit:  µg/dl µmol/l
Frau 25-94  11-51 
Mann 19-82  16-60

Indikationen

  • Leberfunktionsstörungen
  • Differentialdiagnose bei unklarem Koma

Interpretation

Interpretation erhöhter Werte

  • Frühgeburten, niedriges Geburtsgewicht
  • Harnwegsinfektionen (HWI) bei Anomalien der ableitenden Harnwege
  • Hochdosierte Chemotherapie
  • Hyperammonämie (krankhaft erhöhter Ammoniumgehalt im Blut), angeborene
  • Hypokaliämie (Kaliummangel) → Steigerung der Ammoniakproduktion in der Niere
  • Infektionen
  • Leberkoma
  • Leberparenchymschäden, die zur eingeschränkten Leberfunktion führen
  • Leberzirrhose ‒ bindegewebiger Umbau der Leber, der zu Funktionseinschränkungen führt
  • Plasmozytom (multiples Myelom) – maligne (bösartige) Systemerkrankung
  • Reye-Syndrom ‒ akute Bewußtseinseinschränkung in Kombination mit einer Steatohepatitis (Fettleberhepatitis), die bei Kindern nach einem virale Infekt auftreten kann; ein Zusammenhang mit der Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) wird beschrieben
  • Medikamente
    • Diuretika-Überdosierung (Diuretikum: Arzneimittel zur Ausschwemmung von Wasser)
    • Hochdosierte Chemotherapie
    • Valproinsäure

Interpretation erniedrigter Werte

  • Nicht krankheitsrelevant

Weitere Hinweise

  • Es besteht eine geringe Korrelation zwischen der Höhe der Ammoniak-Konzentration und dem Grad der hepatischen Enzephalopathie (potenziell reversible Funktionsstörung des Gehirns, die durch eine unzureichende Entgiftungsfunktion der Leber entsteht).
  • Der AMM-ULN (Quotient aus Serumammoniak in µmol/l und dem oberen Grenzwert für Ammoniak des jeweiligen Testlabors) weist ab einem Schwellenwert von 1,4 auf ein erhöhtes Risiko für Komplikationen (z. B. Varizenblutung (Krampfaderblutung, Infektionen, hepatische Enzephalopathie, fortschreitender Aszites (Bauchwasser)) hin, die einer stationären Behandlung bedürfen. Des Weiteren steigt die Wahrscheinlichkeit der leberbedingten Mortalität (Sterberate) [1].

Literatur

  1. Tranah TH et al.: Plasma ammonia levels predict hospitalisation with liver-related complications and mortality in clinically stable outpatients with cirrhosis. J Hepatol 2022; https://doi.org/10.1016/j.jhep.2022.07.014

     
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